In der Hand des Polizeispitzels
Ex-Kommissar José Manuel Villarejo belastet von U-Haft aus Politiker – María Dolores de Cospedal geht
Madrid – ck. Der emeritierte König Juan Carlos war durch abgehörte Gespräche mit der Prinzessin Corinna belastet worden, und die sozialistische Justizministerin Dolores Delgado stritt erst ab und musste dann ein Treffen zugeben. Nun musste die frühere Generalsekretärin der Volkspartei (PP), María Dolores de Cospedal, den Hut nehmen. Alle drei sind Opfer des ehemaligen Polizeikommissars und emsigen Spitzels José Manuel Villarejo.
Der genoss als Experte für Sicherheitsfragen über 20 Jahre hindurch das Vertrauen hochrangiger Entscheidungsträger und beriet Unternehmer, Politiker und Richter. Er hat sich als Geheimdetektiv einen Ruf als spanischer James Bond erworben, wie die Zeitung „Las Provincias“schreibt.
Als „Polizeikommissar für Sonderaufgaben“konnte er von 1993 bis 2014 auf vertrauliche Datenbanken des Innenministeriums zurückgreifen. Kein Innenminister verwehrte ihm Gelder aus den Reptilienfonds oder die Ausstellung falscher Papiere. „Villarejo war ein Gott, der überall reinkam und von allen hofiert wurde“, sagt ein anonym bleibender Polizeikommissar gegenüber der Zeitung. Seine Fäden reichten in europäische Nachbarländer, in den Nahen Osten und bis nach Lateinamerika. Er spionierte die baskische Terrororganisation ETA aus und die Dschihadisten oder half, entführte Spanier im Ausland zu befreien.
Gerne wurde Villarejo auch wegen seiner guten Kontakte in unrühmlichen Angelegenheiten aufgesucht. Etwa, um nach Flecken auf der weißen Weste politischer Gegner zu suchen. Bis zu 200.000 Euro verlangte er für seine Berichte, die dank nächtlicher Sauftouren und Prostituierten mit Vertraulichkeiten gespickt waren.
Was die Auftraggeber in den ersten Jahren nicht ahnten: Villarejo schnitt ihre Gespräche mit ihm mit und benutzte sie für Erpressungen. Er kassierte doppelt und dreifach und hat sich ein Imperium aus mindestens 46 Firmen aufgebaut, mit denen er die erpressten Gelder wusch. Seit dem 17. November 2017 sitzt er in U-Haft.
Niemand weiß, wie viele hochrangige Politiker er in seiner Hand hat. Die Untersuchung über mögliche Konten von König Juan Carlos in der Schweiz wurde vom Nationalen Strafgericht mangels Beweisen eingestellt. Aber über all denjenigen, die ihn um Vermittlung gebeten haben, schwebt ein Damoklesschwert. Die Mitschnitte hat er in dreifacher Ausfertigung auch im Ausland gelagert, ließ er wissen. Es ist eine Frage der Zeit und des politischen Kalküls, wann er Mitschnitte zur Veröffentlichung Medien zukommen lässt.
In diesen Tagen veröffentlichen Online-Zeitungen Gespräche, die Cospedal und ihr Ehemann 2009 mit Villarejo in der PP-Zentrale in Madrid führten. Sie wollte wissen, wie belastend der Korruptionsfall Gürtel sein könnte und erteilte dem Spitzel den Auftrag, den Bruder des damaligen PSOE-Generalsekretärs Alfredo Pérez Rubalcaba zu beschatten, um so den sozialistischen Gegner diskreditieren zu können. Aber sie setzte ihn auch auf ihren Parteikollegen Javier Arenas an.
Die Mitschnitte hat er in dreifacher Ausfertigung im Ausland gelagert
Erwarteter Rücktritt
Nachdem der PP-Vorsitzende Pablo Casado am Sonntag von seinen Getreuen gefordert hatte, „beispielhaft, transparent und ehrlich“zu sein, trat Cospedal am Montag von ihrem Posten im Parteivorstand zurück. Am Mittwoch gab sie ihr Abgeordnetenmandat ab und erklärte, sich aus der Politik zurückzuziehen.