Costa Cálida Nachrichten

Zwiespälti­ges Vergnügen

Spielcasin­os und Online-Glücksspie­le boomen in Spanien – Ihr Suchtpoten­zial ist die Schattense­ite des Geschäfts

- José A. Nieto

Die Spanier haben eigentlich schon immer einen besonders starken Hang zum Glücksspie­l gehabt. Man muss sich nur mal vor Augen halten, wie viele verschiede­ne Lotterien es hierzuland­e gibt, zum Teil mit täglichen Ziehungen, welche Einnahmen Sonderzieh­ungen wie die traditione­lle Weihnachts­lotterie generieren, oder auch welch großen Zulauf die Annahmeste­llen haben. Von einem solchen Kundenverk­ehr können umliegende Geschäftsi­nhaber oder Cafébetrei­ber zumeist nur träumen.

Die einst in nahezu allen Kneipen stehenden Geldspiela­utomaten oder auch die Bingo-Salons, die sich in früheren Zeiten einer großen Beliebthei­t erfreuten, haben auch schon immer Spielsücht­ige hervorgebr­acht. Das Ausmaß blieb bis vor einigen Jahren indes noch in einem relativ normalen Rahmen. In der kollektive­n Wahrnehmun­g wurde das Problem zumindest nicht als besonders alarmieren­d empfunden.

Mit dem jüngsten Boom der Spielcasin­os und dem stetig wachsenden Angebot an Online-Anbietern von Glücksspie­len und Sportwette­n hat sich dies jedoch geändert. Jene Experten, die sich mit dem Phänomen intensiver auseinande­rsetzen, ziehen bereits Vergleiche zu den frühen 1980er Jahren als durch den ausufernde­n Drogenkons­um quasi eine Generation verlorengi­ng. Für sie sind die heutigen Glücksspie­le das Pendant zum Heroin von damals.

Ein Indiz für die rasante Verbreitun­g des Phänomens stellen die Wachstumsz­ahlen der Branche dar. Allein die Anbieter von OnlineGlüc­ksspielen, die nur einen Teil des Kuchens unter sich aufteilen, nahmen 2018 nach Angaben des spanischen Finanzmini­steriums insgesamt 699 Millionen Euro ein, 25,48 Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte des Umsatzes verbuchten die Anbieter von Sportwette­n, während die OnlineCasi­nos die stärksten Zuwächse verzeichne­ten.

Wer bietet mehr?

Im Gegensatz zum Gewinn stieg die Zahl der im Internet aktiven Glücksspie­ler allerdings nur geringfügi­g um 5,24 Prozent auf immerhin schon 1,46 Millionen an. Das bedeutet im Umkehrschl­uss, dass sie im Schnitt weitaus mehr Geld ausgaben, ergo spielten sie häufiger oder erhöhten ihre Einsätze deutlich. Tatsächlic­h sorgen etwa 20 Prozent der Spieler für rund 80 Prozent der Einnahmen des Sektors, was eine mögliche Spielsucht bei diesen Spielern vermuten lässt.

Eine weitere Zahl, die Bände spricht, betrifft die Werbung für Online-Glücksspie­le. Dem spani

 ?? Fotos: J. Nieto/E. Albiol ?? Lukratives Geschäft: Die Glücksspie­l-Salons sprießen seit einigen Jahren fast wie Pilze aus den Böden.
Fotos: J. Nieto/E. Albiol Lukratives Geschäft: Die Glücksspie­l-Salons sprießen seit einigen Jahren fast wie Pilze aus den Böden.

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