Alicante setzt auf Blockchain
Chancen und Herausforderungen der neuen disruptiven Blockchain-Technologie wurden kürzlich in Alicante besprochen
Alicante scheint es ernst mit den neuen Technologien zu meinen. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn Bürgermeister Luis Barcala und Chef der Diputación César Sánchez gleichermaßen bekunden, dass Alicante die Hauptstadt der Blockchain, beziehungsweise das technologische Valley Europas werden will. Einmal mehr war die Provinzhauptstadt Austragungsort des bereits zweiten internationalen Kongresses über die Blockchain-Technologie. Auch dieses Mal war das Event wieder in kürzester Zeit mit über 500 Teilnehmern ausgebucht. Und auch dieses Mal fand es im großen modernen Gebäude der Euipo, dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum, statt. Organisiert hat es Suma Innova, das Innovation Lab der Steuerbehörde Suma.
Gesprochen wurde über das Potenzial und die Herausforderungen, die die neue, disruptive Blockchain-Technologie für Unternehmen, Behörden, Regierungen und Gesellschaft darstellt. In einem sind sich mittlerweile alle einig: diese Technologie ist gekommen, um zu bleiben. Nun geht es um die nächsten, erforderlichen Schritte, nämlich die Schaffung eines rechtlichen Rahmens sowie die Einführung einer Standardisierung.
Definition und Ursprung
Die kürzeste und verständlichste Definition von dem was die Blockchain ist, bietet Wikipedia: „Eine Blockchain (auch Block Chain, englisch für Blockkette) ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, ,Blöcke‘ genannt, die mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Jeder Block enthält dabei typischerweise einen kryptographisch sicheren Hash (Streuwert) des vorhergehenden Blocks, einen Zeitstempel und Transaktionsdaten.“
Die Mutter aller Blockchains ist die der Kryptowährung Bitcoin. Dabei handelt es sich um eine Art technologisches Konstrukt, eine dezentrale Software, ohne die Bitcoin nicht funktionieren könnte. Bitcoin ist ein digitales Zahlungsmittel und wird gerne auch als die „Währung des Internets“bezeichnet. Es ist die Antwort beziehungsweise ein Lösungsversuch auf ein krankendes Finanzsystem. Ins Leben gerufen hat es ein bislang öffentlich Unbekannter, der zur Einführung und eine Weile danach unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto agierte. Er (sie oder die Gruppe) tauschte sich mit anderen Programmieren, Tech-Experten und Kryptographen schriftlich aus, begleitete das Projekt bis April 2011, und verschwand mit den Worten „I moved to other things“gänzlich von der Bildfläche.
Bitcoin „erblickte“kurz nach der weltweiten Finanzkrise 2008 die Welt. Am 3. Januar 2009 fand die erste Transaktion zwischen Satosho Nakamoto und dem Softwareentwickler der PGP Corporation Hal Finney statt. Finney verstarb 2014 leider nach einer unheilbaren Krankheit. Der erste Block der Blockchain, auch Genesis-Block genannt, enthielt neben der ersten Transaktion auch eine Botschaft in einem Zahlencode versteckte Botschaft der britischen Tageszeitung „The Times“vom 3. Januar 2009, die auf die Rettung der britischen Banken verweist.
Nakamoto wirft in seinen Korrespondenzen zentralen Institutionen, wie Banken, Versicherungen und Regierungen Vertrauensmissbrauch vor und will mit einem dezentralen, demokratischen, sicheren und transparenten SoftwareSystem Vertrauen schaffen, wo keines mehr ist. „Vires in Numeris“– „Stärke in Zahlen“– neutrale, unbestechliche Mathematik statt kostenintensive, manipulierund beeinflussbare Menschen, die als Intermediäre auftreten und die „Fäden in der Hand haben“.
Seit 2009 hat sich nun um Bitcoin herum ein enormes Blockchain-Ökosystem entwickelt. Im hohen Maße mitverantwortlich für diese Entwicklung ist der Programmierer Vitalik Buterin. Einst selbst sehr in der Bitcoin-Community engagiert, erkannte er, dass noch mehr mit der BlockchainTechnologie machbar ist. Er entwickelte Ethereum, eine Blockchain, die im Gegensatz zu Bitcoin nicht hauptsächlich als digitales Geld konzipiert wurde, sondern als Plattform, auf der Parteien einen Vertrag, die sogenannten Smart Contracts – intelligente Verträge – eingehen können und auf welcher dezentrale Applikationen Anwendung finden.
Inzwischen übertreffen die Anzahl der weltweiten BlockchainPatentanmeldungen bereits die anderer Technologien, so das Ergebnis einer Studie des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum (IGE) und der Londoner Anwaltskanzlei Whiters & Rogers. Mit rund 1.680 Anmeldungen führen die Vereinigten Staaten gefolgt