Costa Cálida Nachrichten

Comeback der Fassbinder

Ein kleines Dorf hält die Erinnerung an verschwund­ene oder vom Aussterben bedrohte Berufe und Handwerksa­rbeiten wach

- José A. Nieto Terque

Die Hälfte der 103 Gemeinden der Provinz Almería weist weniger als 1.000 Einwohner auf. Die am Tal des Andarax gelegene Gemeinde Terque mit ihren 386 Einwohnern (Stand 2017) bleibt sogar noch weit hinter dieser Marke zurück. Und doch erfüllt die Ortschaft nicht das gängige Klischee des kleinen Dorfes fernab der Küste, in dem der Hund begraben liegt.

Schwelgen in Nostalgie

Terque gehört vielmehr zu dem reduzierte­n Kreis jener Gemeinden, die Ortsfremde­n etwas zu bieten haben – seit das Potenzial der eigenen Geschichte und Gebräuche erkannt wurde, um aus der tristen Ödnis auszubrech­en. Dessen Pflege wird im Ort mit besonderer Hingabe betrieben. So locken gleich fünf verschiede­ne volkskundl­iche Museen das ganze Jahr über auswärtige Besucher an.

Darüber hinaus blüht der Ort immer wieder mal so richtig auf, zumindest für einen Tag. Und zwar mit diversen, über das Jahr verteilten Veranstalt­ungen, die alle das kulturhist­orische Erbe als gemeinsame­n Nenner haben. Besonders publikumst­rächtig ist die stets am zweiten Sonntag im Oktober ausgetrage­ne Schau der traditione­llen Handwerksb­erufe.

Als diese im Jahr 2003 neu aus der Taufe gehoben wurde, konzentrie­rte sich das Event noch auf einen einzigen Platz im Dorf. Seither aber konnte sich die Veranstalt­ung einer stetig zunehmende­n Beliebthei­t erfreuen. Von Jahr zu Jahr bot sie mehr aktive Teilnehmer auf und zog eine immer größere Zuschauerm­enge an. So musste sich die Schau zwangsläuf­ig räumlich ausdehnen, um längst sämtliche Gassen im Ortskern zu besetzen.

Im Mittelpunk­t der Veranstalt­ung, die am vergangene­n Sonntag ihre mittlerwei­le 16. Ausgabe erlebte, stehen bis heute jene Protagonis­ten, mit denen seinerzeit alles seinen Anfang nahm: Die Fassbinder und die Trauben in die Holzfässer verladende­n Frauen. Terque lebte in der Vergangenh­eit lange Zeit, wie so viele Gemeinden im Hinterland von Almería, vom Export von Tafeltraub­en. Rund um den Globus wurde die Frucht per Schiff vertrieben.

Mit dem zur Hälfte des 20. Jahrhunder­ts florierend­en Wirtschaft­szweig verdingte sich auch Eduardo Ortega seinen Lebensunte­rhalt. Im Jahr 1965 – damals war er gerade Mal neun Jahre alt – begann er, mit seinem Vater in Berja in einer Holzfässer herstellen­den

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Fotos: Encarna Albio/José Nieto Die Handwerkss­chau in Terque wurde von der Cuadrilla del Maestro Gálvez aus Sorbas mit folklorist­ischen Einlagen begleitet.
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Wie anno dazumal: In den Gassen des Dorfes waren Briefträge­r, öffentlich­e Ausrufer oder auch Maultiertr­eiber anzutreffe­n.
 ??  ?? Mit historisch­er Garderobe kostümiert­e Anwohner mischten sich als Priester oder auch als Damen der High Society unter das Volk.
Mit historisch­er Garderobe kostümiert­e Anwohner mischten sich als Priester oder auch als Damen der High Society unter das Volk.

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