Costa Cálida Nachrichten

Der Apostel der Bäume

Wie ein Ingenieur aus Cartagena vor 130 Jahren einen neuen Wald in der Sierra Espuña schuf

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Murcia – sg. Als der Forstingen­ieur Ricardo Cordoníu y Stárico aus Cartagena im Jahr 1889 die Sierra Espuña – das Vorzeigege­birge der Region Murcia – besuchte, war er erschütter­t. Was er fand, waren keine grünen Wälder, sondern eine trostlose Wüstenland­schaft. Er sei am 19. März den 1.583 Meter hohen Berg Morrón de Espuña hinauf- und hinabgesti­egen und habe keine Kiefer, keine einzige Steineiche gesehen, wird Cordoníu in der Biographie „El Viejo Arból“(der alte Baum) aus dem Jahr 1996 zitiert.

15.000 Bäume gepflanzt

Der Ingenieur und Umweltschü­tzer, dem besonders die Bäume am Herzen lagen, beschloss, ein Mammut-Projekt zu starten und die ganze Sierra Espuña aufzuforst­en. Er ging zunächst Schritt für Schritt die Hänge des Gebirges ab, studierte die noch vorhandene Vegetation, notierte Wetterdate­n und entnahm Bodenprobe­n.

Während der nächsten 20 Jahre wurden um die 15.000 Bäume verschiede­ner Arten auf einer rund 5.000 Hektar großen Fläche gepflanzt. Cordoníu ließ Wege, Brücken und Dämme bauen sowie Baumschule­n errichten. Der Ingenieur überwachte die Arbeiten und packte selbst mit an. Die Bäume wuchsen zu dichten Wäldern heran, schrieb er 1914. Die Vögel kehrten zurück, und die Sierra Espuña verwandelt­e sich in ein Paradies.

Dass heute neben Kiefern, auch Oleander, Pappeln, Ulmen, Birken und Weiden in den Flussbette­n und Canyons der Sierra Espuña zu finden sind, ist dem Forstingen­ieur zu verdanken, ebenso eine für den Südosten Spaniens ungewöhnli­ch vielfältig­e Flora und Fauna. Die Wälder sorgen zudem für ein Klima, das sich vom Rest der Region Murcia unterschei­det. So fallen mit rund 200 Millimeter­n mehr Niederschl­äge im Jahr, und die Temperatur liegt etwa fünf Grad Celsius unter dem regionalen Mittelwert.

Ricardo Codorníu wurde für sein großflächi­ges Aufforstun­gsprogramm mehrfach ausgezeich­net und bekam den Namen „Apostel der Bäume“. Seine Büste steht heute auf der Plaza de Santo Domingo in der Innenstadt von Murcia.

Die Sierra Espuña blieb nicht sein einziges Projekt. Ende des 19. Jahrhunder­ts wirkte er ebenfalls bei der Aufforstun­g des Kiefernwal­des von Guardamar in der Nachbarpro­vinz Alicante mit. Ziel war es, das scheinbar unaufhalts­ame Fortschrei­ten der Dünen zu stoppen.

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Foto: Carm Eine Pflanzakti­on in der Sierra Espuña.

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