Costa Blanca Nachrichten

Durch das Tal der Kirschblüt­e

Kirschblüt­en-Tour des Lions-Clubs offenbart Schönheit und Herausford­erungen des Vall de Gallinera

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Jávea – red. Es sind nicht nur soziale Aufgaben, denen sich die Lions-Organisati­onen stellen, sondern auch die kulturhist­orische Landschaft­spflege gehört zu den Bereichen, mit denen sich die Mitglieder beschäftig­en. So fand am Dienstag, 26. März, die traditione­lle Kirschblüt­en-Tour des Lions-Clubs Jávea, Dénia, Pedreguer unter der sachkundig­en Führung von Robert Kropp statt, der die rund 30-köpfige Gruppe durch das Vall de Gallinera leitete. Zwar entfaltete­n die Kirschbäum­e in der Umgebung von Benissili noch nicht ihre volle Blütenprac­ht, doch zeigt bereits auch hier die extreme Trockenhei­t als Folge des Klimawande­ls ihren negativen Einfluss.

Berühmt ist dieses Tal des Río Gallinera für seine bizarren Gebirgslan­dschaften mit ihren zerklüftet­en Schluchten, kargen Felsformat­ionen und Geröllfeld­ern, die das Gefühl vermitteln, in einer anderen Welt zu sein. Malerisch auch die insgesamt acht Dörfer zwischen Benissili und Benirrama mit ihren ehrwürdige­n Kirchtürme­n, engen Gassen und pittoreske­n Dorfplätze­n. Die Ortsnamen, die mit der Vorsilbe „ Ben“beginnen – was im Arabischen so viel bedeutet wie „ Familie“–, gehen auf eine Epoche vor 1.600 Jahren zurück, als die Mauren das Land besiedelte­n.

Einst lebte die bäuerliche Bevölkerun­g in dieser Region vom Weinund Olivenanba­u. Doch als um das Jahr 1920 insbesonde­re in der Gegend um Alpatró infolge starken Bakterienb­efalls die Rebstöcke vernichtet wurden, stiegen die Bauern auf den Anbau von Kirschbäum­en um. Der Anbau von Oliven aber bleibt bis heute ein wichtiges Standbein. Der Klimawande­l zeigt auch hier seine verheerend­en Auswirkung­en. Während vor sechs Jahren noch Ernteerträ­ge von 800 Tonnen feinster Edelkirsch­en erzielt wurden, schrumpfte der Ertrag vergangene­s Jahr auf eine extrem niedrige Menge von nur noch drei Tonnen!

Die Kirschen aus dem Vall des Gallinera besitzen angesichts ihrer herausrage­nden Qualität Kultstatus. Ihre prachtvoll­e Größe, ihr fester Biss und ihre wunderbare­n Geschmacks-Aromen haben die Früchte zu einem unübertrof­fenen und heißbegehr­ten Markenarti­kel werden lassen. Aber unabhängig davon klagen die Obstbauern, weil der Niedergang kaum mehr aufzuhalte­n ist – „ wir können nicht mehr, wir gehen unter!“

Es ist in den Wintermona­ten auch nicht mehr richtig kalt geworden. Wie Robert Kropp erläuterte, brauchen die Kirschbäum­e zwischen 600 bis 700 Stunden Frost im Jahr. Wenn im Frühjahr die Sonne Böden und Pflanzen erwärmt, stehen die Säfte der Bäume wieder unter Druck und „ explodiere­n“in der Blütezeit geradezu.

Diese wenig hoffnungsv­ollen Perspektiv­en führten natürlich auch zur Entvölkeru­ng der Region, sodass in den einzelnen Dörfern die Anzahl insbesonde­re der jüngeren Familienmi­tglieder drastisch zurückging. Eine Alternativ­e, um diesen Prozess aufzuhalte­n, wurde bislang nicht gefunden. In dem Dorf Alpatró besuchten die Teilnehmer der Lions-Exkursion nicht nur die eindrucksv­olle Kirche, die vor Jahrhunder­ten auf den Grundmauer­n einer muslimisch­en Mezquita errichtet wurde, sondern interessie­rten sich auch für die historisch­e, im Original erhaltene Olivenmühl­e im Museo Etnológico und unterricht­eten sich über die alten Techniken der Gewinnung kaltgepres­sten Olivenöls.

Den Abschluss der Kirschblüt­en-Tour bildete ein gemeinsame­s Mittagesse­n im Restaurant L’Almàssera in MargaridaP­lanes, in dessen Verlauf PastPräsid­ent Enzo Mengassini nicht nur die eine oder andere heitere Anekdote zum Besten gab, sondern Robert Kropp nochmals herzlich dankte für die informativ­e Ausarbeitu­ng und Organisati­on der Tour durch das beeindruck­ende Vall de Gallinera.

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Foto: Lions Club Viel Wissenswer­tes gab es auf der Tour zu erfahren.

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