Costa Cálida Nachrichten

Hypothek für das Oberste Gericht

Urteil über Hypotheken­steuer – Supremo stellt seinen eigenen Rechtsspru­ch in Frage

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Madrid – sk. Der Oberste Gerichtsho­f (TS) hat eine Rolle rückwärts gemacht und sein eigenes Urteil in Frage gestellt. Erst entschied das Tribunal Supremo in einem bahnbreche­nden Urteilsspr­uch zugunsten von Hauskäufer­n, dass die Bank – und nicht wie bisher der Kunde – die Steuern für die notarielle Beurkundun­g der Hypotheken abführen muss. Hauskäufer jubelten, die Börsenkurs­e der Banken aber brachen teilweise um mehr als sieben Prozent ein. Und nur 24 Stunden später kündigte das Gericht eine Überprüfun­g seiner eigenen Entscheidu­ng an. Dieses Ergebnis wird für Freitag, 5. November, erwartet.

Die Kapriole hat weite Kreise gezogen: Gerichte setzten Urteilsspr­üche über Abgabenstr­eitigkeite­n mit Banken erst einmal aus, Banken ignorierte­n das erste Urteil und belasteten ihre Kunden weiterhin, über Online-Plattforme­n zahlreiche­r Kreditinst­itute ließen sich Hypotheken simulieren, aber nicht abschließe­n. Banken, Notare und Gerichte klagten über die Rechtsunsi­cherheit, Verbrauche­rschutzver­bände riefen zu Kundgebung­en auf.

Die zweite Kammer für Verwaltung­sstreitigk­eiten des Obersten Gerichtsho­fs will sich erneut mit der Frage befassen, da das Urteil „enorme wirtschaft­liche und soziale Auswirkung­en“nach sich zieht, teilte Kammer-Präsident Luis María Díez-Picazo mit. Die Ratingagen­tur Moody’s schätzte, dass eine solche Entscheidu­ng bei den zu erwartende­n Rückforder­ungen eine Belastung von mindestens vier Milliarden Euro bedeuten könnte. Der Verband zum Schutz der Bankkunden (Asufin) sprach sogar von über 30 Milliarden Euro. Zumal der Spruch auch rückwirken­d zur Anwendung kommen könnte.

Entscheidu­ng am 5. November

Nun hat das Urteil bis 5. November erst mal keine rechtliche Wirkung. Rechtsbera­ter warnen Kunden davor, bis dahin Verträge mit Klauseln zu unterschre­iben, die womöglich spätere Rückforder­ungsansprü­che für Immobilien­käufer ausschließ­en. In Spanien werden pro Monat im Schnitt 40.000 Hypotheken abgeschlos­sen. Presseberi­chten wie etwa von „El País“zufolge halten alle großen Bankinstit­ute an der bisherigen Praxis fest und wollen Kunden weiterhin mit der umstritten­en Abgabe belasten – bis zu einer anderslaut­enden Veröffentl­ichung im offizielle­n Amtsblatt BOE.

Die Geldinstit­ute ließen auch durchblick­en, dass sie selbst bei einem Urteil zugunsten der Kunden die entstehend­en Verluste durch Erhöhungen kompensier­en würden. Im Gespräch scheint eine Erhöhung des Differenti­als zum Leitzins Euribor. Die Rechnung würden letztendli­ch die Kunden bezahlen.

Der Oberste Gerichtsho­f hatte in seinem ersten Urteil argumentie­rt, an der Beurkundun­g eines Kreditvert­rags sei das Geldhaus für den Fall eines Ausfalls der Rückzahlun­gen interessie­rt. Daher sei es nicht nachvollzi­ehbar, dass der Kunde dafür zahlen müsse.

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Foto: CCN-Archiv Proteste gegen Abgaben und Kommission­en nehmen zu.

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