Costa Cálida Nachrichten

Frei vom irdischen Chaos

Der Sternenhim­mel im November – Astronomie. Raumfahrt. Kosmos.

- Friedrich Kassebeer

Die Zeit der dunklen Morgenstun­den ist nun endlich vorüber. Alle Jahre wieder sucht sie viele Menschen in Europa im Oktober heim. Vor halb neun, neun Uhr scheint es kein Tageslicht zu geben. Die Umstellung auf Sommerzeit, längst zur Gewohnheit geworden, die Anfang des Jahres so willkommen war, wegen der langen Abende, die sie bescherte, hält die Menschen im Oktober hartnäckig im Griff. Die offizielle Einteilung des Jahres in Sommer- und Winterzeit wurde in diesem Jahr besonders lästig, weil erstmals in der europäisch­en Politik bis zur höchsten Ebene im Europaparl­ament und zur EU-Kommission auf ein Ende der Zersplitte­rung in Zeitzonen und eine Vereinheit­lichung der Uhrzeit gedrängt wurde.

Einige Länder waren längst ihre eigenen Wege gegangen. Großbritan­nien hielt schon aus ureigener Tradition an seiner Zeitbestim­mung nach dem Längengrad von Greenwich fest. Portugal hatte sich aus dem zweimalige­n Zeitumscha­lten der Westeuropä­er schon vor Jahren ausgeklink­t. Spanien zog nicht mit, obwohl der größte Teil des Landes westlich des Längengrad­s Null liegt und im Oktober zur „Dunkelzone“der Morgenstun­den gehört. Viele Menschen empfanden gerade diesmal an der spanischen Mittelmeer­küste das beinahe tägliche Disputiere­n in Brüssel als quälend, denn kaum anderswo zogen sich die Wochen so lang hin bis zum Beginn der „Winterzeit“.

Nun ist sie da, die Tage werden wieder spürbar kürzer. Nach einem Der Himmel um Mitternach­t. Mars ist als der rote Planet zwischen Steinbock und Wassermann zu sehen. Beim Blick nach Norden, die Karte umdrehen. Sommer, dessen warme, herrliche Abende selbst im Norden Europas nie zu enden schienen, zog über der spanischen Mittelmeer­küste das schlechte Wetter auf. Die gefürchtet­e „gota fria“brachte einige Tage Gewitter und Wolkenbrüc­he. Der in der Landwirtsc­haft lang ersehnte Regen fiel in einigen Küstenzone­n überreichl­ich. Die Sterne des Herbstes blieben zunächst von Schlechtwe­tterwolken verdeckt. Die Menschen, vor allem die älteren Einheimisc­hen, gewöhnen sich nun auch daran, über „den Klimawande­l“zu reden. Aus anderen Ländern Europas werden im Fernsehen die Bilder großer Wetterkata­strophen gezeigt. Allgemein scheint akzeptiert zu werden, dass man auch am Mittelmeer von einer Änderung des Klimas betroffen sein wird. Die Meteorolog­en sagen voraus, dass starke Klimaaussc­hläge die Zukunft bestimmen werden.

Auf zu großen Entdeckung­en

Die Astronomie will sich vom vergleichs­weise chaotische­n irdischen Wettergesc­hehen möglichst freihalten. Sie ist mit ihren großen Observator­ien und den immer größer werdenden Teleskopen auf hohe Berge und in trockene Wüsten gezogen. In Spanien wurden einige der höchsten Gipfel der Gebirge auf den Kanarische­n Inseln mit Sternwarte­n bestückt.

Die Atacama-Wüste in Chile, wo in bis zu 5.000 Metern Höhe eine der trockenste­n Klimazonen der Welt zu finden ist, wurde von der Europäisch­en Südsternwa­rte ESO und ihren internatio­nalen Partnern mit den modernsten Großtelesk­open der Erde bestückt. Dort gelangen in den letzten Jahrzehnte­n die wichtigste­n Entdeckung­en in den Tiefen des Universums, das Erforschen von Galaxien, die in 13 Milliarden Lichtjahre­n Entfernung sehr nahe am Ursprungso­rt aller Materie beobachtet werden, wo sich der Big Bang, der Urknall, ereignet hat.

Das Hubble-Weltraumte­leskop ist ein Beispiel für die Astronomie, die mit Raketen in den Weltraum geschossen wurde, wo keine irdische Atmosphäre, kein Hindernis mehr die Sicht versperren kann auf Sterne und Galaxien, die den Grundstock der Materie bilden. Die Zeit der ganz großen Entdeckung­en in der Astronomie, so sagen Experten voraus, wird überhaupt noch anbrechen.

Als Nachfolge vom Hubble-Teleskop wird das James-Webb-Teleskop 2021 im All stationier­t, in Chile und auf Hawaii werden nach 2024 neue Fernrohre errichtet, und speziell zur Erforschun­g von Leben auf den Planeten ferner Sterne (Exoplanete­n) werden den Astronomen neueste Teleskope im All zur Verfügung stehen. Zwei Dutzend Nationen sind in internatio­nalen Organisati­onen wie der Nasa und der europäisch­en ESA mit der Weltraumfo­rschung und dem Bau neuer Riesentele­skope beschäftig­t. Bei der Suche nach Leben auf Exoplanete­n wurden in den letzten 20 Jahren bisher 2.327 gesichtet und registrier­t, die als Kandidaten gelten für Himmelskör­per, die „habitable Zonen“sein können, in denen Lebensform­en im Weltraum existieren können. Es handelt sich vor allem um Planeten, auf denen Wasser als Grundstoff für organische­s Leben festgestel­lt wurde.

Von der Erde aus ist am Herbsthimm­el zunächst noch der Planet Mars gut zu beobachten. Er steht an der Costa Blanca im Südwesten und schimmert als unser roter Nachbarpla­net in gewohnter Position bei den Sternbilde­rn Steinbock und Wassermann. So ist er auch auf der Sternkarte zu sehen. Am 27. Juli erreichte Mars seine Opposition zu Erde und Sonne im Steinbock; es waren die Wochen seiner Glanzzeit, als er mit nur 57,6 Millionen Entfernung am Himmel dominierte und zeitweise selbst den Riesenplan­eten Jupiter überstrahl­te. Gegenwärti­g bleibt Mars neben dem schwächer leuchtende­n Ringplanet­en Saturn der einzig sichtbare Wandelster­n unseres Sonnensyst­ems.

Zu den astronomis­ch interessan­ten Beobachtun­gen dieser Herbstwoch­en gehören die Leoniden, ein Schwarm von Sternschnu­ppen, der aus Richtung des Sternbilds Löwe – daher Leoniden – der Erde begegnet. Der Ursprung dieser Meteore, die als außerorden­tlich schnell gelten mit 70 Kilometern pro Sekunde, ist der zerfallend­e Komet 50P/Tempel-Tuttle. Die Reste seiner Schnuppent­rümmer treffen die Erde alle 33 Jahre in besonders großer Zahl, was in diesem Jahr allerdings nicht zu erwarten ist. Die Nacht vom 17. zum 18. November gilt als Maximum für die Sichtung von Sternschnu­ppen. Wer auf sie hofft, sollte sich auf die zweite Nachthälft­e zum Beobachten einstellen.

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Foto: Nasa Aufnahme des Hubble-Teleskops.
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Friedrich Kassebeer ist deutscher Journalist und Hobbyastro­nom.

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