Symbol für Multikulti
Künstler Pepe Yagües setzt mit einem Werk für eine Schule ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit
Molina de Segura – sg. Es ist nicht das erste Mal, dass Künstler Pepe Yagües aus Molina de Segura für Aufsehen sorgt. In seinen kritischen und satirischen Werken nimmt er Prominente und Politiker aufs Korn, greift umstrittene Themen auf und ruft mit seinen lebensgroßen nackten Frauen-Skulpturen bei manchem Betrachter Empörung aus. Auf einer seiner Ausstellungen mit dem Titel „Desnudos“, was sowohl nackt als auch entknotet bedeuten kann, erschien er selbst unbekleidet.
Diesmal hat er sich des Themas Fremdenfeindlichkeit angenommen. Im Auftrag der Elternvertretung Ampa der öffentlichen Schule Nuestra Señora de Fátima in Molina de Segura fertigte er ein Emblem für die Hausfassade an. Das Relief aus bearbeitetem und poliertem Messing ist 270 mal 130 Zentimeter groß und vereint die Symbole der Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus und Atheismus.
Taube, böser Blick und ein Rad
Die Friedenstaube mit einem frischen Olivenzweig im Schnabel stellt das jüdisch-christliche Sinnbild des Alten Testaments dar. Kurzer Hintergrund: Laut biblischer Erzählung hatte Gott aus Zorn über die Verfehlungen der Menschheit eine katastrophale Sintflut veranlasst, der nur gottesfürchtige Personen und Tiere entkommen sollten.
Gott wählte Noah aus und ließ ihn die Arche bauen, um sich, seine Familie und die Tiere zu retten. Noah entließ eine Taube, die nach überstandener Katastrophe zurückkehrte und seitdem als Friedenssymbol gilt.
In dem Werk von Pepe Yagües verwandelt sich die Taube in die Hand von Fatima, ein kulturelles Zeichen im islamischen Glauben, das vor dem Bösen Blick schützen soll. Dabei handelt es sich um die Vorstellung, dass Menschen mit magischen Kräften durch ihren Blick anderen Unheil zufügen können.
Fatimas Hand ist wiederum mit einem Rad mit acht Speichen verbunden. Das Rad symbolisiert die Lehre des Buddhismus, die Speichen stehen für acht Übungen, die Leid vermeiden und Glück entstehen lassen sollen. In das Rad hat Pepe Yagües schließlich ein A eingefügt, das Atheismus bedeutet, eine Weltanschauung, die die Existenz eines Gottes bezweifelt.
„Das Werk repräsentiert die Multikulturalität in der öffentlichen Schule“, erklärte Pepe Yagües. Deshalb habe er der Skulptur den Namen „Gegen den Bösen Blick des Rassisten“(„Contra el mal de ojo del xenófobo“) gegeben.
Die erste Reaktion auf seine Arbeit erlebte der 50-jährige Künstler bereits, bevor es vergangene Woche überhaupt offiziell präsentiert worden war. Als er mit einer Skizze zur Schule kam, um zu prüfen, wo das fertige Emblem am besten an die Fassade angeschraubt werden könnte, kam eine Lehrerin und regte sich auf. Das muslimische Symbol an der Wand sei Schuld daran, wenn sich die Schule mit moros fülle, schimpfte sie. Moro wurde in diesem Zusammenhang abwertend für Menschen aus Nordafrika benutzt.