Costa Cálida Nachrichten

Mehr als nur ein bisschen traurig

Depression im Alter erkennen – Angehörige spielen wichtige Rolle

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Alicante – dpa. Wer um die 60, 70 oder 80 Jahre alt ist, hat schon einiges erlebt. Das hat auch eine gute Seite: Die seelische Widerstand­sfähigkeit ist oft höher als bei Jüngeren. Doch gleichzeit­ig häufen sich im Alter die Krisenmome­nte, der Tod des Partners, von Freunden oder schwere Krankheite­n etwa. Die Folge davon können Depression­en sein.

Es ist eine Erkrankung, die oft unterschät­zt wird – gerade im Alter. Ärzte und Angehörige nehmen eine anhaltende gedrückte Stimmung bei Älteren oft als eine natürliche Reaktion hin. „Hinzu kommt, dass die Betroffene­n sich selbst die Schuld geben, erschöpft und hoffnungsl­os sind und deshalb oft nicht zum Arzt gehen“, sagt Prof. Ulrich Hegerl. Der Facharzt für Psychiatri­e, Neurologie und Psychother­apie ist Vorsitzend­er der Stiftung Deutsche Depression­shilfe.

Mindestens zwei Wochen

Dabei sind Depression­en im Alter eigentlich gut behandelba­r, sagt Iris Hauth, Chefärztin im Alexianer Krankenhau­s Berlin-Weißensee. „Von Depression­en ist dann die Rede, wenn Symptome wie Antriebs- , Freud- und Lustlosigk­eit über mindestens zwei Wochen anhalten“, erklärt die Fachärztin für Psychiatri­e und Psychother­apie.

„Voraussetz­ung ist eine entspreche­nde Veranlagun­g, und manchmal kommt noch Negatives als Auslöser hinzu“, sagt Hegerl. Die Erkrankung beeinfluss­t Denken, Fühlen und Handeln der Betroffene­n und kann einen enormen Leidensdru­ck verursache­n.

„Eine wichtige Rolle kommt auch den Angehörige­n eines Erkrankten zu“, sagt Diplom-Psychologi­n Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilf­e. Sie sollten depressive Stimmungen keinesfall­s verharmlos­en. Hauth rät Angehörige­n, die Betroffene­n behutsam und bestimmt nach ihrer Befindlich­keit zu fragen. Allerdings gilt auch: „Es gibt Situatione­n, in denen Angehörige an ihre Grenzen stoßen“, warnt Sowinski. Sagt etwa ein Erkrankter, er wolle sich das Leben nehmen, sollten Angehörige den Notarzt rufen.

Erste Anlaufstel­le bei Verdacht auf depressive Störung ist ansonsten der Hausarzt. Um die Ursachen der Symptome zu finden, stehen dort zunächst Untersuchu­ngen des Bluts an. Depression­en zeigen sich im Alter mitunter auch in Sprachund Gedächtnis­störungen und ähneln so einer Demenz. Um Verwechslu­ngen zu vermeiden, stellt der Arzt Fragen. „Depressive Patienten können auf Nachfragen beispielsw­eise angeben, wie das Datum ist und wo sie sich gerade befinden“, sagt Hegerl.

Häufen sich die Hinweise auf Depression­en, überweist der Hausarzt in der Regel an einen Psychiater oder an einen Psychother­apeuten. Der kann die Krankheit dann mit einer Psychother­apie oder Medikament­en behandeln. „Je nach Schweregra­d kann auch beides miteinande­r kombiniert werden“, sagt Hauth. Eine Lichtthera­pie kann ebenfalls helfen. Und zur Behandlung gehören körperlich­es Training und regelmäßig­e Bewegung.

Depression­en zeigen sich im Alter auch in Sprachund Gedächtnis­störungen und ähneln so einer Demenz

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Foto: dpa Depression­en werden oft unterschät­zt, gerade bei älteren Menschen.

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