Bumberota und Co.
Folkloregruppe bringt Jávea alte Fronleichnamstradition zurück
Majestätisch schreitet die Riesin Joanaina durch Jáveas enge Altstadtgässchen. Ihr hoher schlanker Körper dreht sich bei jeden Schritt etwas nach rechts und dann wieder nach links, in einem eleganten Tanz, mit dem sie die Zuschauer auf beiden Seiten der Straße grüßt. Doch die Freundlichkeit der blau gewandeten Wasserfee mit den roten Locken täuscht. Das Fabelwesen erscheint allen, die in der Johannisnacht an den Quellen Font Santa und Font de la Jana bei Teulada vorbeikommen, steigt seinen armen Opfern auf den Buckel und lässt sich bis zum Ortseingang tragen. Wer dabei nach vorne schaut und nicht einmal zurückblickt, dem erfüllt sie jedoch nach der Ankunft dort alle Wünsche.
Die Riesin Juanaina, der Drache Bumberota, die Parade der acht Pferdchen – sie alle waren Teil eines Umzugs, mit denen die Folkloregruppe Grup de danses Font Santa aus Teulada vergangen Sonntag in Jávea mittelalterliche Traditionen wiederaufleben ließ. Die liebevoll aus Holz und später aus Pappmaché hergestellten Figuren des so genannten Bestiario valenciano bevölkerten vom 14. bis zum 19. Jahrhundert an Fronleichnam und bei anderen Festivitäten die Straßen.
Jáveas Folkloregruppe, Grup de danses Portitxol, hatte das Bestiario ihres Pendants aus Teulada eingeladen, um gemeinsam mit ihrer Zwergentanzgarde die altüberlieferten Fronleichnamstänze anzukündigen. Diese Tänze werden am Sonntag, 23. Juni, um 19 Uhr die Straßen der ganzen Altstadt beleben, und Jáveas Schulkinder studieren sie schon seit zwei Monaten mit der Folkloregruppe Portitxol ein.
Da ist der Tanz der Zwerge, der Cabezudos, die die vier im 16. Jahrhundert bekannten Rassen – Weiße, Türken, Zigeuner und Schwarze – darstellen. Die Zwergentanzgarde der Folkloregruppe in Jávea besteht seit 1997 und tritt bei praktisch allen Festen und vielen offiziellen Akten auf. Unter dem Zepter ihres Kapitäns, der sowohl ihr wie auch der Musikkapelle befiehlt, tanzt sie streng in Formation – immer aber mit einem Hauch Humor.
Tänze aus 10. Jahrhundert
Die Kinder sind von den Zwergen begeistert, wie auch von ihren eigenen Tänzen, mit denen sie kommenden Sonntag Jáveas Gässchen füllen: Da führen kleine Krieger den Stocktanz auf, bei denen ihre Stäbe wie Schwerter immer wieder rhythmisch aufeinanderschlagen – er ist einer der ältesten und schon seit dem 10. Jahrhundert belegt. Türken und Türkinnen zeigen ihre Künste in orientalischen Gewändern und dann ist da noch der Granatapfel-Reigen, bei denen die Kinder im Kreis tanzen und Bänder halten, die an einem Blumenstrauss befestigt sind, der auf einem Stab in der Kreismitte trohnt.
Der bekannteste Fronleichnamstanz aber ist El Baile de la Moma, bei dem die weißgekleidete Tugend von sieben Kriegern bedrängt wird, die die sieben Todsünden darstellen. Sie bleibt jedoch standhaft. Im Umfeld dieser Tänze bevölkerte seit dem 14. Jahrhundert eben auch das Bestiario valenciano die Straßen. Es bestand zum einen aus Figuren von echten Tieren wie Adlern oder Eulen. Zum anderem aber auch aus Phantasiewesen wie der Riesin Juanaina, deren Kollegen schon seit dem 16. Jahrhundert in Valencia aus Holz oder später auch Karton hergestellt wurden.
Beim Umzug in Jávea vertrat diese legendären Wesen die ebenso bunte wie wuchtige Bumberota – ein Kinderschreck und Drache, der, wenn jemand seinen Namen zu nennen wagt, aus den Wassern steigt und in den Straßen der Dörfer Klein und Groß erschreckt. Die Bumberota, Juanaina und Co könnten übrigens bald öfter im Marina-Alta-Kreis zu sehen sein. Der Umzug in Jávea war nämlich der Startschuss zu einem Projekt, bei dem Folkloregruppen der Zone das Bestiario valenciano wiederbeleben und erweitern wollen. Die Fronleichnamstänze sind am Sonntag, 23. Juni, ab 19 Uhr in den Straßen von Jáveas Altstadt zu sehen.