Francos Dörfer
Zwischen „Erlösung, Limbus und Sühne“
Finestrat – jz. El Realengo ist kein Einzelfall. Das 1939 geschaffene „Nationale Institut für Kolonisierung“(INC) errichtete bis 1971 etwa 300 solcher Dörfer für 55.000 Familien. Der Bau von Staudämmen führte zu den Umsiedlungen, aber auch Bewohner von Dörfern, die im Krieg zerstört wurden, hatten in den neu erbauten Siedlungen eine Chance auf Wohnraum.
Andere zogen freiwillig um, da ein kostenloses Haus und die Aussicht auf Arbeit lockten. Das Geschenk entpuppte sich oft als Gegenteil. Enthusiasmus machte der Realität Platz. Die Zeitung „El País“hält in einem Artikel über die Dörfer weitere Stimmen fest, die ganz dem Bild in El Realengo entsprechen.
Einmal umgezogen, hatten die neuen Bewohner kein Recht darauf, den Anordnungen des INC zu widersprechen. Widerstandslos mussten sie sich harten Arbeitsforderungen beugen. Jährlich mussten die Bewohner an das Regime Abgaben leisten: Landwirte gaben ein Drittel des Getreides ab. Was viele ältere Bewohner bis heute nicht davon abhält, Franco für Haus und Arbeit dankbar zu sein.
Die Dörfer wurden in strenger Rationalität erbaut. Deutlich sollte werden: Es begann eine neue Ära. Heute versuchen einige Dörfer, sich touristisch zu entfalten. Ihre Vergangenheit führt aber mitunter zu Spannungen in der dort lebenden Bevölkerung. Historische Fakten treten bisweilen zugunsten der subjektiv erlebten Geschichte in den Hintergrund.
Filmportrait gratis im Netz
„El País“fasst zusammen: „Es hängt davon ab, wen man fragt. Das Leben in den Dörfern war entweder Erlösung, Limbus oder Sühne“.
Auf Deutsch gibt es weitere Informationsmöglichkeiten. Der Film „Die Siedler Francos“portraitiert das Dorf Llanos del Caudillo (Die Ebenen des Führers). Der Film steht gratis auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) zur Verfügung.