In Schönheit sterben
Granadas Glanz – Kastiliens Gloria: Meditation und Lektionen in den Nasriden-Palästen der Alhambra
„Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident – Sind nicht mehr zu trennen“, schrieb J.W. Goethe im „West-östlichen Divan“.
Die Nasriden-Paläste sind Höhepunkt und Abschluss jeder Führung durch die Alhambra von Granada. Der versteinerte, lyrische Schlussakkord von Al-Ándalus. Erbaut wurden sie von der Nasriden-Dynastie, die vom Anfang des 13. Jahrhunderts bis 1492 die Sultane von Granada stellten. Es waren die letzten islamischen Herrscher auf der spanischen Halbinsel.
Sieben Paläste gab es in der Alhambra, einer ist die Sommerresidenz Generalife, einer ist spurlos verschwunden, einer wurde von Napoleons Truppen, diesen Fortschrittsbringern, dem Erdboden gleichgemacht. Den Erdboden kann man heute noch besichtigen. In einem weiteren, der mitten in der Medina, also dem Burgdorf steht, richteten sich nach der Reconquista die Franziskaner ein und gestalteten ihn nach ihrem Gottesbild um. Heute befindet sich darin ein Parador, eines jener staatlichen Hotels, die über das ganze Land exklusive Unterkünfte in Burgen, Schlössern und Klöstern anbieten.
Nach innen leben
Dem Besucher zugänglich sind die drei Nasriden-Paläste, die fast ein bisschen versteckt am Rande des Felsplateaus errichtet und über die Zeit zu einem Komplex verbunden wurden. El Mexuar ist der älteste aus dem 13. Jahrhundert, es folgen der Palacio de Comares oder auch Palast von Yusuf I. sowie der Palacio de los Leones oder Palast von Mohammed V., der Mitte des 14. Jahrhunderts seine Gestalt erhielt.
Man betritt die Anlage nach eingehender Sicherheitskontrolle und könnte erst etwas enttäuscht sein. Das europäische Auge, von der Gotik auf Höhe getrimmt, von der Renaissance auf Schönheit geschult und vom Barock verkleistert, sucht natürlich zunächst nach prächtigen Fassaden. Wir sehen einen kleinen Hof mit, ein paar Orangenbäumen und einer Tür, den in Versaille nicht einmal die Dienstboten benutzt hätten. Doch es ist charakteristisch für die islamische Bauwie Denkweise, die Vorsicht und Philosophie jener Zeit, sozusagen nach innen zu leben.
Was folgt ist die stetige Steigerung einer uns zunächst exotisch anmutenden Ästhetik, deren Arkaden, Mosaiken, unendlich reichen Kachelarbeiten, Kalligrafien, Schatten-, Licht-, Farb- und Musterspiele sich Schritt um Schritt zu einer fast transzendentalen Welt formen, die erst bewunderndes Staunen provoziert, das sich mitunter beim Besucher in eine tiefe Befriedung auflöst. Der Zauber aus 1001er Nacht wirkt noch immer. Doch da schwingt noch mehr mit.
Viele haben versucht, in Worte zu fassen, was bestenfalls Musik ausdrücken kann. Ja, die Ornamentik hier musiziert, bildet Duos und