Der verschwundene Pfadfinder
Geschichte eines Denkmals für einen 14-jährigen Scout aus Águilas, das seit 1940 unauffindbar ist
Águilas – sg. Die Pfadfinder der Region Murcia haben seit vergangener Woche ein eigenes Museum. Das 1926 gebaute Forsthaus Casa Forestal Fuente Rubeos in der Sierra Espuña ist für 60.000 Euro restauriert und von Vertretern der Landesregierung und des Pfadfinderverbandes feierlich eröffnet worden. Das Museo Scout zeigt Fotos, Uniformen, Dokumente und Objekte aus den insgesamt 22 Zeltlagern, die die Scouts in der Sierra Espuña aufschlugen. Das erste Mal zog es die Pfadfinder 1917 in das Parade-Gebirge der Region.
Im Rahmen der Museumseröffnung wurde auch die Nachbildung einer Büste mit einer besonderen Geschichte aufgestellt.
Denkmal für einen 14-Jährigen
Die Statue stellt den jungen Pfadfinder Mariano Serrano aus Águilas dar. Er trägt die typische Tracht und hält eine Fahne in den Händen. Er starb mit nur 14 Jahren bei einem unglücklichen Unfall während eines Fußballspiels im Juli 1928 in Águilas.
Mariano Serrano galt als beispielhafter Scout und erfreute sich so großer Beliebtheit, dass die Mitglieder beschlossen, ihm ein Denkmal zu setzen und Geld dafür zu sammeln.
Der Bildhauer Nicolás Martínez Ramón machte sich damals ans Werk und fertigte eine Skulptur an. Die Büste von Mariano Serrano wurde im Juli 1930 in einem Pinienwald in der Sierra Espuña aufgestellt, ganz in der Nähe des ersten Zeltlagers. Dort stand das Abbild des Jungen aus Águilas und Symbol für alle Pfadfinder zehn Jahre lang, bis das FrancoRegime (1939-77) die Bewegung 1940 verbot und ihre Besitztümer beschlagnahmte.
Um zu verhindern, dass auch die Büste von Mariano Serrano eingezogen und zerstört werden könnte, machten sich fünf Scouts aus Águilas heimlich auf den Weg in die Sierra Espuña. Sie bauten die Skulptur ab, wickelten sie in Decken ein und begruben sie mitten im Wald. Dabei schwörten sie, niemandem jemals den Ort zu verraten.
Sie hielten sich an das Versprechen bis zu ihrem Tod. Noch immer liegt die Original-Büste mit dem Namen „El Durmiente“(Der Schlafende) unter Kiefern begraben. Sie wurde bis heute nicht gefunden.
Der Bildhauer Mario Fernández aus Águilas bildete im Auftrag der Pfadfinder das Original nach. Seit vergangener Woche steht die Figur des Mariano Serrano wieder an ihrem Platz.