Frei vom irdischen Chaos
Der Sternenhimmel im November – Astronomie. Raumfahrt. Kosmos.
Die Zeit der dunklen Morgenstunden ist nun endlich vorüber. Alle Jahre wieder sucht sie viele Menschen in Europa im Oktober heim. Vor halb neun, neun Uhr scheint es kein Tageslicht zu geben. Die Umstellung auf Sommerzeit, längst zur Gewohnheit geworden, die Anfang des Jahres so willkommen war, wegen der langen Abende, die sie bescherte, hält die Menschen im Oktober hartnäckig im Griff. Die offizielle Einteilung des Jahres in Sommer- und Winterzeit wurde in diesem Jahr besonders lästig, weil erstmals in der europäischen Politik bis zur höchsten Ebene im Europaparlament und zur EU-Kommission auf ein Ende der Zersplitterung in Zeitzonen und eine Vereinheitlichung der Uhrzeit gedrängt wurde.
Einige Länder waren längst ihre eigenen Wege gegangen. Großbritannien hielt schon aus ureigener Tradition an seiner Zeitbestimmung nach dem Längengrad von Greenwich fest. Portugal hatte sich aus dem zweimaligen Zeitumschalten der Westeuropäer schon vor Jahren ausgeklinkt. Spanien zog nicht mit, obwohl der größte Teil des Landes westlich des Längengrads Null liegt und im Oktober zur „Dunkelzone“der Morgenstunden gehört. Viele Menschen empfanden gerade diesmal an der spanischen Mittelmeerküste das beinahe tägliche Disputieren in Brüssel als quälend, denn kaum anderswo zogen sich die Wochen so lang hin bis zum Beginn der „Winterzeit“.
Nun ist sie da, die Tage werden wieder spürbar kürzer. Nach einem Der Himmel um Mitternacht. Mars ist als der rote Planet zwischen Steinbock und Wassermann zu sehen. Beim Blick nach Norden, die Karte umdrehen. Sommer, dessen warme, herrliche Abende selbst im Norden Europas nie zu enden schienen, zog über der spanischen Mittelmeerküste das schlechte Wetter auf. Die gefürchtete „gota fria“brachte einige Tage Gewitter und Wolkenbrüche. Der in der Landwirtschaft lang ersehnte Regen fiel in einigen Küstenzonen überreichlich. Die Sterne des Herbstes blieben zunächst von Schlechtwetterwolken verdeckt. Die Menschen, vor allem die älteren Einheimischen, gewöhnen sich nun auch daran, über „den Klimawandel“zu reden. Aus anderen Ländern Europas werden im Fernsehen die Bilder großer Wetterkatastrophen gezeigt. Allgemein scheint akzeptiert zu werden, dass man auch am Mittelmeer von einer Änderung des Klimas betroffen sein wird. Die Meteorologen sagen voraus, dass starke Klimaausschläge die Zukunft bestimmen werden.
Auf zu großen Entdeckungen
Die Astronomie will sich vom vergleichsweise chaotischen irdischen Wettergeschehen möglichst freihalten. Sie ist mit ihren großen Observatorien und den immer größer werdenden Teleskopen auf hohe Berge und in trockene Wüsten gezogen. In Spanien wurden einige der höchsten Gipfel der Gebirge auf den Kanarischen Inseln mit Sternwarten bestückt.
Die Atacama-Wüste in Chile, wo in bis zu 5.000 Metern Höhe eine der trockensten Klimazonen der Welt zu finden ist, wurde von der Europäischen Südsternwarte ESO und ihren internationalen Partnern mit den modernsten Großteleskopen der Erde bestückt. Dort gelangen in den letzten Jahrzehnten die wichtigsten Entdeckungen in den Tiefen des Universums, das Erforschen von Galaxien, die in 13 Milliarden Lichtjahren Entfernung sehr nahe am Ursprungsort aller Materie beobachtet werden, wo sich der Big Bang, der Urknall, ereignet hat.
Das Hubble-Weltraumteleskop ist ein Beispiel für die Astronomie, die mit Raketen in den Weltraum geschossen wurde, wo keine irdische Atmosphäre, kein Hindernis mehr die Sicht versperren kann auf Sterne und Galaxien, die den Grundstock der Materie bilden. Die Zeit der ganz großen Entdeckungen in der Astronomie, so sagen Experten voraus, wird überhaupt noch anbrechen.
Als Nachfolge vom Hubble-Teleskop wird das James-Webb-Teleskop 2021 im All stationiert, in Chile und auf Hawaii werden nach 2024 neue Fernrohre errichtet, und speziell zur Erforschung von Leben auf den Planeten ferner Sterne (Exoplaneten) werden den Astronomen neueste Teleskope im All zur Verfügung stehen. Zwei Dutzend Nationen sind in internationalen Organisationen wie der Nasa und der europäischen ESA mit der Weltraumforschung und dem Bau neuer Riesenteleskope beschäftigt. Bei der Suche nach Leben auf Exoplaneten wurden in den letzten 20 Jahren bisher 2.327 gesichtet und registriert, die als Kandidaten gelten für Himmelskörper, die „habitable Zonen“sein können, in denen Lebensformen im Weltraum existieren können. Es handelt sich vor allem um Planeten, auf denen Wasser als Grundstoff für organisches Leben festgestellt wurde.
Von der Erde aus ist am Herbsthimmel zunächst noch der Planet Mars gut zu beobachten. Er steht an der Costa Blanca im Südwesten und schimmert als unser roter Nachbarplanet in gewohnter Position bei den Sternbildern Steinbock und Wassermann. So ist er auch auf der Sternkarte zu sehen. Am 27. Juli erreichte Mars seine Opposition zu Erde und Sonne im Steinbock; es waren die Wochen seiner Glanzzeit, als er mit nur 57,6 Millionen Entfernung am Himmel dominierte und zeitweise selbst den Riesenplaneten Jupiter überstrahlte. Gegenwärtig bleibt Mars neben dem schwächer leuchtenden Ringplaneten Saturn der einzig sichtbare Wandelstern unseres Sonnensystems.
Zu den astronomisch interessanten Beobachtungen dieser Herbstwochen gehören die Leoniden, ein Schwarm von Sternschnuppen, der aus Richtung des Sternbilds Löwe – daher Leoniden – der Erde begegnet. Der Ursprung dieser Meteore, die als außerordentlich schnell gelten mit 70 Kilometern pro Sekunde, ist der zerfallende Komet 50P/Tempel-Tuttle. Die Reste seiner Schnuppentrümmer treffen die Erde alle 33 Jahre in besonders großer Zahl, was in diesem Jahr allerdings nicht zu erwarten ist. Die Nacht vom 17. zum 18. November gilt als Maximum für die Sichtung von Sternschnuppen. Wer auf sie hofft, sollte sich auf die zweite Nachthälfte zum Beobachten einstellen.