Blut, Schweiß und Tränen
Legende und Geschichte des „Heiligen Schweißtuches“von Alicante
Alicante – mar. Der Herrgott hatte es ihnen über Moses sogar schriftlich gegeben, doch die Liebe der Katholiken zu Bildnissen, Reliquien und anderen stofflichen Gottesbeweisen war stets stärker. Es soll 1489 gewesen sein, in einer Zeit also, als der spanische Katholizismus seine Hochzeit erlebte: Reconquista und Inquisition führten zu einer nie dagewesenen Macht.
Diesen Anspruch zu verbildlichen, dazu dienten schon damals die Reliquien. Der Alicantiner Padre Mosén Pedro Mena soll das Tuch 1489 in Venedig gefunden haben, wo es von Byzanz her gekommen sein soll und die Stadt vor der Pest gerettet habe.
Das Antlitz Jesu habe das Wunder vollbracht, das sich aus Blut abhob. Es handelt sich also um nichts weniger als das Schweißtuch der Heiligen Veronika, die dem zum Tode verurteilten Gottessohn die Pein auf seinem Leidensweg zum Kreuze erleichtern wollte.
Das Blut hat man später mit roter Farbe nachgemalt. Dem seit 1490 in Alicante behüteten Schatz werden allerlei Wunderdinge nachgesagt. Es war ein Regenmacher und Krankheitsheiler, sogar Tränen quollen aus ihm. Reiche Familien schnitten sich einige Stückchen heraus, so dass das Heiligtum allmählich auf KarteikartenFormat zu schrumpfen drohte.
Die Klarissen wachten seit 1518 darüber, dass das Tuch, in eine prächtige Monstranz in einer Jesus-Statue verpackt, nur noch zur österlichen Pilgerwanderung die Runde machte, sonst gut behütet unter Gesängen und Gebeten in der Klosterkirche von Santa Faz verblieb.