Comeback der Fassbinder
Ein kleines Dorf hält die Erinnerung an verschwundene oder vom Aussterben bedrohte Berufe und Handwerksarbeiten wach
Die Hälfte der 103 Gemeinden der Provinz Almería weist weniger als 1.000 Einwohner auf. Die am Tal des Andarax gelegene Gemeinde Terque mit ihren 386 Einwohnern (Stand 2017) bleibt sogar noch weit hinter dieser Marke zurück. Und doch erfüllt die Ortschaft nicht das gängige Klischee des kleinen Dorfes fernab der Küste, in dem der Hund begraben liegt.
Schwelgen in Nostalgie
Terque gehört vielmehr zu dem reduzierten Kreis jener Gemeinden, die Ortsfremden etwas zu bieten haben – seit das Potenzial der eigenen Geschichte und Gebräuche erkannt wurde, um aus der tristen Ödnis auszubrechen. Dessen Pflege wird im Ort mit besonderer Hingabe betrieben. So locken gleich fünf verschiedene volkskundliche Museen das ganze Jahr über auswärtige Besucher an.
Darüber hinaus blüht der Ort immer wieder mal so richtig auf, zumindest für einen Tag. Und zwar mit diversen, über das Jahr verteilten Veranstaltungen, die alle das kulturhistorische Erbe als gemeinsamen Nenner haben. Besonders publikumsträchtig ist die stets am zweiten Sonntag im Oktober ausgetragene Schau der traditionellen Handwerksberufe.
Als diese im Jahr 2003 neu aus der Taufe gehoben wurde, konzentrierte sich das Event noch auf einen einzigen Platz im Dorf. Seither aber konnte sich die Veranstaltung einer stetig zunehmenden Beliebtheit erfreuen. Von Jahr zu Jahr bot sie mehr aktive Teilnehmer auf und zog eine immer größere Zuschauermenge an. So musste sich die Schau zwangsläufig räumlich ausdehnen, um längst sämtliche Gassen im Ortskern zu besetzen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die am vergangenen Sonntag ihre mittlerweile 16. Ausgabe erlebte, stehen bis heute jene Protagonisten, mit denen seinerzeit alles seinen Anfang nahm: Die Fassbinder und die Trauben in die Holzfässer verladenden Frauen. Terque lebte in der Vergangenheit lange Zeit, wie so viele Gemeinden im Hinterland von Almería, vom Export von Tafeltrauben. Rund um den Globus wurde die Frucht per Schiff vertrieben.
Mit dem zur Hälfte des 20. Jahrhunderts florierenden Wirtschaftszweig verdingte sich auch Eduardo Ortega seinen Lebensunterhalt. Im Jahr 1965 – damals war er gerade Mal neun Jahre alt – begann er, mit seinem Vater in Berja in einer Holzfässer herstellenden