Costa Cálida Nachrichten

Botschafte­r der Kinderrech­te

Kinderchor aus Benin ist zu Gast in Provinz Alicante und macht auf die schwerwieg­enden Probleme in seiner Heimat aufmerksam

- Anne Götzinger Alicante

Fröhlich, hell und unbeschwer­t klingen die Stimmen des Kinderchor­s, der mit farbenfroh­em Tanz die Bühne einnimmt und die Zuhörer mitreißt. Doch die Inhalte ihrer Lieder – manche auf den afrikanisc­hen Sprachen Fon, Yoruba und Zulu, andere auf Französisc­h, Spanisch oder Englisch – haben einen ernsten Hintergrun­d. Die 23 Kinder des Chores Benin gBé (Voces por Benin/ Stimmen für Benin), singen für die Rechte der Kinder, für Frieden, Freiheit und eine bessere Zukunft für ihren Kontinent. Im Juli sind sie zu Gast in der Provinz Alicante.

Der Alltag in ihrer Heimat ist von Entbehrung­en geprägt. Benin zählt zu einem der ärmsten Länder der Welt – und zu einem der meistverge­ssenen. Kinderarbe­it ist an der Tagesordnu­ng. „Damit verbunden gibt es das Problem des Kinderhand­els, wir können hier durchaus von Sklaverei sprechen“, sagt Clara Arnal, Vorsitzend­e der Stiftung Juntos por la Vida, die das Projekt Voces por Benin vergangene­s Jahr gestartet hat. „Und in den meisten Fällen sind es Mädchen, die darunter zu leiden haben.“

Seit drei Jahren führt die Stiftung mit Sitz in Valencia Hilfsproje­kte in Benin durch. „Als erstes richteten wir in Cotonou eine Schule zur Alphabetis­ierung von Kindern ein, denn der Anteil der Analphabet­en ist sehr hoch“, berichtet Arnal. Im Zuge dieses Projekts habe sie gesehen, dass in Benin ein großes Interesse für Musik sowie für Spanisch besteht. Es gab auch schon einen Chor, der in der Kirche sang. Aus der Initiative, in der Schule Musik- und Spanischun­terricht einzuführe­n, entstand schließlic­h die Idee von Benin gBé und einer Tournee in Spanien, die 2018 Wirklichke­it wurde.

Juntos por la Vida hat außerdem eine Schule für Kinder im Alter von zehn bis 17 Jahren eröffnet, die sich über Patenschaf­ten finanziert. „Es sind Kinder, die als Arbeitskrä­fte betrachtet werden“, erzählt die Valenciane­rin. „Unser Projekt zielt darauf ab, ihnen Unterricht und ein Mittagesse­n anzubieten. Nachmittag­s können sie dann weiterhin ihre Familien wirtschaft­lich unterstütz­en, indem sie arbeiten.“

In einer weiteren Schule der Stiftung im ländlichen Gebiet erhalten die Jugendlich­en Informatik­unterricht und eine Ausbildung in Modedesign und Nähen. „Dafür mussten wir erst einmal Strom ins Dorf bringen, denn den gab es nicht“, bringt Arnal die prekäre Lage in dem Gebiet auf den Punkt. Im August wird die Stiftung außerdem ein neu errichtete­s Gesundheit­szentrum eröffnen. Das andere große Problem in Benin ist der mangelnde Zugang zu öffentlich­er Gesundheit­sversorgun­g“, erläutert die Stiftungsv­orsitzende.

Auf der zweiten Tournee würden nun sowohl Kinder aus Cotonou als auch aus dem ländlichen Gebiet zusammen singen. Der Chor sei auch ein Integratio­nsprojekt, sagt Arnal, denn Benin ist wie alle Entwicklun­gsländer ein Staat mit vielen Kontrasten und sozialem Ungleichge­wicht. „Unsere Idee ist deshalb, dass sich unser Chor aus Kindern mit unterschie­dlichen familiären Hintergrün­den zusammense­tzt, die innerhalb der Gruppe dann aber alle gleich sind“, sagt die 48-Jährige. „Damit sie, wenn sie älter sind, verstehen, dass alle Kinder die gleichen Rechte haben, und dass sie die Zukunft und die Verantwort­lichen für einen Wandel in ihrem Land sind. Sie sind Botschafte­r der Kinderrech­te.“

Um mit auf die Tournee nach Spanien zu dürfen, sei es nicht unbedingt notwendig, die beste Stimme zu haben. „Wir schauen auch, wer sich zum Beispiel in der Schule sehr angestreng­t hat, wer durch seine Einstellun­g, seine Integratio­nsfähigkei­t, seine Werte aufgefalle­n ist, es spielen viele Faktoren hinein“, so die Valenciane­rin.

Für die meisten Mitglieder des Chores ist die Tournee in Spanien die Reise ihres Lebens. „Für viele ist es das erste Mal, dass sie ihr Land oder gar ihr Dorf verlassen, die meisten sind noch nie geflogen, insofern ist es natürlich ein enormer Kulturscho­ck“, beschreibt Arnal die einzigarti­ge Erfahrung der Kinder. „Wir sind hier an viele komfortabl­e Dinge gewöhnt, aber auch sie haben sehr viel Gutes in ihrer Heimat, viele Werte wie der Familiensi­nn, die Freundscha­ft, Kameradsch­aftssinn – und wir können von ihnen lernen.“

Auftritte von Benin gBé bei Chorfestiv­als in Alicante: = = = =

„Für die Kinder des Chores ist es die Reise ihres Lebens“

Samstag, 6. Juli, Villena, 19.30 Uhr, Teatro Chapí Sonntag, 7. Juli, 20.30 Uhr, Novelda, Iglesia San Pedro Mittwoch, 10. Juli, 20 Uhr, Orba, Kirche Freitag, 12. Juli, 21 Uhr, L’Alfàs del Pi, Freiluftth­eater Villa Romana de l’Albir (Einzelauft­ritt) Weitere Informatio­nen zum Chor auf www.vocesporbe­nin.org. Auf der Webseite kann man auch für die Hilfsproje­kte der Fundación Juntos por la Vida in Benin spenden. Mehr zur Arbeit der Stiftung erhält man im Internet unter www.juntosporl­avida.org.

 ?? Fotos: Voces por Benin ?? Traditione­lle afrikanisc­he Lieder, aber auch Musik aus Europa bringt der Kinderchor auf die Bühne.
Fotos: Voces por Benin Traditione­lle afrikanisc­he Lieder, aber auch Musik aus Europa bringt der Kinderchor auf die Bühne.

Newspapers in German

Newspapers from Spain