„Gill, wozu brauchen wir Männer?“
Auszug aus Safina Ashleys Beziehungsroman über die sexuellen Abenteuer einer frisch geschiedenen 50-Jährigen
(...)Schwungvoll riss sie die Tür auf und betrachtete ihn von oben bis unten, wobei sie eine Augenbraue hochzog und schmunzelte. „Stimmt was nicht mit mir?“„Wow, du hast dich aber mächtig für mich in Schale geworfen. Und dein Rasierwasser riecht gut. Ist das neu?“
„Nicht wirklich, aber ich mochte früher so was nicht. Aber euch Frauen scheint es zu gefallen, wenn wir Männer nach irgendwas, nur nicht nach Mann riechen.“
Esther musste erneut über diese Bemerkung schmunzeln.
„Nun komm aber erst mal rein, oder willst du hier im Flur stehen bleiben?“
Rasch packte sie ihn an seiner Sportjacke und zog ihn mit einem Ruck in die Wohnung.
„Hier, die sind für dich. Die liebst du doch so.“
„Stimmt, sehr aufmerksam von dir. Ich danke dir, die sind wirklich wunderschön. Komm, geh ins Wohnzimmer. Ich stelle sie schnell noch in eine Vase, dann bin ich fast fertig. Möchtest du etwas zu trinken?“(...) „Wohin führst du mich heute aus?“„Lass dich überraschen.“Die Strecke kam Esther verdammt bekannt vor. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto überraschter war sie. Er fuhr nach Ringwood.
„Ich kenne einen sehr netten Pub hier, wo man fantastisch essen kann. Ich habe uns einen Tisch reservieren lassen. Das Lokal gehört einem alten Schulfreund von mir. Der hat es von seinen Eltern übernommen. Es wird dir gefallen. Klein aber fein.“
Esther wurde es fast übel. Meinte er etwa das Lokal, wo sie mit Gill öfters hinging? Das sollte ihr Geheimtreff sein. Und dort kannte man sie inzwischen gut. Der Wirt würde bestimmt irgendeine Bemerkung fallen lassen, bevor sie ihn bitten konnte, nichts zu sagen. Der Pub kam bereits in Sicht, als er plötzlich die Richtung änderte und nach rechts in die Meeting House Lane abbog. Sie atmete heimlich auf. Er fährt in ein anderes Lokal, Gott sei Dank.
„Jetzt bin ich aber wirklich gespannt. Wieso waren wir nie hier in Ringwood zum Essen?“
„Weil ich es erst kürzlich von einem Kunden empfohlen bekam“, log Dave, und dann habe ich im Internet nachgeschaut, was das für ein Lokal ist und sah den Namen meines alten Klassenkameraden Thomas. Ich fuhr einen Abend hin, um ihn zu überraschen und fand, dass seine Küche grandios ist, genau wie das Ambiente. Genau das Richtige für uns beide heute Abend.“
„Na, da lasse ich mich mal überraschen. Und warst du auch mit Maureen hier?“
„Nein, nie“, log er ein weiteres Mal. Ich habe es ja selbst erst kürzlich entdeckt.“
Natürlich verschwieg er, dass er mit Maureen hier öfters essen ging. (...) Der Abend verlief sehr entspannt und beide fühlten sich sehr wohl miteinander. Es gab nichts, worüber sie hätten streiten können. Und sie mieden es, über zu persönliche Dinge zu sprechen. Es gab auch so genügend Themen, über die man reden konnte. Und plötzlich bekam Esther Lust, mit Dave zu schlafen. Außerdem konnte sie damit Maureen erneut eins auswischen. Dieser Gedanke steigerte augenblicklich ihre Lust.
„Was hältst du davon, wenn wir den Kaffee bei mir trinken und den Abend in Ruhe ausklingen lassen?“
„Das wäre mehr, als ich mir erhofft hatte. Ich würde mich sehr freuen.“
„Aber nur noch auf einen Kaffee, dann fährst du nach Hause.“
„Klar, hatte ich auch nicht anders vor“, schwindelte er verlegen. Natürlich hatte er an mehr gedacht.
Auf der Rückfahrt wurde es sehr schweigsam in seinem Range Rover. Keiner von beiden sprach lange Zeit ein Wort. Jeder hing seinen Gedanken nach. Dann sagte Esther: „Ich danke dir, das war ein sehr schöner Abend und wir haben uns auch gar nicht gestritten.“
Beide mussten lachen. Als sie bei Esthers Wohnung ankamen, sprang Dave in Gentleman Manier sofort aus dem Wagen, um seiner Esther die Tür zu öffnen und ihr herauszuhelfen.
„Besten Dank, mein Herr, sehr freundlich von Ihnen, ausgesprochen wohlerzogen.“
„Es freut mich, dass Sie es zur Kenntnis nehmen, gnädige Frau.“
Lachend liefen sie wie frisch verliebte Teenager die Treppe zu ihrer Wohnung in den ersten Stock hinauf, wer der erste sein würde. Keuchend öffnete sie ihre Wohnungstür, warf ihre Handtasche auf den kleinen Telefontisch im Flur, dann ging sie beschwingt in ihre Küche, wo sie die Kaffeemaschine anwarf. Dave hatte es sich bereits auf der Couch gemütlich gemacht. Seine Jacke hing er über einen Stuhl am Esstisch.
„Esther, wäre es unverschämt dich zu fragen, ob wir nicht noch vor dem Kaffee ein Gläschen Rotwein trinken könnten? Ich konnte im Restaurant ja nichts trinken und mich gelüstet es nach einem guten Glas Rotwein, nach so einem tollen Essen.“
Natürlich hatte Dave dabei keinen Hintergedanken oder etwa doch?
„Du wirst lachen, ich hatte gerade die gleiche Idee im Kopf.“
„Wieso ist unsere Ehe gescheitert?“
Dabei machte Dave ein leicht zerknirschtes Gesicht.
„Schau nicht so Dave, das geht nach hinten los.“
„Ich meine die Frage ernst und ich bin wirklich traurig darüber.“
„Jedes Ding hat seine Zeit. Und die Zeit unserer Ehe war nun einmal vorbei. Ganz einfach. Lass uns gute Freunde bleiben, ja, ohne Hintergedanken.“
„Deine Wohnung ist hübsch, die hast du toll eingerichtet. Sie gefällt mir gut“, versuchte er schnell ein neues Thema anzuschneiden.
„Ja, ich fühle mich auch sehr wohl hier.“
Sie ging auf ihn zu, nahm ihm sein Weinglas aus der Hand und ehe Dave sich versah, klebten ihre Lippen aufeinander. Er wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah, alles lief so schnell und explosionsartig ab, dass er sein Glück gar nicht fassen konnte. Leider missverstand er sie. Denn Esther wollte nur Sex, weiter nichts. Sie wälzten sich wie zwei liebestolle Teenies am Boden, rissen sich die Kleider vom Leib und liebten sich, wie niemals zuvor. Zum ersten Mal, seit sie mit Dave zusammen war, bekam sie auch mit ihm einen so turbomäßigen Orgasmus, dass Esther es kaum glauben konnte. Dave ging es genauso und beide lagen noch eine Weile eng umschlungen auf dem Teppichboden in ihrem Wohnzimmer. „Esther, du hast mich…“„Pssst“, und legte ihm den Zeigefinder auf seine Lippen, „nicht reden, nicht jetzt. Nichts sagen, es könnte das Falsche sein.“
Nach einer Weile stand Esther auf, ging ins Bad und kam mit einem Morgenmantel zurück.
„So Dave, ich mache uns beiden jetzt den Kaffee und dann musst du fahren.“
„Esther“, stieß Dave entsetzt hervor. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Doch Dave, mein voller Ernst. Es war ein wundervoller Abend, den wir gerne bei Gelegenheit wiederholen können. Aber mehr ist nicht drin. Wir werden kein festes Paar mehr werden. Ich habe andere Pläne mit meinem Leben. Tut mir leid.“
Dave saß vollkommen geschockt am Boden, erhob sich langsam, ging auf Esther zu und fragte: „Ist das alles ein Spiel von dir?“
„Bitte Dave, werd nicht albern. Ich mag nur keinen aufgewärmten Kaffee, das ist alles.“
„Du kannst mich doch jetzt nicht einfach an die Luft setzen. Nicht nach diesem wundervollen Abschluss unseres Abends?“
„Dave bitte, mach es uns beiden nicht so schwer. Ich hatte dir gesagt, lass uns Freunde bleiben und Freunde dürfen auch mal Sex miteinander haben, deshalb muss man ja nicht gleich zusammenziehen. Ich habe jetzt mein Leben und du hast dein Leben. Lass es uns dabei belassen bitte. Wie möchtest du deinen Kaffee?“
Dave ging ohne eine Antwort zu geben ins Bad, dann zog er sich an und ging zur Haustür.
„Danke für den Wein, auf Kaffee habe ich keinen Appetit mehr. Ich melde mich, sobald deine Küche da ist.“
Dann fiel die Tür laut ins Schloss. Esther ging zum Fenster und schaute auf die Straße. Es war beinahe ein Déjà-vu, wie am Tag nach ihrer Geburtstagsfeier, als er auch so aufgebracht das Haus verließ. Sie sah zum zweiten Mal, wie Dave zornig in sein Auto stieg und wie von Sinnen davonraste. Safina Ashley ist das Pseudonym einer Autorin aus Montepego. Ihr Debüt „Gill, wozu brauchen wir Männer“ist ein Frauen- und Beziehungsroman mit der 50-jährigen Esther als Protagonistin, die sich nach der Scheidung von ihrem Mann Dave in sexuelle Abenteuer stürzt. Ihr Buch ist im tredition Verlag erschienen oder alternativ unter der ISBN 9783-7469-4787-7 zu bestellen.