Wer ließ die Löwen ins Schloss?
Allegorie mit Springbrunnen: Patio de los Leones
Granada – mar. Der Löwenbrunnen im gleichnamigen Palast gibt der Forschung noch immer Rätsel auf. Bei der letzten Restaurierung 2007 bis 2012 hat man wieder versucht, seinen Ursprüngen auf die Schliche zu kommen. Dabei geht es gar nicht so sehr um seine Form oder Machart, sondern mehr um seinen tieferen Sinn.
Schale und Löwen stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, korrespondieren also mit der Zeit der Errichtung des Palastes unter Mohammed V. Beide Elemente sind aus dem gleichen Material, Marmor aus Macael in Almería. Baulich erinnern sie an syrische Vorlagen, es gibt Forscher, die sie sogar von Babylon inspiriert sehen, was einige Jahre früher wäre.
Es handelt sich um zwölf Löwen, die sich ihrer Haltung und Ausdruck nach in vier Dreiergruppen einteilen lassen. Doch schon hier zweifelt die Forschung. Sind es wirklich Löwen oder eher unbestimmbare Fabeltiere, mit denen man dem islamischen Verbot, „alles, was eine Seele hat“, abzubilden, ein Schnippchen schlagen wollte?
Legenden erzählen indes, dass der Brunnen ein Geschenk der jüdischen Gemeinde Granadas war und die zwölf Stämme Israels symbolisiert. Abraham war der Stammvater aller drei „Schriftreligionen“, der Juden, Christen wie Moslems. Die Juden genossen unter den Nasriden relativ große Freiheiten und stützten deren Macht.
Die vier Gruppen als die vier Flüsse des islamischen Paradieses zu erklären, denn sie speien ja auch zu viert, erscheint logisch und wird von der Mehrheit der Experten vertreten. Einig ist man sich immerhin darin, dass es sich um eine tiefergehende Allegorie handelt und nicht um einen zoologischen Hofschmuck.