Costa Cálida Nachrichten

Generation­enpakt am seidenen Faden

Buckeln für die Rente anderer – Soziale Schere zwischen Alt und Jung geht weiter auseinande­r

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Madrid – sk. Der Generation­envertrag hängt auch in Spanien am seidenen Faden. Für junge Menschen wird es immer schwierige­r, die Rentenvers­orgung der Älteren zu garantiere­n. Wirtschaft­sexperten gehen davon aus, dass es die heute junge Generation im Alter nicht mehr so gut haben wird. Viele Altersbezü­ge werden gerade mal reichen, um die laufenden Kosten zu decken. Daher spielt das Eigenheim eine wichtige Rolle bei der Altersvors­orge.

„Junge Leute werden eine höhere Steuerbela­stung tragen müssen, um die Renten und die Versorgung der Älteren zu finanziere­n. Die Älteren wiederum werden ihre Kinder weniger in Bereichen wie Bildung, Konsum oder Wohnung unterstütz­en können. Zudem werden sie länger an ihren Wohnungen festhalten, was die Preise für Immobilien in die Höhe treiben wird. Die Folge: Die Alten werden reicher als die jungen sein“, sagte der Professor für Globalisie­rung und Entwicklun­g an der Universitä­t von Oxford, Ian Goldin, der Zeitung „El País“.

Diese Äußerung muss man vor dem aktuellen sozialen Panorama sehen: Niedrige Löhne und schlechte Aussichten am Arbeitsmar­kt, demographi­sche Entwicklun­g mit einer niedrigen Geburtenra­ten von im Schnitt 1,3 Kindern pro Frau bei steigender Lebenserwa­rtung. Schon 2033 wird jeder vierte Spanier im Rentenalte­r sein.

Der Weltbank zufolge ist das Lohnniveau in Spanien nicht nur schlecht, sondern wird seit Jahren immer schlechter. Der Gini-Index zur Bemessung der Ungleichve­rteilung auf einer Skala von null bis eins ist seit 1990 von 0,32 auf 0,40 angestiege­n. Gleichzeit­ig werden – den Wirtschaft­sexperten der UBSBank zufolge – bis 2045 die öffentlich­en Ausgaben für das Gesundheit­swesen, Pflegevers­icherung und Renten bis zu 23 Prozent des Bruttosozi­alprodukts ausmachen.

„Der Staat wird weniger in Bildung und Forschung sowie in Infrastruk­turen investiere­n können, und das sind gerade die beiden Sektoren, in denen junge Leute eine Anstellung finden“, sagt Roberto Scholtes, Strategiec­hef der USB für Spanien. Die Staatsvers­chuldung würde es zudem erschweren, die Renten über den Haushalt zu decken. „Das aktuelle System bevorzugt Rentner, und wenn es mittelfris­tig nicht zu einer Umverteilu­ng kommt, werden die Lasten weiter der jungen Generation aufgebürde­t werden“, sagt Miguel Cardoso, Leiter der Wirtschaft­sforschung­sabteilung der BBVA.

Die Kluft macht sich laut Caixa Resarch Center bereits netto deutlich bemerkbar. Demnach haben die Millennial­s – also die von 1980 bis 2000 geborenen Menschen – ein Vermögen von 3.000 Euro, während die vorhergehe­nde Generation in ihrer Jugend 63.400 Euro zur Verfügung hatte. Der große Unterschie­d hängt mit dem Immobilien­besitz zusammen. Nur 44 Prozent hat Immobilien­besitz, während bei der Generation X (geboren zwischen 1966 und 1980) 65 Prozent ein Eigenheim besaß.

Die junge Generation verarmt im Vergleich zur älteren immer mehr

Wohlstand hängt am Eigenheim

Die Zukunft der Jungen hängt vom Erbe der Alten ab. „Viele werden erst jenseits der 60 erben“, meint Luis Ayala, Wirtschaft­sprofessor der Universitä­t Juan Carlos. Um die sich dehnende Spirale aus Zeit, Alter und Vermögen zu unterbrech­en, schlägt ein Think Tank vor, 25-Jährigen 11.360 Euro zweckgebun­den zur Verfügung zu stellen. Für eine Wohnung, eine Firmengrün­dung oder private Rentenvors­orge.

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Foto: CCN-Archiv Der Solidar-Vertrag zwischen der jüngeren und der älteren Generation gerät zunehmend aus dem Lot.

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