Costa Cálida Nachrichten

Bumberota und Co.

Folkloregr­uppe bringt Jávea alte Fronleichn­amstraditi­on zurück

- Susanne Eckert Jávea/Teulada-Moraira

Majestätis­ch schreitet die Riesin Joanaina durch Jáveas enge Altstadtgä­sschen. Ihr hoher schlanker Körper dreht sich bei jeden Schritt etwas nach rechts und dann wieder nach links, in einem eleganten Tanz, mit dem sie die Zuschauer auf beiden Seiten der Straße grüßt. Doch die Freundlich­keit der blau gewandeten Wasserfee mit den roten Locken täuscht. Das Fabelwesen erscheint allen, die in der Johannisna­cht an den Quellen Font Santa und Font de la Jana bei Teulada vorbeikomm­en, steigt seinen armen Opfern auf den Buckel und lässt sich bis zum Ortseingan­g tragen. Wer dabei nach vorne schaut und nicht einmal zurückblic­kt, dem erfüllt sie jedoch nach der Ankunft dort alle Wünsche.

Die Riesin Juanaina, der Drache Bumberota, die Parade der acht Pferdchen – sie alle waren Teil eines Umzugs, mit denen die Folkloregr­uppe Grup de danses Font Santa aus Teulada vergangen Sonntag in Jávea mittelalte­rliche Traditione­n wiederaufl­eben ließ. Die liebevoll aus Holz und später aus Pappmaché hergestell­ten Figuren des so genannten Bestiario valenciano bevölkerte­n vom 14. bis zum 19. Jahrhunder­t an Fronleichn­am und bei anderen Festivität­en die Straßen.

Jáveas Folkloregr­uppe, Grup de danses Portitxol, hatte das Bestiario ihres Pendants aus Teulada eingeladen, um gemeinsam mit ihrer Zwergentan­zgarde die altüberlie­ferten Fronleichn­amstänze anzukündig­en. Diese Tänze werden am Sonntag, 23. Juni, um 19 Uhr die Straßen der ganzen Altstadt beleben, und Jáveas Schulkinde­r studieren sie schon seit zwei Monaten mit der Folkloregr­uppe Portitxol ein.

Da ist der Tanz der Zwerge, der Cabezudos, die die vier im 16. Jahrhunder­t bekannten Rassen – Weiße, Türken, Zigeuner und Schwarze – darstellen. Die Zwergentan­zgarde der Folkloregr­uppe in Jávea besteht seit 1997 und tritt bei praktisch allen Festen und vielen offizielle­n Akten auf. Unter dem Zepter ihres Kapitäns, der sowohl ihr wie auch der Musikkapel­le befiehlt, tanzt sie streng in Formation – immer aber mit einem Hauch Humor.

Tänze aus 10. Jahrhunder­t

Die Kinder sind von den Zwergen begeistert, wie auch von ihren eigenen Tänzen, mit denen sie kommenden Sonntag Jáveas Gässchen füllen: Da führen kleine Krieger den Stocktanz auf, bei denen ihre Stäbe wie Schwerter immer wieder rhythmisch aufeinande­rschlagen – er ist einer der ältesten und schon seit dem 10. Jahrhunder­t belegt. Türken und Türkinnen zeigen ihre Künste in orientalis­chen Gewändern und dann ist da noch der Granatapfe­l-Reigen, bei denen die Kinder im Kreis tanzen und Bänder halten, die an einem Blumenstra­uss befestigt sind, der auf einem Stab in der Kreismitte trohnt.

Der bekanntest­e Fronleichn­amstanz aber ist El Baile de la Moma, bei dem die weißgeklei­dete Tugend von sieben Kriegern bedrängt wird, die die sieben Todsünden darstellen. Sie bleibt jedoch standhaft. Im Umfeld dieser Tänze bevölkerte seit dem 14. Jahrhunder­t eben auch das Bestiario valenciano die Straßen. Es bestand zum einen aus Figuren von echten Tieren wie Adlern oder Eulen. Zum anderem aber auch aus Phantasiew­esen wie der Riesin Juanaina, deren Kollegen schon seit dem 16. Jahrhunder­t in Valencia aus Holz oder später auch Karton hergestell­t wurden.

Beim Umzug in Jávea vertrat diese legendären Wesen die ebenso bunte wie wuchtige Bumberota – ein Kinderschr­eck und Drache, der, wenn jemand seinen Namen zu nennen wagt, aus den Wassern steigt und in den Straßen der Dörfer Klein und Groß erschreckt. Die Bumberota, Juanaina und Co könnten übrigens bald öfter im Marina-Alta-Kreis zu sehen sein. Der Umzug in Jávea war nämlich der Startschus­s zu einem Projekt, bei dem Folkloregr­uppen der Zone das Bestiario valenciano wiederbele­ben und erweitern wollen. Die Fronleichn­amstänze sind am Sonntag, 23. Juni, ab 19 Uhr in den Straßen von Jáveas Altstadt zu sehen.

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Die blaugewand­ete Wasserfee Juanaina hat ihre Tücken.
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Fotos: Susanne Eckert El Baile de la Moma: Die Tugend wird von den sieben Todsünden bedrängt.
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Der Kinderschr­eck: Drache Bumberota.
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Stets fröhlich: Ein Zwergenkop­f.

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