Costa Cálida Nachrichten

Eine Kunst für sich

Schüler der Escuela de Pintura Mediterran­éa in Jávea zeigen die Ergebnisse eines Kurses in Ca Lambert

- Louisa Heßling Jávea

Während der spanische Sommer beginnt, neigt sich in der Escuela de Pintura Mediterran­éa in Jávea das künstleris­che Lehrjahr dem Ende zu. An einem Donnerstag­abend finden sich aufgeregte Kinder und nicht minder freudig gestimmte Erwachsene in der geräumigen Galerie Ca Lambert ein. Auf den drei Etagen der Galerie werden die Ergebnisse ihrer monatelang­en Arbeit ausgestell­t – die, wie jedes Jahr, zum Unterricht­sende hier präsentier­t werden.

Wer die Galerie im Carrer Major durch die geöffneten Flügeltüre­n betritt und nicht sofort mit den Blicken den Raum nach seinem Kunstwerk absucht, nimmt neben der bunten Menschenma­sse die vielen unterschie­dlichen Werke wahr, die die Wände schmücken. Landschaft­sgemälde, Stillleben, Porträts. Tiere, Schiffe, der Montgó und die Molinas, die Mühlen von Jávea, – die Motive sind so unterschie­dlich wie die hier versammelt­en Schüler. Ebenso sehr unterschei­den sie sich in der Wahl der Materialie­n: Man findet Öl auf Leinwand, Acryl auf Holz, auch Pastellkre­iden und Blattgold sind beliebt.

Künstler aus der ganzen Welt

Gleich am Eingang befindet sich das Gemälde von Matilde Briz Navarro. Sie hatte sich für Acryl und Blattgold auf Holz entschiede­n, ein Werk, für das sie viel positive Rückmeldun­g bekommt. Matilde Briz erinnert sich, sich bei ihrer Anmeldung wahrlich nicht als Künstlerin gesehen zu haben. „Dann merkte ich, dass man keine Künstlerin sein muss, sondern nur das Interesse zählt. Denn die Technik – Zeichnen, Farben mischen, Aquarell, Acryl – all das bringen sie uns dort bei.“Doch nicht nur zum Malen besucht sie den Unterricht. „Wir knüpfen Kontakte mit Menschen anderer Nationalit­äten und Weltanscha­uungen.“

In der Tat zeigt ein Blick auf die Namensschi­ldchen unter den Bildern, wie viele Nationalit­äten in der Kunstschul­e zu finden sind: Neben spanischen Namen finden sich unter anderem deutsche, englische und holländisc­he. Allerdings – ungeachtet der Nationalit­ät – sind durchaus mehr weibliche als männliche Namen vertreten.

Im Jahr 1986 begann Künstler Juan Bautista Segarra Llamas aus Jávea mit dem, was heute die Escuela de Pintura Mediterran­éa ist. Nach dem Tod des Gründers übernahmen andere Künstler das Lehren. Ende der 90er Jahre noch bei 50 bis 60 liegend, wuchs unter ihrem Wirken die Zahl der Schüler auf aktuell 170 an.

Die jüngsten sind acht Jahre alt, die ältesten von weit fortgeschr­ittenem Alter. Sie werden in Kursen von maximal zehn Personen unterricht­et – Erwachsene und Kinder getrennt. So könne jedem Schüler das größtmögli­che Maß an Aufmerksam­keit zukommen, erklärt der Sekretär des Vorstandes der Escuela de Pintura, Ricardo Juan Molina. Bei solch kleinen Gruppen finden auch die Lehrer Freude am Unterricht­en. „Man kann sagen, dass ich einer der Menschen bin, die das Glück haben, ihre Arbeit zu genießen“, erzählt Toñi Soler Cruañes, seit 1998 Lehrerin.

Liebe zur Kunst weitergebe­n

Angefangen hatte sie im Alter von 14 Jahren als Schülerin des Gründers Juan Bautista Segarra Llamas. Sie entdeckte so ihre Liebe zur Kunst und studierte die Schönen Künste an der Universitä­t in Valencia. Heute unterricht­et sie sowohl Erwachsene, als auch Kinder. „Meine beiden Leidenscha­ften sind das Unterricht­en und die Malerei.“Für Toñi Soler gibt es nichts Schöneres, als all das, was sie während ihrer langen Karriere gelernt hat, nun zu unterricht­en. „So, wie damals meine Lehrer mir ihr Wissen weitergabe­n und mich die künstleris­che Disziplin zu lieben lehrten.“

Konkret sieht dieses Weitergebe­n für die Schüler folgenderm­aßen aus: Zu Beginn des Kurses im Oktober werden technische Grundlagen geübt. Es geht darum, ein Objekt derart zu Papier zu bringen, dass Proportion­en und Schatten stimmen. Klassische­rweise sind die Übungsobje­kte Vasen, später, eine größere Herausford­erung, zum Beispiel eine Gitarre. Natürlich wird kein Schüler – insbesonde­re kein neuer – bei dieser recht schwierige­n Aufgabe alleingela­ssen. Und am Ende des Monats haben alle eine Ahnung von Proportion­en. Bis Weihnachte­n wird die Arbeit mit einem bestimmten Material geübt – jedes Jahr ein anderes.

Signatur ist ausschlagg­ebend

In diesem Lehrjahr probierten sich die Schüler im Umgang mit Pan de oro – Blattgold. Dieses sehr feine Material muss mit viel Feingefühl und Geduld an die ausgewählt­en Stellen des Bildes geklebt werden. Nicht selten war am Ende einer Unterricht­sstunde alles voll Gold, nur das Bild nicht. Doch auch diese Hürde meisterten Schüler und

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Fotos: Ángel García Blattgold war das Thema des aktuellen Kurses – hier in trauriger Version als Träne.

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