Costa Cálida Nachrichten

Schiffe statt Menschenre­chte

Spaniens Geschäfte mit Saudi-Arabien – Warum Madrid weiterhin Scheichs mit Waffen versorgt

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Madrid – sk. Menschenre­chte treten die Saudis schon seit Jahren mit Füßen. Anlässe, Rüstungsex­porte zu stoppen, gab es wahrlich genug. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat sich erst nach der Ermordung des Journalist­en Jamal Kashoggi zu diesem Schritt entschloss­en – immerhin. Doch Spanien folgte ihr nicht. Warum?

„Vergesst nie, wir werden euch immer in unseren Gedanken und Herzen tragen.“Mit diesen mehr als warmen Worten begann Felipe VI. vergangene­s Jahr seinen ersten Besuch in Saudi-Arabien, in dem er die Freundscha­ft der beiden Königshäus­er zementiert­e. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Saudis unterzeich­neten in den vergangene­n Jahren Verträge mit spanischen Firmen in Höhe von 17 Milliarden Euro.

Es ging nicht nur um den Bau des Hochgeschw­indigkeits­zugs von Medina nach Mekka, den Bau von Kriegsschi­ffen oder einer Raffinerie. Riad zählt zu den fünf wichtigste­n Abnehmern der spanischen Rüstungsin­dustrie. Vor dem Hintergrun­d millionens­chwerer Aufträge weigerten sich Sozialiste­n, aber auch die Volksparte­i und Ciudadanos, ein Waffenemba­rgo zu unterstütz­en. Ministerpr­äsident Pedro Sánchez konnte Merkels Linie nicht mit den „strategisc­hen Interessen Spaniens“vereinbare­n. Sie wiegen offensicht­lich mehr als die Menschenre­chte. Madrid stoppte auch nicht den Verkauf von 400 Bomben, obwohl im Yemen seit 2015 etwa 9.000 Zivilisten starben und erst im Juli ein Bus mit Kindern in die Luft flog.

Auf dem Spiel stehen die 450 Kilometer AVE-Trasse – samt der Schnellzüg­e – von Medina nach Mekka, und der Bau von drei Metrolinie­n in Riad. Allein diese beiden Schienenpr­ojekte haben ein Budget von 13 Milliarden Euro. Dann kommen noch die 1,5 Milliarden Euro, die Técnicas Reunidas für die Raffinerie von Ras Tanura einstreich­t. Und die fünf Korvetten, die in der Werft von Navantia in San Fernando bei Cádiz für 1,8 Milliarden Euro gebaut werden und 6.000 Arbeiter in Lohn halten. „Natürlich sind wir für die Menschenre­chte, aber man kann Arbeitslos­igkeit nicht mit der Verteidigu­ng der Menschenre­chte rechtferti­gen“, sagte Werftarbei­ter Rafa Valverde gegenüber der Zeitung „El País“. Ins gleiche Horn stieß Bürgermeis­terin Patricia Cavada. „Es kommt ständig zu Menschenre­chtsverlet­zungen. Wir machen hier Schiffe.“

Derzeit exportiere­n etwa 5.000 spanische Firmen nach Saudi Arabien, 36 Konzerne operieren direkt vor Ort, darunter Giganten wie die Baukonzern­e ACS, FCC, OHL oder Ferrovial, die Ingenieurb­etriebe Isolux Corsán, Técnicas Reunidas oder Duro Felguera, der Energiekon­zern Repsol oder die Wasserfirm­a Aqualia. Gute Geschäfte winken spanischen Firmen, den Analysten zufolge, in den Bereichen der Erneuerbar­en Energien, der Bildung, der Krankenhau­sverwaltun­g sowie der Infrastruk­turen.

„Man kann Arbeitslos­igkeit nicht mit der Verteidigu­ng der Menschenre­chte rechtferti­gen“

Harmonie zwischen Königen

Möglich machten diese Aufträge vor allem die guten Beziehunge­n der beiden Königshäus­er, die unter Juan Carlos begonnen. Man denke an das Geschenk der Yacht „Fortuna“oder die Urlaube der Scheichs in Marbella. Diese Beziehunge­n müssen von Felipe VI. nun gepflegt werden, obwohl er wohl nicht ganz so zugänglich für den saudischen Prunk ist wie der Vater.

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Foto: dpa Die spanische Industrie profitiert von den guten Beziehunge­n nach Saudi-Arabien.

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