Nazi-Opfer aus Lorca identifiziert
Rathaus sucht Angehörige des Mannes, der im Konzentrationslager in Hamburg ums Leben kam
Lorca – sg. Das Rathaus von Lorca hat in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Suchdienst ITS, der sich für die Klärung des Schicksals von Verfolgten des Nazi-Regimes und die Suche nach Familienangehörigen einsetzt, ein Opfer aus Lorca identifiziert. Dabei handelt es sich um Andrés Gálvez Belmonte, der am 17. August 1913 in La Torrecilla in Lorca geboren wurde und in dem Konzentrationslager Neuengamme in Hamburg ums Leben kam. Das teilte die Sprecherin des Rathauses, Fátima Mínguez (Volkspartei, PP), mit.
Schwester ausfindig gemacht
Der ITS mit Sitz in der nordhessischen Stadt Bad Arolsen hatte das Rathaus darüber informiert, dass eine Person aus Lorca gesucht werde, um den Angehörigen seine Habseligkeiten zu übergeben, darunter ein Siegelring mit den Initialen „A“und „G“.
Die Stadt Lorca startete Recherchen im eigenen Archiv und stieß auf Andrés Gálvez und seine Eltern. Weitere Nachforschungen ergaben, dass die Familie auf der Suche nach Arbeit noch vor 1920 nach Frankreich emigrierte, wie so viele Menschen aus Lorca zu dieser Zeit.
Ab 1920 tauchte der Name Gálvez Belmonte in dem Register von La Torrecilla nicht mehr auf. Ob Angehörige in umliegenden Bezirken in Lorca oder Nachbarstädten gemeldet waren, sei schwer zu ermitteln, da Gálvez Belmonte in Lorca ein weitverbreiteter Name sei, sagte Sprecherin Fátima Mínguez.
Die Ermittler wurden über die weltweit größte Online-Plattform für Familienforschung ancestry.com fündig. Sie stießen auf die Schwester von Andrés Gálvez, María de la Encarnación, die in Lyon in Frankreich Benigno Martín heiratete und sieben Kinder bekam, von denen zwei bereits verstarben.
Die noch lebenden Kinder sind Cousins von Andrés Gálvez und die nächsten Verwandten. Ob es weitere Geschwister von Andrés Gálvez gibt, konnte nicht geklärt werden.
Das Rathaus von Lorca habe sich bereits mit dem spanischen Konsulat in Lyon in Verbindung gesetzt und die Dokumente übergeben in der Hoffnung, dass sich die Angehörigen melden, sagte Mínguez.
Das KZ Neuengamme in Hamburg wurde 1938 errichtet. Die Häftlinge mussten Zwangsarbeiten für die SS-eigene Ziegelei in dem Lager, die Rüstungsindustrie und den Bau militärischer Anlagen leisten. Von zirka 100.000 Häftlingen, die bis 1945 dort gefangen gehalten wurden, kamen mindestens 50.000 ums Leben. Sie starben durch unmenschliche Arbeits- und Lebensbedingungen, durch Morde und bei Lagerräumungen.