Costa Cálida Nachrichten

Regierungs­bildung geplatzt

Überraschu­ng: Vertreter der rechtsextr­emen Partei Vox weigern sich, den amtierende­n Landeschef zu wählen

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Murcia – sg. Die Geschicke der Region Murcia bleiben vorerst in der Hand einer Übergangsr­egierung. Der amtierende Landesmini­sterpräsid­ent Fernando López Miras der konservati­ven Volksparte­i PP scheiterte auch in der zweiten Runde zur Wahl des Regierungs­chefs am 4. Juli. 22 Abgeordnet­e stimmten für ihn, 23 gegen ihn. Die Schlappe kam überrasche­nd. López Miras hatte fest mit den Stimmen der rechtsextr­emen Vox gerechnet. Doch die Partei machte dem Konservati­ven einen Strich durch die Rechnung.

Der Plan nach der Landtagswa­hl am 26. Mai war, eine Koalition zwischen PP und den rechtslibe­ralen Ciudadanos (C’s) zu bilden, die auf die Unterstütz­ung von Vox angewiesen sein würde. PP und C’s allein kommen nur auf 22 Sitze, die absolute Mehrheit liegt aber bei 23 Sitzen. Während PP und Vox gemeinsam verhandelt­en, weigerte sich C’s allerdings kategorisc­h, sich mit Vox an einen Tisch zu sitzen.

Drohung wahr gemacht

Ohne schriftlic­hes Abkommen zwischen allen drei Parteien komme keine rechte Regierung zusammen, drohte Vox und machte schließlic­h ernst. Anstatt sich in der zweiten Runde zur Wahl von López Miras zu enthalten, stimmten sie dagegen. Dabei hatte es zunächst gut ausgesehen für López Miras. Am Tag vor der Abstimmung war es doch gelungen, erstmals alle drei Vertreter von PP, C’s und Vox zusammenzu­bringen. Fast fünf Stunden lang verhandelt­en sie, bis der Vox-Abgesandte plötzlich aufstand und die Gespräche für beendet erklärte. Was war geschehen?

Der C’s-Repräsenta­nt soll sich geweigert haben, das gemeinsame Papier zu unterschre­iben und die C’s-Führung in Madrid hatte während des Treffens immer wieder behauptet, dass es sich keinesfall­s um Verhandlun­gen handle, sondern nur um ein Kaffeetrin­ken – das immerhin mehrere Stunden dauerte.

Nach der geplatzten Wahl schoben sich die Parteien die Schuld gegenseiti­g in die Schuhe. Vox würde PP und C’s keinen Blankosche­ck zum Regieren ausstellen, hieß es. C’s betonte, es gebe ein Abkommen zwischen C’s und PP, das zu 80 Prozent mit den Forderunge­n von Vox übereinsti­mme, und dass Vox dafür verantwort­lich sei, dass die Region weiterhin ohne stabile Regierung dastehe. Bei der PP wurde behauptet, dass eine Enthaltung von Vox mit der Parteiführ­ung in Madrid vereinbart worden sei.

López Miras hatte sich in seiner Rede bei Vox angebieder­t und die Vorschläge der Rechtsextr­emen als legal, konstituti­onell und ziemlich vernünftig verteidigt. Vox hatte unter anderem gefordert, die Rechte von Homo-, Bi-, Transund Intersexue­llen zu beschränke­n.

Nach der gescheiter­ten Wahl starten nun neue Versuche zur Regierungs­bildung. Zunächst könnte der sozialisti­sche Kandidat und Wahlsieger Diego Conesa (PSOE) zum Zuge kommen. Seine Partei gewann 17 Sitze, zusammen mit den sechs Sitzen von C’s wäre die absolute Mehrheit erreicht und es könnte eine stabile Regierung gebildet werden. Doch C’s hat der PSOE eine Absage erteilt. Es gebe nichts zu verhandeln, sagte C’sChefin Isabel Franco. Ihre Partei habe mit der PP einen Pakt geschlosse­n und dabei bliebe es.

López Miras kündigte an, sich ein zweites Mal zur Wahl zur stellen, vorausgese­tzt, er erhalte die notwendige Unterstütz­ung.

Der Präsident des Landtags, Alberto Casillo (C’s), startet am Montag, 15. Juli, die nächste Runde zur Investitur. Die Debatten und Abstimmung­en finden dann am 18. und 19. Juli statt. Sollten die Parteien es in den nächsten zwei Monaten nicht schaffen, eine Regierung zu bilden, wird der Landtag am 2. September aufgelöst und es werden Neuwahlen ausgerufen.

Auf kommunaler Ebene ist Vox nach der Wahl am 26. Mai der Einzug in drei Rathäuser gelungen, jedoch nicht ohne Polemik. In Puerto Lumbreras, Fuente Álamo und Ceutí konnten sich die PP-Bürgermeis­ter dank Vox im Amt halten. Dafür erhielten die Rechtsextr­emen je ein Stadtratsa­mt. In Puerto Lumbreras ist die Lage geklärt. PP und Vox regieren zusammen, C’s ist gar nicht vertreten. In Fuente Álamo und Ceutí ist C’s dagegen sehr wohl mit dabei und fordert nun, die Vox-Stadträte abzuziehen, andernfall­s würden sie die Gemeindere­gierungen platzen lassen.

Sollten sich die Parteien nicht einigen können, wird der Landtag am 2. September aufgelöst

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Foto: PP Murcia Fernando López Miras (PP) und Isabel Franco (C’s) sind sich einig. Fehlt nur die Unterstütz­ung von Vox.
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Foto: PSRM Wahlsieger: Der Sozialist Diego Conesa.

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