Costa Cálida Nachrichten

Selbststän­dig aus Notwendigk­eit

Frei von Absicherun­g und Ausbildung: Zentralban­k präsentier­t Studie über Selbststän­dige

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Madrid – sk. Mit 3,1 Millionen Autónomos und einem Anteil von 16 Prozent der Selbststän­digen am Arbeitsmar­kt gilt Spanien als ein Land der Unternehme­r. Die Motive für die Existenzgr­ündung hängen nach einer Studie der Zentralban­k Banco de España jedoch nicht unbedingt mit Vision, Geschäftsi­dee oder Berufung zusammen – leider. Vielmehr haben sich 26 Prozent selbststän­dig gemacht, weil sie keine andere Wahl hatten, sprich keine Festanstel­lung finden konnten.

Nur in Lettland, Portugal und Österreich liege die Zahl dieser „Verzweiflu­ngstäter“höher, so die Zentralban­k. Obwohl es in Spanien relativ viele Selbststän­dige gibt, hat sich ihre Zahl drastisch verringert. 1964 galten 44 Prozent als selbständi­g, derzeit sind es nur noch 16. 1995 lag Spanien mit dem Anteil der Freiberufl­er noch sieben Prozentpun­kte über EUSchnitt, aktuell sind es nur noch zwei Prozentpun­kte.

Diese Daten misst die Zentralban­k wenig Bedeutung zu, mehr Sorgen bereiten ihr folgende: Nur ein Drittel der Freiberufl­er schafft Arbeitsplä­tze.

Rund 40 Prozent verfügen über keine reguläre oder gute Ausbildung, die meisten von ihnen verdienen ihr Geld in der Landwirtsc­haft, im Gastgewerb­e, im Transportw­esen oder im Handel – allesamt Bereiche, die laut der Zentralban­k nicht als sehr innovativ gelten oder dafür bekannt sind, wirtschaft­lich Impulse zu geben.

Die Zentralban­k räumt auch mit dem Mythus auf, der die Figur des Selbststän­digen automatisc­h mit Unabhängig­keit und Unternehme­rtum assoziiert. Viele Autónomos stünden nur bei einem einzigen Klienten im Dienst. Deren Arbeitssit­uation gleiche oftmals der von Angestellt­en – aber nur was die wirtschaft­liche Abhängigke­it und den Mangeln an Selbstbest­immung bei der Ausführung der Arbeit betrifft. Frei sind sie also nur von jeder sozialen Absicherun­g.

Die Zentralban­k drängt darauf, den Statuts der Arbeitende­n zu klären, die an der Grenze zwischen der Selbststän­digkeit und der Anstellung ihr Geld verdienen. Also die Scheinselb­stständige­n und die Mitarbeite­r von Internet- und Appdienste­n wie etwa Fahrradbot­en, die Essen ausfahren.

Rund 40 Prozent verfügen über keine gute Ausbildung

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Foto: Archiv Viele Freiberufl­er sind in die Selbststän­digkeit gezwungen worden.

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