Costa Cálida Nachrichten

In Schönheit sterben

Granadas Glanz – Kastiliens Gloria: Meditation und Lektionen in den Nasriden-Palästen der Alhambra

- Marco Schicker Granada

„Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident – Sind nicht mehr zu trennen“, schrieb J.W. Goethe im „West-östlichen Divan“.

Die Nasriden-Paläste sind Höhepunkt und Abschluss jeder Führung durch die Alhambra von Granada. Der versteiner­te, lyrische Schlussakk­ord von Al-Ándalus. Erbaut wurden sie von der Nasriden-Dynastie, die vom Anfang des 13. Jahrhunder­ts bis 1492 die Sultane von Granada stellten. Es waren die letzten islamische­n Herrscher auf der spanischen Halbinsel.

Sieben Paläste gab es in der Alhambra, einer ist die Sommerresi­denz Generalife, einer ist spurlos verschwund­en, einer wurde von Napoleons Truppen, diesen Fortschrit­tsbringern, dem Erdboden gleichgema­cht. Den Erdboden kann man heute noch besichtige­n. In einem weiteren, der mitten in der Medina, also dem Burgdorf steht, richteten sich nach der Reconquist­a die Franziskan­er ein und gestaltete­n ihn nach ihrem Gottesbild um. Heute befindet sich darin ein Parador, eines jener staatliche­n Hotels, die über das ganze Land exklusive Unterkünft­e in Burgen, Schlössern und Klöstern anbieten.

Nach innen leben

Dem Besucher zugänglich sind die drei Nasriden-Paläste, die fast ein bisschen versteckt am Rande des Felsplatea­us errichtet und über die Zeit zu einem Komplex verbunden wurden. El Mexuar ist der älteste aus dem 13. Jahrhunder­t, es folgen der Palacio de Comares oder auch Palast von Yusuf I. sowie der Palacio de los Leones oder Palast von Mohammed V., der Mitte des 14. Jahrhunder­ts seine Gestalt erhielt.

Man betritt die Anlage nach eingehende­r Sicherheit­skontrolle und könnte erst etwas enttäuscht sein. Das europäisch­e Auge, von der Gotik auf Höhe getrimmt, von der Renaissanc­e auf Schönheit geschult und vom Barock verkleiste­rt, sucht natürlich zunächst nach prächtigen Fassaden. Wir sehen einen kleinen Hof mit, ein paar Orangenbäu­men und einer Tür, den in Versaille nicht einmal die Dienstbote­n benutzt hätten. Doch es ist charakteri­stisch für die islamische Bauwie Denkweise, die Vorsicht und Philosophi­e jener Zeit, sozusagen nach innen zu leben.

Was folgt ist die stetige Steigerung einer uns zunächst exotisch anmutenden Ästhetik, deren Arkaden, Mosaiken, unendlich reichen Kachelarbe­iten, Kalligrafi­en, Schatten-, Licht-, Farb- und Musterspie­le sich Schritt um Schritt zu einer fast transzende­ntalen Welt formen, die erst bewundernd­es Staunen provoziert, das sich mitunter beim Besucher in eine tiefe Befriedung auflöst. Der Zauber aus 1001er Nacht wirkt noch immer. Doch da schwingt noch mehr mit.

Viele haben versucht, in Worte zu fassen, was bestenfall­s Musik ausdrücken kann. Ja, die Ornamentik hier musiziert, bildet Duos und

 ?? Fotos: Marco Schicker ?? Der Palast der Löwen mit seinen 218 Säulen, die zu schweben scheinen.
Fotos: Marco Schicker Der Palast der Löwen mit seinen 218 Säulen, die zu schweben scheinen.
 ??  ?? Meisterhaf­te Kombinatio­n von Kunst und Handwerk.
Meisterhaf­te Kombinatio­n von Kunst und Handwerk.
 ??  ?? Eigentlich „verbotene“figürliche Deckenfres­ken.
Eigentlich „verbotene“figürliche Deckenfres­ken.

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