Von Cádiz nach Pego
Vier junge Fischadler sollen im Kreis Marina Alta heimisch werden – Projekt sieht Auswilderung von 100 Greifvögeln vor
Joan Sala ist zufrieden. „Sie fressen ordentlich und sind schon mächtig gewachsen“, antwortet der Denianer Ornithologe auf die Frage, wie sich die vier Fischadlerjungen entwickeln, die am 14. Juni an der Montanyeta Verda im Feuchtgebiet Marjal Pego-Oliva (Provinz Alicante) ausgewildert wurden.
Das Experiment der Wiedereingliederung in den Naturpark verlaufe bislang ohne Zwischenfälle. Noch seien die Greifvögel, drei Männchen und ein Weibchen, aber nicht flügge. „Sie sitzen noch in einem Nistkasten und werden erst in etwa zwei bis drei Wochen anfangen, erste Flugversuche zu unternehmen“, berichtet Sala. „Der Fisch, mit dem wir sie bis dahin versorgen, wird ihnen über eine Leitung zugeführt.“Damit wolle man verhindern, dass sie Personen mit ihren Futtergebern assoziieren. „Sie würden sonst womöglich die Scheu vor Menschen verlieren und das könnte ihnen zum Verhängnis werden“, erklärt der Vogelkundler.
Unter ständiger Beobachtung
Etwa 30 bis 40 Tage alt waren die Fischadler, als sie Mitte Juni unter Polizeibewachung in Kisten verpackt in das Feuchtgebiet gebracht wurden, wo sie seitdem von Mitarbeitern des valencianischen Umweltministeriums und freiwilligen Helfern rund um die Uhr bewacht und versorgt werden. Zu groß ist die Angst, dass sie von Neugierigen in ihrer Ruhe gestört oder gar angefasst werden könnten, was ihrer Entwicklung schaden könnte.
Während die Fischadler nicht wahrnehmen, was um sie herum geschieht, können die Projekt-Mitarbeiter in den Nistkasten hineinsehen. Ermöglicht wird dies durch ein so genanntes „cristal espía“(Spionierglas), so wie man es aus Gefängnissen in Krimis kennt. „Wir können sehen, wie sich die Tiere in dem Nistkasten verhalten“, erklärt Joan Sala. Umgekehrt sehen sie aber nicht, wo sie sind und was sich außerhalb ihrer Behausung tut.“
Andalusier und Insulaner
Auch auf ihrer Anreise nahmen die Vögel, die in Kisten befördert wurden, nichts von ihrer Umwelt wahr. Zwei der gefiederten Gesellen waren aus Andalusien eingeflogen worden, wo man sie einem Nest am Stausee von Barbate (Cádiz) entnommen hatte, während zwei weitere Exemplare aus einer Brutstätte im Nationalpark Cabrera stammen. Sie waren über den Seeweg aufs Festland gebracht worden. Die unbewohnte Insel Cabrera liegt eine halbe Bootsstunde von der Baleareninsel Mallorca entfernt und bietet 950 Tierarten ein nahezu unberührtes Habitat.
An dem Auswilderungsprogramm, das jetzt im Marjal seinen Anfang nahm und in den kommenden Jahren sowohl im Feuchtgebiet als auch am Cabo San Antonio in Dénias Naturpark Montgó die Am Steinhuder Meer ziehen Fischadler derzeit ihre Jungen auf. Wer sie in ihrem Horst beobachten möchte, hat über einen Livestream über die Internetseite https:// www.oessm.org/blog/live cams/fischadler/ (nach unten zu den Kameras scrollen) die Möglichkeit. Während der Dunkelheit (eine Stunde nach Sonnenunterbis eine Stunde vor Sonnenaufgang) erfolgt keine Übertragung..