Ein Dorf mit Geschichte
Eine mittelalterliche Altstadt, ein Aussichtsplatz am Friedhof und eine Tour durch die maurischen Höhlen
Bocairent im Süden der Provinz Valencia ist eines der schönsten Dörfer Spaniens, zumindest laut den Reiseexperten von „ National Geographic“. Zwischen grünen Feldern und beeindruckenden Bergen erhebt sich das Dorf auf einem Hügel. Die mittelalterlichen Häuser sind eng beieinander in das Gestein gebaut. Sie haben teilweise bis zu sechs Stockwerke auf der einen Seite, während die andere Seite im Berg verschwindet und deutlich kleiner aussieht. Die Straßen sind zum Teil sehr steil und uneben. Am besten erkundet man sie mit festem Schuhwerk.
Das mittelalterliche Viertel der Stadt ist seit 1975 künstlerischhistorisches Denkmal von nationalem Interesse. Die in den Hügel gebaute Altstadt ist nur über Brücken erreichbar. Durch ihre besondere Lage war die Stadt schon immer ein beliebter Ort für Ansiedlungen und hat eine weit zurückreichende Geschichte. Bocairent war ein arabisches Dorf, das 1256 während der Reconquista von Jaime I erobert wurde. Auf Befehl des Königs wurde das Dorf offiziell gegründet, während christliche Bewohner dort angesiedelt wurden. Dabei behielten sie die Gebäude mit ihren schmalen Gassen, sodass der Ort auch heute noch einem typischen islamischen Stadtbild entspricht. Ein besonderes Highlight nicht weit entfernt vom Ortskern sind die maurischen Höhlen am Rande der Stadt.
Kleine Stadt, große Geschichte
Das 4.000-Einwohner-Städtchen war zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert hauptsächlich für seine Textilindustrie bekannt. Auf saftig grünem Gras erinnert noch heute eine Statue am Stadteingang an diese Vergangenheit. Sie zeigt den „ Hombre de la Manta“, einen Mann, der eine metallene Decke um seine Schultern geschwungen hat. Er repräsentiert nicht nur das industrielle Erbe Bocairents, sondern auch die traditionelle Kleidung der Region.
Über eine Brücke gelangt man ins Innere des Ortes. Die Altstadt wirkt am Morgen noch etwas verschlafen. Nur wenige Menschen sind unterwegs. Zwei Männer sitzen zusammen vor einem Cafe in der Sonne, eine junge Frau ist mit einem Kinderwagen unterwegs. Die verschlungenen Straßen lassen sich am besten zu Fuß erkunden. In nur wenigen Gehminuten erreicht man den Rathausplatz. Hier stehen großen Herrenhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert eng aneinandergereiht. In der Mitte befindet sich ein großer, kunstvoll gestalteter Brunnen und von oben überragt der helle Kirchturm der
Pfarrkirche Nuestra Señora de la Asunción die Häuser. Durch einen Torbogen hindurch hat man einen tollen Blick auf den weitflächigen Platz. Der Bogen wurde damals als Aquädukt errichtet, um Wasser in das Dorf zu transportieren. Seine Geschichte reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Neben einigen Cafés befindet sich hier auch direkt die Touristeninformation, die den idealen Startpunkt für zwei der beliebten Routen durch die Stadt bietet.
Die Ruta Mágica ist der beste Weg, um die mittelalterlichen Teile Bocairents zu erkunden. Bei einem Spaziergang lernen Besucher die Kernelemente der Stadt kennen: überraschend große, in den Stein gebaute Gebäude und
Straßen in allen Formen und Größen. Die Route führt einmal um die Altstadt herum, vorbei an der ehemaligen Stadtmauer und den Häusern direkt am Rand zur Schlucht. In der Ferne erkennt man die Ermita del Santo Cristo. Ein geschwungener Kreuzweg führt zu der kleinen Kapelle auf einem gegenüberliegenden Hügel. Außerdem kommt man vorbei an der ältesten Brücke der Stadt, der „ Darrere la Vila“. Sie stammt vermutlich aus dem 15. Jahrhundert und war damals der einzige Zugang nach Bocairent. Von hier aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Silhouette des Dorfes, das sich über den Hügel ausbreitet. Die Sonne erwärmt die Luft und den Boden. In der Ferne zwitschern die Vögel.
Zurück in der Altstadt leiten Informationsschilder die Besucher zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Die Häuser sind immer noch
Der arabische Aufbau der Stadt ist heute immer noch zu erkennen