Neuer Vorschlag für Bildungsreform
Sozialisten wollen Lomce korrigieren – Erstmals Förderklassen für Sitzenbleiber
Madrid – ck. Die Regierungssprecherin und Bildungsministerin Isabel Celaá will den Schulunterricht neu organisieren. Reformen des Bildungsgesetzes hat es fast so viele gegeben wie Regierungswechsel. Immer wenn Konservative (PP) von Sozialisten (PSOE) oder umgekehrt das Ruder übernahmen, versuchten sie, den Schulunterricht ihrer Vorgänger zu verbessern. Seit 1970 wurde 1980, 1985, 1990, 2002, 2006 und 2013 das Bildungsgesetz reformiert.
Dass Spanien in der Pisa-Studie 2015 dreimal so viele Sitzenbleiber bei den 15-jährigen aufweist als der Schnitt der OECD-Länder, könnte auch mit dem Fehlen einer kontinuierlichen Bildungspolitik zu tun haben.
Weniger Religion
Eines der umstrittensten Werke ist das Lomce des PP-Ministers José Ignacio Wert, gegen das nun die Regierung Pedro Sánchez ihre Reform stellt. So soll es erstmals spezielle Förderprogramme für Schüler geben, die Klassen wiederholen müssen. Religionsunterricht wird nicht mehr als Pflichtfach in den Abiturklassen gewertet und Ethik muss dagegen in zwei Schuljahren belegt werden. Kinder alleinerziehender Elternteile und Opfer Häuslicher Gewalt erhalten eine höhere Punktzahl für die Aufnahme an halbstaatlichen Schulen. Die einzelnen Regionen sollen über das Gewicht der Co-offiziellen Sprachen entscheiden. Das ist neu und nimmt den Einfluss des Zentralstaats zurück.
Wahrscheinlich aus diesem Grund ist Katalonien mit der Reform einverstanden. Diese Region geht schon jetzt am weitesten bei der Bevorteilung der Regionalsprache. An den öffentlichen Schulen werden alle Fächer außer Spanisch auf Katalanisch unterrichtet. Im Baskenland können die Eltern entscheiden. In Galicien wird eine Hälfte auf Galicisch und die andere Hälfte auf Spanisch unterrichtet. Auf den Balearen findet die Hälfte auf Katalanisch statt und in Valencia wird der Unterricht auf Valencianisch, Spanisch und Englisch erteilt, fasst die Zeitung „El País“zusammen.
Gleichzeitig ist das der Hauptangriffspunkt der Opposition. PP und Ciudadanos werfen der PSOE außerdem vor, den Bildungs-Pakt aller Parteien zu brechen, weil Celaá den Vorschlag allein ausgearbeitet hat.