Costa Cálida Nachrichten

„Die Orte brauchen die Dipu“

Präsident der Provinzver­waltung César Sánchez verteidigt Nutzen der Diputación – Keine Bürgermeis­terkandida­tur in Calp mehr

- Melanie Strauß Calp

Nach acht Jahren ist Schluss. César Sánchez Pérez (PP), der seit 2011 in Calps Rathaus (Provinz Alicante) das Sagen hat, tritt nicht mehr als Bürgermeis­terkandida­t an. Aus persönlich­en Gründen, wie der 40-Jährige sagt. Und, um ein Verspreche­n einzulösen: sich nicht länger an den Posten zu klammern als nötig. „Acht Jahre reichen, um einige Projekte umzusetzen“, so Sánchez. Seinen Verzicht verkündete er nicht, ohne eine Alternativ­e für sich in petto zu haben: Der Konservati­ve, der 2015 quasi über Nacht zum Präsidente­n der Provinzver­waltung Alicante wurde, will erneut für den Chefposten in der Diputación kandidiere­n.

Sie werden bei der Kommunalwa­hl im Mai 2019 nicht mehr als Bürgermeis­terkandida­t in Calp antreten. Warum?

In erster Linie stehe ich damit zu meinem Wort. Als ich mich vor acht Jahren zur Wahl stellte, versprach ich, nicht länger als acht Jahre im Bürgermeis­teramt zu bleiben. Ich denke, das ist ein angemessen­er Zeitraum, um Projekte in Gang zu setzen, eine persönlich­e Note im Rathaus zu hinterlass­en und Platz zu machen für eine andere Person, die sich nun neuen Herausford­erungen stellen muss.

Einige Projekte konnten umgesetzt werden, andere nicht. Sind Sie insgesamt zufrieden?

Die Bilanz ist sehr positiv. Ich denke, dass sich sowohl Stadt als auch Rathaus in den letzten acht Jahren zum Besseren gewandelt haben.

In welcher Hinsicht?

Das Rathaus hat heute etwa 50 Prozent weniger Schulden. Das heißt, es ist keine Last mehr für die Calpinos. Heute haben wir eine gesündere Wirtschaft, das Rathaus zahlt seine Rechnungen in rund 30 Tagen. Als ich Bürgermeis­ter wurde, waren es noch 1.000 Tage. Außerdem ist die strukturel­le Arbeitslos­igkeit um rund 35 Prozent zurückgega­ngen. Das hat viele Gründe. Einer davon ist, dass Calp in Mode gekommen und ein attraktive­r Ort für Investitio­nen durch Unternehme­n geworden ist. Und das Wichtigste: Calp hat seine Stabilität wiedergewo­nnen. In der Legislatur­periode vor 2011 sah man Calp in den Nachrichte­n fast nur im Zusammenha­ng mit Skandalen oder politische­r Instabilit­ät. Das ist heute nicht mehr so.

Eine umstritten­e Maßnahme zu Beginn Ihres Mandats war die Entlassung von 71 Rathausang­estellten. In einigen Fällen stehen heute noch Löhne aus.

Das betrifft nur einen sehr kleinen Teil, mit dem wir nun versuchen, zu einer Einigung zu kommen. Wir mussten damals schwierige, aber dringend notwendige Entscheidu­ngen treffen. Als ich im Juli 2011 ins Bürgermeis­teramt kam, war kaum Geld da, um die Löhne der Rathausang­estellten zu bezahlen. Diese Entscheidu­ngen fielen mit Gewissenha­ftigkeit und dem Gemeinwohl im Hinterkopf.

Von Calps Opposition wurde Ihre Doppelroll­e als Bürgermeis­ter und Präsident kritisiert. Es sei unmöglich, beiden Aufgaben gerecht zu werden.

Ehrlich gesagt ist mir ziemlich egal, was die Opposition sagt. Wichtiger ist mir, was die Calpinos denken. Und ich glaube, dass Calp nicht darunter gelitten hat, dass sein Bürgermeis­ter gleichzeit­ig Diputacion­s-Präsident ist – im Gegenteil. Wer darunter gelitten hat, sind meine Familie, Freunde und mein Rücken von den vielen Autofahrte­n. Calp hat dank der Provinzver­waltung zwei neue Kreisverke­hre, die die Zufahrt zum Ort erleichter­n oder neu asphaltier­te Straßen in den Urbanisati­onen.

Gibt es bereits eine Nachfolger­in oder einen Nachfolger als Bürgermeis­terkandida­t der Calper PP?

Das ist eine Entscheidu­ng, die die Partei treffen muss und das wird sie wohl im Dezember tun. Ich denke, ich würde niemandem einen Gefallen tun, persönlich darüber zu urteilen, wer mein Nachfolger werden soll.

Was erwartet Calps künftigen Bürgermeis­ter, etwa im Hinblick auf den bislang ungelösten Konflikt mit den Eigentümer­n der Ausgrabung­sstätte Baños de la Reina?

Ich sehe da kein Problem mehr, wir sind schon dabei, den Konflikt zu lösen. Das Rathaus hat entschiede­n, Bauten an der römischen Ausgrabung­sstätte um jeden Preis zu verhindern, sie mithilfe eines Aktionspla­ns – übrigens ebenfalls mit Unterstütz­ung der Diputación – zu einem Museum zu machen. Dafür soll auch dauerhaft ein Stadtarchä­ologe angestellt werden. Das Baurecht soll (statt die Eigentümer finanziell zu entschädig­en, Anm. d. Red.) von den Baños auf andere Grundstück­e im Saladar übertragen werden. Was ich nämlich nicht möchte, ist, der Stadt Schulden zu hinterlass­en.

Aber nicht alle Grundstück­seigentüme­r

weiß die Landesregi­erung, dass sie es mit den aktuellen Umfragezah­len in acht Monaten nicht an die Spitze der Provinzver­waltung schaffen wird.

Warum ist eine Institutio­n wie die Diputación, die zwischen Land und Kommunen vermittelt, so wichtig?

Sie existiert schon seit mehr als 200 Jahren und ist die älteste Institutio­n Spaniens. Gäbe es keine Provinzver­waltung, bekämen die Kommunen keine direkten Hilfen für Infrastruk­tur und Wohlstand.

Sie kämen von anderer Stelle.

Momentan kommt von der Landesregi­erung gar nichts, und Valencia ist weit weg, um etwa Kommunen mit wenigen hundert Einwohnern direkt zu betreuen. Warum sollte man also eine gut funktionie­rende Institutio­n wie die Provinzver­waltung Alicante abschaffen?

Aus Sicht der Bürger vielleicht, weil sie viel Geld kostet.

Was die Landesregi­erung will, ist die Diputación durch neun Gemeindeve­rbände zu ersetzen. Das heißt, sie weiß ganz genau, dass eine Institutio­n nötig ist, die nah an den Kommunen dran ist. Aber da sie sie nicht regieren kann, will sie sie auflösen. Natürlich kosten alle diese Einrichtun­gen Geld und sollten sich ständig erneuern, um noch effiziente­r zu werden, aber die Diputación ist eine der wenigen, die gut funktionie­ren.

Um wieder Präsident der Provinzver­waltung zu werden, müssen Sie als Stadtrat gewählt werden. In welchem Ort wollen Sie sich für die PP aufstellen lassen?

Diese Entscheidu­ng habe ich noch nicht getroffen. Möglich wären Calp oder Alicante. Mit Alicantes PP-Bürgermeis­ter Luis Barcala verstehe ich mich gut.

Jetzt ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt, aber haben Sie während der Amtszeit Rajoys einmal mit dem Gedanken gespielt, nach Madrid zu gehen?

Nein, denn wenn man an seinem Projekt arbeitet – also am Projekt Calp und Provinzver­waltung – denkt man an seine Aufgaben und nichts anderes. Die Partei hat entschiede­n, dass ich wieder Provinzprä­sident werden soll und wenn die Partei etwas anderes entscheide­t, stehe ich auch dafür zur Verfügung.

 ?? Foto: Ángel García ?? César Sánchez will wieder Präsident der Provinzver­waltung Alicante werden.
Foto: Ángel García César Sánchez will wieder Präsident der Provinzver­waltung Alicante werden.

Newspapers in German

Newspapers from Spain