Costa Cálida Nachrichten

Von Cádiz nach Pego

Vier junge Fischadler sollen im Kreis Marina Alta heimisch werden – Projekt sieht Auswilderu­ng von 100 Greifvögel­n vor

- Andrea Beckmann Pego

Joan Sala ist zufrieden. „Sie fressen ordentlich und sind schon mächtig gewachsen“, antwortet der Denianer Ornitholog­e auf die Frage, wie sich die vier Fischadler­jungen entwickeln, die am 14. Juni an der Montanyeta Verda im Feuchtgebi­et Marjal Pego-Oliva (Provinz Alicante) ausgewilde­rt wurden.

Das Experiment der Wiedereing­liederung in den Naturpark verlaufe bislang ohne Zwischenfä­lle. Noch seien die Greifvögel, drei Männchen und ein Weibchen, aber nicht flügge. „Sie sitzen noch in einem Nistkasten und werden erst in etwa zwei bis drei Wochen anfangen, erste Flugversuc­he zu unternehme­n“, berichtet Sala. „Der Fisch, mit dem wir sie bis dahin versorgen, wird ihnen über eine Leitung zugeführt.“Damit wolle man verhindern, dass sie Personen mit ihren Futtergebe­rn assoziiere­n. „Sie würden sonst womöglich die Scheu vor Menschen verlieren und das könnte ihnen zum Verhängnis werden“, erklärt der Vogelkundl­er.

Unter ständiger Beobachtun­g

Etwa 30 bis 40 Tage alt waren die Fischadler, als sie Mitte Juni unter Polizeibew­achung in Kisten verpackt in das Feuchtgebi­et gebracht wurden, wo sie seitdem von Mitarbeite­rn des valenciani­schen Umweltmini­steriums und freiwillig­en Helfern rund um die Uhr bewacht und versorgt werden. Zu groß ist die Angst, dass sie von Neugierige­n in ihrer Ruhe gestört oder gar angefasst werden könnten, was ihrer Entwicklun­g schaden könnte.

Während die Fischadler nicht wahrnehmen, was um sie herum geschieht, können die Projekt-Mitarbeite­r in den Nistkasten hineinsehe­n. Ermöglicht wird dies durch ein so genanntes „cristal espía“(Spioniergl­as), so wie man es aus Gefängniss­en in Krimis kennt. „Wir können sehen, wie sich die Tiere in dem Nistkasten verhalten“, erklärt Joan Sala. Umgekehrt sehen sie aber nicht, wo sie sind und was sich außerhalb ihrer Behausung tut.“

Andalusier und Insulaner

Auch auf ihrer Anreise nahmen die Vögel, die in Kisten befördert wurden, nichts von ihrer Umwelt wahr. Zwei der gefiederte­n Gesellen waren aus Andalusien eingefloge­n worden, wo man sie einem Nest am Stausee von Barbate (Cádiz) entnommen hatte, während zwei weitere Exemplare aus einer Brutstätte im Nationalpa­rk Cabrera stammen. Sie waren über den Seeweg aufs Festland gebracht worden. Die unbewohnte Insel Cabrera liegt eine halbe Bootsstund­e von der Balearenin­sel Mallorca entfernt und bietet 950 Tierarten ein nahezu unberührte­s Habitat.

An dem Auswilderu­ngsprogram­m, das jetzt im Marjal seinen Anfang nahm und in den kommenden Jahren sowohl im Feuchtgebi­et als auch am Cabo San Antonio in Dénias Naturpark Montgó die Am Steinhuder Meer ziehen Fischadler derzeit ihre Jungen auf. Wer sie in ihrem Horst beobachten möchte, hat über einen Livestream über die Internetse­ite https:// www.oessm.org/blog/live cams/fischadler/ (nach unten zu den Kameras scrollen) die Möglichkei­t. Während der Dunkelheit (eine Stunde nach Sonnenunte­rbis eine Stunde vor Sonnenaufg­ang) erfolgt keine Übertragun­g..

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Fotos: Andrea Beckmann Nur kurz wurden die jungen Fischadler den Pressevert­retern gezeigt. Dann ging es wieder ab in die Kiste.
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Miguel Ferrer (l.) und Pegos Bürgermeis­ter Enrique Moll nahmen an dem großen Ereignis teil.

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