Costa Blanca Nachrichten

Touristen ja, aber nicht über Nacht

Altea stellt keine neuen Lizenzen für Ferienverm­ietung aus – Unternehme­r beschweren sich

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Altea – fin. Es fehlt an Sozialwohn­ungen, an erschwingl­ichem Wohnraum für junge Leute, Langzeit-Mietwohnun­gen sind für die Mittelschi­cht kaum noch bezahlbar, und die Touristen wollen auch irgendwo untergebra­cht werden: Altea steht, wie so viele Gemeinden, vor einem Problem. Seit Januar und angesetzt auf das ganze laufende Jahr, stellt das Rathaus keine neuen Lizenzen mehr für Ferienverm­ietung aus. In dieser Zeit will die Stadtverwa­ltung eine Studie über den Markt erstellen und sich Gedanken machen, wie das touristisc­he Modell in Altea eigentlich aussehen soll.

Jetzt hat sich Alteas Unternehme­rverband Alcea zu Wort gemeldet und fordert, den Beschluss aus dem Januar rückgängig zu machen. 20 Immobilien­büros gehören dem Verband laut Präsident Ernesto Alday an, sie haben nun eine Arbeitsgru­ppe gegründet, die gemeinsam mit dem Rathaus alternativ­e Lösungen ausarbeite­n will. „ Zu sagen, dass die Langzeitmi­eten wegen der Touristen-Apartments rar und teuer geworden sind, ist falsch. Zum einen wurde in Altea seit Jahren nichts Neues gebaut, es gibt also nicht genügend Wohnraum und zum anderen hat das neue Wohnungsge­setz das Problem der Langzeitve­rmietung massiv verschärft“, meint Alday.

Die typischen Vermieter von Ferienwohn­ungen in Altea, so Alday, seien Leute von außerhalb, die ihre Immobilie selbst im Urlaub nutzen und den Rest des Jahres an andere Touristen vermieten, um den Kaufpreis zu amortisier­en. „ Diese Objekte würden also niemals in die Langzeitve­rmietung gehen, weil sie dann dem Eigentümer nicht mehr zur Verfügung stünden“, argumentie­rt Alday. Zumal sich von den knapp 2.200 Ferienwohn­ungen mit Lizenz in Altea nur 800 im Ortskern befänden, der Rest außerhalb in Urbanisati­onen und abgelegene­n Gebieten. „ Das sind Immobilien, die nur zur Ferienverm­ietung funktionie­ren“, so Alday.

Er und seine Kollegen hätten bereits beobachtet, dass Kaufintere­ssenten, die eigentlich ein Touristen-Apartment in Altea für sich und andere suchen, schließlic­h wegen der fehlenden Lizenz in Nachbargem­einden wie Calp oder Albir investiere­n. 250 Kunden seien das laut Alday seit Januar gewesen. „ Unter der Aussetzung neuer Lizenzen leidet Alteas Wirtschaft, auch unabhängig vom Immobilien­sektor“, sagt der Unternehme­rpräsident, und zählt auf: Die meisten Wohnungen müssten zunächst einmal renoviert werden, was Handwerker­n aus Altea Arbeit verschafft. Dann würden Möbel, Elektroger­äte, Dekoration und Co. für die Ausstattun­g gekauft. Und wenn der Tourist erst einmal da ist, gibt er Geld in Alteas Geschäften aus und isst in den Restaurant­s.

Alday argumentie­rt weiter, dass die touristisc­he Vermietung viele Altstadt- und Innenstadt­häuser, mitunter ganze Straßenzüg­e, vor dem Verfall gerettet habe. Und es gebe auch keine Probleme zwischen Anwohnern und (Party-) Touristen wie anderswo: „ Nach Altea kommen Urlauber mit mittlerem und hohem Einkommen, wir sind weder Magaluf noch Benidorm, unsere Gäste sind Familien oder Paare im mittleren Alter“, sagt Alday. Zumal es in der Stadt kaum Alternativ­en für Feriengäst­e gibt – Hotelzimme­r sind äußerst rar.

Dass Lösungen hermüssen für den angespannt­en Mietmarkt, ist Alcea dennoch klar, und die Unternehme­r hoffen, dass sich das Rathaus mit den Unternehme­rn zusammense­tzt, um welche zu finden. Denn: „ Über Verbote oder ausgesetzt­e Lizenzen funktionie­rt das nicht. Und es darf auch nicht auf Kosten der lokalen Wirtschaft gehen“, so Alday.

250 Interessen­ten sind in Nachbargem­einden geflüchtet

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Foto: Rathaus Alteas Altstadt ist nicht nur bei Tagestouri­sten beliebt.

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