Notstand im Reservat
Während der Mensch mit Corona kämpft, bekommt es der Barsch mit dem Nodavirus zu tun
Murcia – sg. Alarmzustand unter Wasser: Die Bewohner des Meeresreservates Cabo de PalosIslas Hormigas haben es mit einem Virus zu tun bekommen. Während der Mensch an Land mit SarsCoV-2 zu kämpfen hat, werden wild lebende Zackenbarsche von einem Virus der Familie Nodaviridae bedroht. Das Nodavirus greift das Gehirn des Fisches an, schädigt die Netzhaut des Auges und lässt Gewebe absterben. Die Haut des Barsches wird dunkler, er kann nicht mehr richtig schwimmen und stirbt schließlich. Es ist bekannt, dass das Nodavirus mehrere Fischarten, vor allem in Zuchtstationen, befällt. Erstmals wurde das Virus 1995 in Mastbetrieben im italienischen Mittelmeer nachgewiesen. Eine hohe Wassertemperatur begünstigt seine Ausbreitung.
Toter Barsch gibt Aufschluss
Die Küste der Region Murcia schien virusfrei zu sein, bis Taucher im August 2017 auf die ersten infizierten, wild lebenden Zackenbarsche stießen. Gewissheit brachte ein toter, 3,7 Kilogramm schwerer Barsch, der im Oktober an den Strand Levante de Cabo de Palos gespült wurde. Eine Analyse bestätigte, dass er von dem Nodavirus befallen war. Wissenschaftler der Abteilung für Ökologie und Hydrologie der Universität Murcia führten eine Studie durch und veröffentlichten die Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift „Anales de Biología“. Sie befürchten, dass sich das Virus in dem Reservat weiter verbreitet. Im Sommer vergangenen Jahres wurden weitere kranke Barsche entdeckt.
Das Virus greift mit dem Braunen Zackenbarsch ausgerechnet ein Sinnbild des Reservats Cabo de Palos an. Der Zackenbarsch ist gemeinsam mit den Korallen und den riesigen Schwärmen von Barrakudas das Aushängeschild für das beliebte Tauchreservoir. Das Nodavirus, das für den Menschen vollkommen harmlos ist, kommt vor allem bei Wolfsbarschen und Goldbrassen in Zuchtstationen vor.
Die Bedingungen in den Mastbetrieben im offenen Meer begünstigen die Ansteckung. Die Massenhaltung und der Stress würden die
Ansteckung fördern und auch die Gefahr für wild lebende Fische erhöhen. Der Kot des Mastfisches übertrage das Virus. Zudem würden immer wieder Fische aus den Betrieben entkommen und das Virus, wenn sie infiziert sind, weitergeben, hieß es in der Studie. Das
Virus bedroht rund 120 Fischarten. Die wild lebenden Zackenbarsche gehören zu den anfälligsten. Auch Wolfsbarsch, Makrele, Meeräsche und Meerbarbe sind gefährdet.
Die Wissenschaftler mahnten, dass die Zuchtbetriebe die hygienischen Bedingungen verbessern müssten, um einen Befall mit dem Nodavirus zu verhindern. Die Gesunderhaltung des Zackenbarsches sei von wirtschaftlicher Bedeutung. Der Meeresbewohner locke nicht nur Tauchtouristen in die Region, sondern sichere den Fischern auch eine gute Einnahme.
Das Virus verbreitet sich vor allem in Fischzuchtstationen