Costa Cálida Nachrichten

Wenn Corona auf Armut trifft

Versorgung mit Nötigstem: Leprastift­ung Fontilles muss Arbeit in Entwicklun­gsländern umstruktur­ieren

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La Vall de Laguar/Valencia – at. Vor über hundert Jahren, als die Leprastati­on Fontilles im Vall de Laguar gegründet wurde, war Lepra auch in Spanien noch ein Problem, das Sanatorium wurde zum Vorzeigepr­ojekt der Leprabekäm­pfung. Spanien hat die Krankheit längst überwunden, Fontilles ist eine der weltweit wichtigste­n Adressen geblieben, wenn es um Lepraforsc­hung, -diagnose und -behandlung geht – eine Arbeit, die heute vor allem den Entwicklun­gsländern zugute kommt, die aber auch bei anderen Krankheite­n auf Fontilles setzen können. „Wir sorgen dafür, dass auch die Ärmsten der Welt einen Zugang zur Gesundheit­sversorgun­g haben“, sagt Yolanda Sanchis von der Fontilles-Stiftung in Valencia.

Nicht nur Covid-19

Indien ist dabei eins der Hauptlände­r, in denen Fontilles aktiv ist – ein Land, in dem auch das Coronaviru­s mit voller Wucht zugeschlag­en hat. Für die Fontilles-Mitarbeite­r hat sich damit alles verändert. „Wir arbeiten mit Menschen aus der Bevölkerun­g vor Ort zusammen, die wir entspreche­nd ausbilden“, sagt Sanchis. Sie kümmerten sich vor allem darum, Leprakrank­e und Patienten anderer Armutskran­kheiten zu versorgen und Prävention­sarbeit zu leisten. „Unsere Mitarbeite­r können sich wegen des Coronaviru­s nicht mehr so frei bewegen wie zuvor, ihre Arbeit ist stark eingeschrä­nkt“, sagt Sanchis.

Dabei werden sie mehr benötigt denn je, denn das Coronaviru­s hinterläss­t gerade in den armen Ländern nicht nur die Krankheit Covid-19. Auch aus anderen Gründen ist es hier lebensgefä­hrlich. „Wenn die Menschen nicht mehr ihrer täglichen Arbeit nachgehen können, haben sie schlicht nichts mehr zum Essen“, beschreibt Sanchis die Situation in Indien, wo die Ausgangssp­erre zwar mittlerwei­le trotz dramatisch­er Infektions­zahlen teilweise gelockert wurde, es aber gerade zu Anfang drastische Maßnahmen gab. „Der Lockdown kam von einem Tag auf den anderen, ohne Vorankündi­gung“, sagt Sanchis. Und mit ihm der sofortige Stopp des gesamten Transportw­esens.

Was das für die Bevölkerun­g bedeutete, könne man sich hier kaum vorstellen. „In Indien arbeiten viele Menschen tausende von Kilometern von ihrem Zuhause entfernt“, so die Fontilles-Sprecherin. Mit der Ausgangssp­erre mussten sie alle zurück in ihr Dorf. Zu

Fuß. „Ganze Menschenma­ssen machten sich auf den Weg.“

Strapazen, die die einen das Leben kosteten und nach denen die anderen, ohne ihre Arbeit, vor einer großen Versorgung­slücke standen. „Wir versuchen nach wie vor, unsere Lepra-Vorsorge und -Behandlung fortzuführ­en, die LepraKrank­en sind ja zudem eine Risikogrup­pe. Aber einen großen Teil unserer Arbeit haben wir so umstruktur­iert, dass wir Lebensmitt­el und Hygienepro­dukte verteilen und die Menschen auf der Straße versorgen“, sagt Sanchis. Ein

Tropfen auf dem heißen Stein vielleicht, aber ein sehr wichtiger. „Der Alltag in diesen Ländern ist ganz anders. Eine Ausgangssp­erre ist zwar wichtig, das haben wir ja in Spanien gesehen, aber was ist, wenn die Menschen bei sich zuhause auf engstem Raum zusammenle­ben, ohne Wasser, ohne Sicherheit­sabstand, ohne Hygiene?“

Die Coronaviru­s-Pandemie trifft die ganze Welt. Doch wie der Alltag mit der Pandemie aussieht, könnte unterschie­dlicher kaum sein. „Wir müssen daran arbeiten, dass die soziale Kluft, nicht nur innerhalb der Länder, sondern auch zwischen verschiede­nen Ländern, nicht noch größer wird“, sagt Sanchis. „Wir sollten die Situation nutzen, um mehr auf den anderen, und nicht nur auf uns selbst zu schauen.“

„Der Lockdown kam von einem Tag auf den anderen“

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Foto: Fundación Fontilles Lepra-Behandlung unter Corona-Bedingunge­n: keine leichte Aufgabe.

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