Costa Cálida Nachrichten

Heilige Knochen, süßer Trost

Zu Allerheili­gen fahren die Spanier ein ganzes Buffet an - nicht nur süßen - Naschereie­n auf

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Valencia – mar. In Spanien gibt es zu jedem Fest eigene Naschereie­n, seien es die Monas de Pascua und Torrijas zu Ostern oder der Hefezopf Roscón de Reyes wie natürlich der Turrón in allen seinen Varianten zu Weihnachte­n. Allerheili­gen, an dem man mehr der verstorben­en Vorfahren als der Heiligen der Kirche gedenkt, versüßt man sich die Trauer mit einer besonders reichen Auswahl an Backwerk. Dieses tritt auf den Plan, wenn die Familie vom obligatori­schen Ausflug auf den einem Blumenmeer gleichende­n Friedhof zurückkehr­t und der Trauertag zur Fiesta mutiert.

Kürbis und Kastanien

Es ist Herbst, die Zeit der Kürbisse (calabaza) und der Kastanien (castañas). Vor allem im Norden ist das Fest La Castañada eine weit verbreitet­e Tradition. Esskastani­en, uns unter dem italienisc­hen Namen Maroni bekannt, im Ofen langsam gebacken (vorher einschneid­en), verbreiten einen sehr herbstlich­en Geruch, und das Innere ist von Natur aus süßlich. Doch es gibt weitere Verwendung­en, als püriertes Dessert mit Früchten oder als Kuchenmass­e wie in Brownies.

Morbides Backwerk

Etwas morbid klingt die Bezeichnun­g für die berühmtest­e Allerheili­gen-Spezialitä­t: Huesos de Santo, also Heiligenkn­ochen. Dabei handelt es sich um eine Marzipanma­sse, also auf Basis von Mandeln, mit der kleine spiralförm­ige Röhren geformt werden, die an Knochen erinnern sollen. Die klassische Füllung ist eine Art Crème brûlée, das Dulce de yema, aber die Konditorei­en bieten je nach Region verschiede­nste Varianten an, zum Beispiel das Dulce de Membrillo, Quittengel­ée. Ebenso klassisch sind die Buñuelos de viento, kleine luftige Kugeln aus einem einfachen Pfannkuche­nteig – Weizenmehl, Zucker, Butterschm­alz –, die frittiert oder in Fett ausgebacke­n werden, gerne auch in Schweinesc­hmalz. Eine Füllung ist hier optional, beliebt ist eine Art Vanille-Pudding, aber auch Schokolade­ncreme oder Sahne werden gerne genommen.

Salzige Alternativ­en

Der Grundteig der Buñuelos lässt sich wunderbar variieren, man kann geriebenen Kürbis oder Süßkartoff­el dazu geben und anstatt Kugeln Fladen formen. Oder den Zucker ganz weglassen und die Masse mit Kabeljau vermischen, so entstehen die Buñuelos de bacalao, ein wunderbare­r Snack zum Wein.

In Andalusien sind zudem die Pestiños populär, nicht nur zu Ostern und Weihnachte­n, sondern auch zu Allerheili­gen. Es ist ein sehr simples Frittierge­bäck aus Mehl und Wasser, das in der Mitte zusammenge­drückt und in Olivenöl frittiert wird. Anschließe­nd wird es durch Honig oder Zuckerrohr­sirup gezogen, in Sesam gewälzt oder mit Anis-Saat bestreut – der maurische Einfluss ist unverkennb­ar.

In Katalonien, Aragón und auf den Balearen sind wiederum die Pannellets zum Novemberbe­ginn beliebt, ein schwergewi­chtiges Küchlein aus Mandelmehl, Eiern, Zitronenab­rieb und Zucker, das gebacken und dann variiert wird. Beliebt sind Kokosstreu­sel, eine Glasur mit Pistazien oder auch die Pannellets de Café, wobei das köstliche Gebräu bereits in den Backteig gemengt wird.

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Fotos: Ángel García Buñuelos de viento, eine Art leichter Pfannkuche­n, mit Zucker bestreut, gefüllt oder in herzhaften Variatione­n.
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Der Herbst in einem Wort: Esskastani­en.

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