Warum bloß „Polacos“?
Auf dem Berg Montserrat in Katalonien sagt man, dass Polen den Ort besonders andächtig besuchen. Denn die Statue, die dort steht, die schwarze Maria „La Moreneta“, erinnert sie an die eigene schwarze Madonna vom Berg Jasna Góra. Selbst die Sage – dass Evangelist Lukas das Bild schuf – ist dieselbe. Ist das der Grund, warum in Spanien der Spitzname der Katalanen „Polacos“lautet?
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Die Katalanen selbst nannten ihre kultige TV-Show „Polònia“, tun sich aber selbst mit einer Erklärung schwer. Oft heißt es, dass der Grund für den Spitznamen ihre für Spanier unverständliche Sprache ist. Als die Katalanen nach dem Erbfolgekrieg in spanischen Kerkern schmorten, verstanden die Wächter sie nicht und schimpften: „Diese Polacos!“
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Katalanische Linguistiker studierten sogar den besonderen Reichtum ihrer Sprache mit solch slawischen Lauten. Doch auch Historie und Politik bieten Gründe. Wie Polen von Deutschland und Russland sei Katalonien von Spanien und Frankreich umstellt, heißt es. Fast zugleich rissen sich Hitler und Franco 1939 Polen und Katalonien unter den Nagel.
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Beide waren auch große Königtümer: Polen mit Litauen, Katalonien mit Aragon. Beide verschwanden im 18. Jahrhundert
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Doch traurige Feiertage hat auch Polen. Wie den Tag des Warschauer Aufstands, der die Stadt in Asche verwandelte. Kennen Spanier oder Deutsche das, eine Tragödie zu „feiern“? Als Verlierer zu gelten haben Katalanen und Polen sozusagen im Blut. Und auch den seltsamen Komplex, sich als minderwertige und zugleich auserwählte Nation zu fühlen.
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Der Esel symbolisiert das gut: Er erinnert eigentlich daran, dass die Katalanen als Tölpel galten – doch stolz kleben sie ihn statt des Stieres auf das Auto. So ist das „Polacos“eigentlich auch nicht nett gemeint. Wenn die Empörung über die heutige Störrischkeit beider Völker groß ist, sollten die Stiere also nicht mit ihren dicken Eiern wackeln: Paragraph 155 oder Europäisches Gericht. Sondern Esel gleichwertig behandeln – als Tiere, wie sie selbst.