Tschüss, olle Kamelle
Bahngesellschaft Renfe will Züge der Strecke Murcia-Alicante ersetzen – 1982 für WM gebaut
Murcia/Alicante – sw. Mit 37 gehört man ja noch nicht zum alten Eisen. Es sei denn man ist ein Zug. Wie die lauten, unbequemen und schmutzigen Dieselbahnen – das ist ihr Ruf –, die durch Murcia bis Alicante auf der Regionalstrecke Cercanías kursieren. Elf Stück sind’s. Logisch, denn der Fußball brachte sie her. 1982, für die WM in Spanien, kaufte Bahngesellschaft Renfe die „Camellos“(„Kamele“), wie der Typ 592 genannt wird, der langsam Tschüss sagt.
Denn Renfe will ihn durch Hybridzüge ersetzen. 30 insgesamt, elf für die C1- und C2- Linie kündigt die Gesellschaft an. Das wird teuer, 365,6 Millionen Euro sind allein für den Kauf, insgesamt 474 mit Instandhaltung für 15 Jahre vorgesehen. Dafür soll die Regionalbahn endlich wieder aufleben.
Doppelte Spurweite
Seit 2008 verlor sie 800.000 Passagiere – von 3,1 auf 2,3 Millionen im Jahr. Grund war nicht nur der Komfort – für Eltern mit Kinderwagen, Rad-, und Rollstuhlfahrer ist schon das Einsteigen eine Qual –, sondern auch Verspätungen von jedem vierten Zug. Mit 160 Stundenkilometern soll der Hybridmotor die Züge um 50 Prozent schneller entlang der Küste befördern.
Zweigleisig, da elektrisch und benzinbetrieben, ist nicht nur der Antrieb, sondern auch die Achse, die sowohl die „iberische“Schiene und die internationale UIC befahren könne. Auch würden behinderte Menschen, solche mit Bewegungs-, wie auch Seh- und Hörschwächen, nun versorgt. Für Rad und Kinderwagen soll der neue Zug Platz bieten, auch WLAN für Passagiere. Nur wann sich die ollen Kamele verabschieden, sagt Renfe nicht. Denn nur die Ausschreibung ist verabschiedet, kein Projekt steht.
Schnellzug wieder in Ferne
Kritiker, etwa die PP in Elche, überzeugen die Pläne nicht. Dass der Zug hybrid sei, bedeute, dass die Strecke Alicante–Murcia nicht neuen Elektro- und Schienen-Standards entsprechend erneuert werde.
Es seien „mittelmäßige Lösungen“, meint im Senat Pablo Ruz (PP). Doch mit dem Warten auf Züge hat Elche schlechte Erfahrungen gemacht. Anfang 2019 hatte Madrid versprochen, dass diesen Sommer der Schnellzug AVE in Elche halte, bevor er spätestens 2021 Murcia erreiche, will aber auf einmal nichts davon wissen. Doch das ist eine andere olle Kamelle.