Verunsicherte Rettungsschwimmer
Rathäuser bestimmen Anzahl der Socorristas in Eigenregie – Verband fordert einheitliche Regelung
Calp – ms. Die Badesaison ist in vollem Gang – hundertprozentig sicher fühlen sich nicht einmal die Rettungsschwimmer, die an den Stränden der Costa Blanca ihren Dienst verrichten. „Knappe Rathausbudgets, wenig technische Hilfsmittel“, die Gründe dafür sind vielfältig, wie Mariano Meseguer erklärt. Er koordiniert die Rettungsschwimmer des Unternehmens Eulen, das die Strände vieler Levante-Gemeinden von Barcelona über Calp bis Torrevieja überwacht.
Die Unterschiede in Sachen Sicherheit seien zum Teil immens, erklärt er. Denn in welchem Zeitraum und von wie vielen Socorristas die Playas überwacht werden, entscheiden die Rathäuser jeweils in Eigenregie. „Barcelona zum Beispiel steckt viel Geld in die Verträge mit den Rettungsschwimmern, kleinere Gemeinden, die weniger zur Verfügung haben, sparen da eher“, erklärt er.
Der valencianische Rettungsschwimmerverband (FSSCV) und das Rote Kreuz fordern deshalb eine Regelung, die mindestens für das ganzen Land Valencia oder gar auf nationaler Ebene gilt. Man halte es für einen Fehler, die Strandsicherheit in die Hände der Rathäuser zu geben. „In der Provinz Alicante sollten die Strände mindestens vom 1. Juni bis 30. September überwacht sein“, so der Strandkoordinator des Roten Kreuzes in der Provinz, José Luis Hernández.
Keine landesweite Regelung
Meseguer schließt sich der Meinung der Kollegen an: „Die Gemeinden tun ihr Bestes, aber je mehr die Strandsicherheit reguliert wird, desto besser.“Orte wie Calp – wo die Rettungsschwimmer bis 15. Oktober sogar überdurchschnittlich lang im Einsatz sind – leiden unter ihrer Einwohnerstruktur. „Diese Urlaubsorte vervielfachen im Sommer ihre Bevölkerungszahl, den Rest des Jahres sind dort viel weniger Einwohner anzutreffen, entsprechend gering fällt das Budget aus“, erklärt der Rettungsschwimmer.
Das Problem liege, salopp gesagt, auch in der Kosten-NutzenRechnung: Ob drei oder vier Rettungschwimmer am Strand wachen, ist für die Gemeinde unter Umständen finanziell ein essenzieller Unterschied. Die Badegäste aber kommen – egal, wie viele Socorristas vor Ort sind.
„Es ist nicht einmal genau festgelegt, in welchem Abstand die Socorristas am Strand verteilt sitzen müssen“, bemängelt Meseguer. 400 bis 500 Meter Strand halte er pro Rettungsschwimmer für das zumutbare Maximum. „Notsituationen wirklich selbst erkennen können wir aber in den seltensten Fällen“, erklärt er. „Wir sind darauf angewiesen, dass uns Badegäste alarmieren, wenn sie sehen, dass jemand in Schwierigkeiten ist.“
Als Beispiel nennt er die Strände Los Locos und del Cura in Torrrevieja. „Dort reiht sich im Sommer ein Sonnenschirm an den anderen, wir sehen nur Köpfe – es ist quasi unmöglich, alles im Blick zu haben.“Neben teils chaotischen Bedingungen an Land gehören Luftmatratzen zu den Dingen, die den Rettungschwimmern am meisten Sorge bereiten. Die aufblasbaren Konstrukte, die so mancher Urlauber an den Strand schleppt, haben eine große Angrifffläche für den Wind. „Wenn der von der Küste aufs Meer hinausweht – wir sagen Landwind – sind Gummifiguren und Co. besonders gefährlich“, erklärt der Lifeguard.
Er erinnert sich an einen Todesfall 2006 in Dénia. „Weil ihn der Wind auf seiner Luftmatratze weit aufs Meer hinausgetragen hatte, sprang ein Mann ins Wasser, versuchte zum Strand zurückzuschwimmen und ertrank“, fasst der Socorrista zusammen.
Auch das zu sehen, sei so gut wie unmöglich gewesen. Seine Hoffnung: Dass mit einer übergreifenden Regelung die Rettungsschwimmer-Abdeckung an den Stränden steigt.
„Es ist quasi unmöglich, den ganzen Strand im Blick zu haben“