Wild-West auf vier Rädern
Mietwagen buchen – Worauf man achten muss, damit man nicht in die Kostenfalle tappt
Viele Touristen landen täglich am Flughafen Alicante und steuern mit ihrem Voucher in der Hand und einem flauen Gefühl im Magen die verschiedenen Filialen der Mietwagenfirmen an. So wie Adriana Braun vor ein paar Wochen. Sie dachte, sie kennt alle Tricks. Eine Zusatzversicherung ließ sie sich nicht andrehen, auf die Tankregelung voll/voll besteht sie sowieso. „Ich komme vom Fach“, sagt Braun. Jahrelang leitete sie in Deutschland eine Filiale eines seriösen Autoverleihers. Trotzdem zog man die Branchenkennerin über den Tisch. So wie viele andere.
Adriana Braun musste aufgrund des Rückflugs den Wagen nach Geschäftszeit zurückgeben. Nichts Ungewöhnliches. Der Autovermieter bot ihr an, den Schlüssel in ein Fach einzuwerfen. Zuvor reinigte Adriana Braun das Auto, machte Fotos, auch von der Stoßstange und von Teilen unter dem Auto – sie dokumentierte den Zustand in einer Art und Weise, an der sich jeder Automieter heutzutage ein Beispiel nehmen sollte. Sie kam ja vom Fach. Trotzdem beschlich sie ein ungutes Gefühl. Niemand nahm den Wagen ab. Kein Protokoll. Keine Unterschrift. „Die Nachtabgabe ist eine Grauzone. Man ist auf die Ehrlichkeit der Mitarbeiter des Anbieters angewiesen“, meint sie. Und so schnappte die Falle zu.
Der Mietwagenkonzern behielt von der Kaution 225 Euro für einen Schaden an der Stoßstange und 50 Euro Bearbeitungsgebühr ein. Man untermauerte dies scheinbar seriös mit zwei Fotos. Eins zeigte ihren Polo. Das andere eine Nahaufnahme des Schadens. An ihren eigenen Fotos stellte Braun schnell fest, dass es sich um die Stoßstange eines anderen Autos handeln musste. Mehrmals pochte sie auf eine Aufnahme, die es ermöglicht, sowohl Schaden als auch das dazugehörige Fahrzeug zu identifizieren. Natürlich vergeblich.
EVZ eingeschaltet
Auf dem unabhängigen Internetportal Trustpilot tauschen sich Kunden auch über Mietwagen und Anbieter des Sektors aus. Unter vielen zufriedenen Bewertungen taucht bei besagtem Anbieter mit gewisser Regelmäßigkeit immer wieder mal ein Kunde auf, der be- klagt, für einen von ihm nicht verursachten Schaden belangt worden zu sein. Und stets mit 225 Euro. Das hat für Adriana Braun Methode. Sie erhob gegenüber dem Europäischen Verbraucherzentrum EVZ Betrugsvorwurf. Der Anbieter bemühte sich schnell um Kulanz und überwies 50 Euro zurück. Ums Geld geht es Braun nicht mehr. Sie ist sauer. Müssen Verbraucher sich das gefallen lassen?
Der Mietwagensektor erinnert ein wenig an Wild-West 2.0, und man muss dieses Terrain entweder per pedes, im Planwagen oder im Galopp durchqueren. Mietwagen kann man auch direkt beim Anbieter buchen. Portale wie Mytripcar aus Alicante gehen einen Schritt weiter und vergleichen lokale Anbieter und deren Angebote. Millionen aber suchen nach dem günstigsten Angebot auf den großen Vergleichsportalen. Dort schnürt man Pakete, bei denen Fahrzeuge und Versicherungen keineswegs vom gleichen Anbieter kommen müssen. Das führt bisweilen zu Scharmützeln bei der Abholung. Die Branchenführer sind Check24 und Billiger-Mietwagen.de.
Welche Schiene man auch fährt, man braucht einen Führerschein, einen Ausweis und falls vorhanden den Voucher. Vorher sollte man sich mit dem Angebot auseinandersetzen, von den Versicherungen über mögliche Gebühren bei der Tankregelung, der Abholung am Flughafen, der Kilometerbeschränkung, dem GPS-Gerät, der Option für Zweitfahrer, dem Kindersitz und so weiter. Ganz wichtig: Der Hauptfahrer sollte eine gut gedeckte Kreditkarte im Portmonnaie stecken haben und seine PIN-Nummer kennen.