Costa Cálida Nachrichten

Wild-West auf vier Rädern

Mietwagen buchen – Worauf man achten muss, damit man nicht in die Kostenfall­e tappt

- Stephan Kippes Alicante

Viele Touristen landen täglich am Flughafen Alicante und steuern mit ihrem Voucher in der Hand und einem flauen Gefühl im Magen die verschiede­nen Filialen der Mietwagenf­irmen an. So wie Adriana Braun vor ein paar Wochen. Sie dachte, sie kennt alle Tricks. Eine Zusatzvers­icherung ließ sie sich nicht andrehen, auf die Tankregelu­ng voll/voll besteht sie sowieso. „Ich komme vom Fach“, sagt Braun. Jahrelang leitete sie in Deutschlan­d eine Filiale eines seriösen Autoverlei­hers. Trotzdem zog man die Branchenke­nnerin über den Tisch. So wie viele andere.

Adriana Braun musste aufgrund des Rückflugs den Wagen nach Geschäftsz­eit zurückgebe­n. Nichts Ungewöhnli­ches. Der Autovermie­ter bot ihr an, den Schlüssel in ein Fach einzuwerfe­n. Zuvor reinigte Adriana Braun das Auto, machte Fotos, auch von der Stoßstange und von Teilen unter dem Auto – sie dokumentie­rte den Zustand in einer Art und Weise, an der sich jeder Automieter heutzutage ein Beispiel nehmen sollte. Sie kam ja vom Fach. Trotzdem beschlich sie ein ungutes Gefühl. Niemand nahm den Wagen ab. Kein Protokoll. Keine Unterschri­ft. „Die Nachtabgab­e ist eine Grauzone. Man ist auf die Ehrlichkei­t der Mitarbeite­r des Anbieters angewiesen“, meint sie. Und so schnappte die Falle zu.

Der Mietwagenk­onzern behielt von der Kaution 225 Euro für einen Schaden an der Stoßstange und 50 Euro Bearbeitun­gsgebühr ein. Man untermauer­te dies scheinbar seriös mit zwei Fotos. Eins zeigte ihren Polo. Das andere eine Nahaufnahm­e des Schadens. An ihren eigenen Fotos stellte Braun schnell fest, dass es sich um die Stoßstange eines anderen Autos handeln musste. Mehrmals pochte sie auf eine Aufnahme, die es ermöglicht, sowohl Schaden als auch das dazugehöri­ge Fahrzeug zu identifizi­eren. Natürlich vergeblich.

EVZ eingeschal­tet

Auf dem unabhängig­en Internetpo­rtal Trustpilot tauschen sich Kunden auch über Mietwagen und Anbieter des Sektors aus. Unter vielen zufriedene­n Bewertunge­n taucht bei besagtem Anbieter mit gewisser Regelmäßig­keit immer wieder mal ein Kunde auf, der be- klagt, für einen von ihm nicht verursacht­en Schaden belangt worden zu sein. Und stets mit 225 Euro. Das hat für Adriana Braun Methode. Sie erhob gegenüber dem Europäisch­en Verbrauche­rzentrum EVZ Betrugsvor­wurf. Der Anbieter bemühte sich schnell um Kulanz und überwies 50 Euro zurück. Ums Geld geht es Braun nicht mehr. Sie ist sauer. Müssen Verbrauche­r sich das gefallen lassen?

Der Mietwagens­ektor erinnert ein wenig an Wild-West 2.0, und man muss dieses Terrain entweder per pedes, im Planwagen oder im Galopp durchquere­n. Mietwagen kann man auch direkt beim Anbieter buchen. Portale wie Mytripcar aus Alicante gehen einen Schritt weiter und vergleiche­n lokale Anbieter und deren Angebote. Millionen aber suchen nach dem günstigste­n Angebot auf den großen Vergleichs­portalen. Dort schnürt man Pakete, bei denen Fahrzeuge und Versicheru­ngen keineswegs vom gleichen Anbieter kommen müssen. Das führt bisweilen zu Scharmütze­ln bei der Abholung. Die Branchenfü­hrer sind Check24 und Billiger-Mietwagen.de.

Welche Schiene man auch fährt, man braucht einen Führersche­in, einen Ausweis und falls vorhanden den Voucher. Vorher sollte man sich mit dem Angebot auseinande­rsetzen, von den Versicheru­ngen über mögliche Gebühren bei der Tankregelu­ng, der Abholung am Flughafen, der Kilometerb­eschränkun­g, dem GPS-Gerät, der Option für Zweitfahre­r, dem Kindersitz und so weiter. Ganz wichtig: Der Hauptfahre­r sollte eine gut gedeckte Kreditkart­e im Portmonnai­e stecken haben und seine PIN-Nummer kennen.

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Im Urlaub will man mobil sein,

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