„Wir sind alle betroffen“
Demo gegen Llíbers Urbanisation – Deutscher war von Anfang an bei Protestbewegung dabei
Jalón/Llíber – at. Baulärm und der Blick auf Trassen, die in einst idyllische Berge geschlagen wurden: Dass der Bebauungsplan PAI Medina, der eine Urbanisation mit 488 Wohnungen in der Muntanya Llarga in Llíber vorsieht, in vollem Gange ist, lässt sich nicht mehr übersehen – und schon gar nicht überhören. „ Wir hören die Baumaschinen jeden Tag von 8 bis 18 Uhr“, sagt Berta K. (Name von der Redaktion geändert), eine Anwohnerin in direkter Nähe der Makro-Baustelle.
Ihren richtigen Namen möchte sie nicht nennen. Sich öffentlich gegen das von der PP regierte Rathaus in Llíber zu stellen, das den PAI unterstützt, will sie nicht riskieren. Ist sie doch eins der größtenteils ausländischen Opfer des Bauskandals von 1999 bis 2004, die in einem von Llíbers rund 300 illegalen Häusern wohnen – und nach wie vor auf Unterstützung des Rathauses hoffen. „ Und dann siehst du, dass das Rathaus direkt nebenan eine neue Urbanisation mit mindestens genauso vielen Häusern bauen lässt, anstatt sich erst einmal um die zu kümmern, die nach wie vor nicht legalisiert wurden“, ärgert sie sich.
Dreimal so groß wie Dorf
Wie groß der Ärger nicht nur bei ihr ist, zeigt der enorme Zulauf, den die Bürgerinitiative Salvem la Vall in kürzester Zeit erhalten hat. Gert Reiche aus Jalón war einer der Ersten, die sich, damals noch im kleinen Kreis, gegen den PAI stellten. „ Mit einer Freundesgruppe haben wir vergangenen Mai auf der Xalónia Unterschriften gesammelt“, sagt er. Schnell kamen 1.000 Unterschriften zusammen, „ auch viele junge Spanier und ausländische Residenten sowie andere Gruppen schlossen sich uns an“, sagt der Deutsche.
Warum der Widerstand gegen die neue Urbanisation so groß sei? „ Weil wir alle irgendwie betroffen
sind“, meint er. „ Die Fläche der Urbanisation übersteigt den Dorfkern von Llíber um das Dreifache.“Mit den entsprechenden Folgen für Infrastruktur, Wasser, Kanalisation und Müllentsorgung sowie befürchteten Preissteigerungen, wie es Salvem auch anschaulich in einem aktuellen Video erklärt. Und, nicht zu vergessen, steht auch die Ursprünglichkeit, die das Vall de Pop ausmacht, die Einheimische lieben und die Touristen anzieht, auf dem Spiel. „ Statt schöner Berge haben wir dann Beton vor Augen“, sagt Reiche.
Auch sie sei immer gerne durch die Berge gewandert, erzählt Erika K., sie liebe die Ruhe der Gegend. Ihre ehemalige Spazierstrecke ist schon jetzt verschandelt, „ das berührt uns auch emotional“, sagt sie. „ Wir wissen nicht, was das für die Zukunft bedeutet, zum Beispiel für die Wasserversorgung. Wenn nach und nach wenige Häuser gebaut würden, wäre das was anderes.“
Doch mit der neuen Urbanisation würde sich die Einwohnerzahl von Llíber schlagartig verdoppeln.
Ein schon begonnenes Zukunftsszenario, gegen das Salvem la Vall die Notbremse ziehen und am Sonntag, 18. Februar, auf die Straße gehen will. „ Wir erwarten weit über 1.000 Teilnehmer“, sagt Gert Reiche, über 70 Organisationen unterstützen die Demo offiziell. Der Deutsche hofft, dass die Menschen aus früheren Fehlern gelernt haben. Aus Zeiten, als den Einheimischen mit Bauprojekten Wohlstand versprochen wurde. „ Stattdessen wurde ihnen ihr Kulturgut geraubt und profitiert haben davon am Ende nur die Bauunternehmen und ihre Freunde.“
Junge Leute dabei
Salvem la Vall ist überzeugt, dass die Arbeiten am PAI nicht legal sind, doch der Baustopp, den die Initiative im vergangenen Sommer erwirkte, wurde nur kurz eingehalten. „ Wir wollen daher eine Rechtsanwältin einschalten“, sagt Reiche. Und zwar die gleiche, mit deren Hilfe in der Vergangenheit schon Bauplänen in Parcent ein Ende bereitet wurde. Sollte das
auch in Llíber gelingen, „ fordern wir zudem, dass die Berge in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden“, sagt Reiche. Im Sinne der Touristen, die diese Landschaft ihrer Idylle wegen besuchen, aber auch im Sinne der Einheimischen. „ Es freut mich vor allem, dass sich so viele junge Leute für diese Sache einsetzen. Junge Leute, die die Landschaft erhalten wollen, die gerne hier leben.“
Doch erst einmal lärmen die Baumaschinen weiter, und während die kritischen Stimmen immer lauter werden, wirbt Bauträger Vapf mit „ nachhaltigen“Luxuschalets, „ gedacht für Menschen, die die Umwelt respektieren“. Zu haben ab einem Preis von 900.000 Euro.
Demo: Sonntag, 18. Februar, 11 Uhr, ab Pla-Parkplatz in Llíber. Anschließend Mittagessen (Reservierung 642 467 451) und Musik auf Jalóns Flohmarkt. Kurzlink zum Info-Video von Salvem: https://rb.gy/3l4uop.