Costa Cálida Nachrichten

Echte Künstler im virtuellen Dorf

Läden, Workshops, Tutorials und mehr: Das „Pueblo Virtual“zeigt Kunsthandw­erk online

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Alcalalí – at. Silvias Leidenscha­ft ist das Töpfern. Aitor lässt beim Schnitzen aus einer kleinen Idee ein großes Kunstwerk werden. Beni ist Glasbläser, Marielle stellt Schmuck aus Aluminium her. Sie alle erzählen etwas über sich, in einem Video kann man ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen, in ihren Läden kann man sich umschauen und einkaufen, es gibt Anleitunge­n zum Selberbast­eln, vier Kunsthandw­erksmärkte, ein Postbüro zur Kontaktauf­nahme und kleine Hütten mit verschiede­nen Überraschu­ngen.

„Pueblo artesano virtual“heißt das vor einer guten Woche gestartete neue Projekt des Vereins Amata mit Sitz in Alcalali, der seit 1998 Kunsthandw­erksmärkte in der Marina Alta, aber auch in einem Gebiet bis nach Madrid, organisier­t. 20 bis 25 Märkte sind das im Jahr, in diesem Jahr konnte bisher nur einer veranstalt­et werden. Dann kam die Coronakris­e. Amatas Antwort auf die Situation: ein virtuelles Kunsthandw­erkerdorf.

Alles selbstgema­cht

„Wir wollten unseren Mitglieder­n einen Ausweg aus der Krise bieten“, sagt Elvira Geurts, Mitgründer­in und seit den Anfängen Vorsitzend­e von Amata. Die Idee ergab sich aus dem vor Corona ins Auge gefassten „realen“Projekt, in einem kleinen Pueblo in Albacete ein Kunsthandw­erkerdorf mit Läden und Werkstätte­n aufzubauen. Als die Ausgangssp­erre dazwischen­kam, verlagerte­n Geurts und ihre Kollegen das geplante Dorf kurzerhand ins Internet.

Die Voraussetz­ungen, sich hier unter www.puebloarte­sano.es in einem der liebevoll designten Häuschen präsentier­en zu dürfen, sind die gleichen wie auf den „echten“Märkten. „Bei uns gibt es nur Kunsthandw­erk aus eigener Produktion und der Kunsthandw­erker muss seine Produkte selbst an seinem Stand präsentier­en“, sagt Geurts, deren eigene Leidenscha­ft, die Herstellun­g von Marionette­npuppen,

schon vor vielen Jahren der Organisati­on der Märkte gewichen ist.

Ohne Fiestas keine Märkte

Mit einem Rastro in Llíber fing es an, blickt die Holländeri­n auf die Anfänge ihrer Marktorgan­isation zurück. „Es war ein authentisc­her Flohmarkt, bei dem die Waren noch aus dem Kofferraum verkauft wurden“, sagt sie lächelnd. Es folgten ein Kunsthandw­erksmarkt, ebenfalls in Llíber, und ein Benefizmar­kt in Benissa, die sie und ihr Mann auf die Beine stellten. Das waren die Anfänge. Heute ist Amata ein Zeichen für Qualität, die Begriffe „artesanía de autor“, also selbst produziert­es Kunsthandw­erk, hat der Verein für seine Veranstalt­ungen schützen lassen.

Wann der nächste „reale“Markt stattfinde­t, kann Geurts noch nicht sagen. „Wir warten noch auf grünes Licht von der Landesregi­erung.“Das Problem sei auch, dass viel Rathäuser den Kunsthandw­erksmarkt im Rahmen ihrer Fiestas anbieten, „und die fallen in diesem Jahr aus“.

Bleibt also der Klick aufs virtuelle Dorf, unabhängig von Marktzeite­n und Veranstalt­ungsorten. Und der lohnt sich. „Wir wollten eine Internetse­ite schaffen, die sich von anderen Online-Läden abhebt“, sagt Geurts. „Und wir wollten das familiäre Ambiente unserer Ferias aufs virtuelle Dorf übertragen. Damit die Besucher sich wie zuhause fühlen.“

Das ist gelungen. Mit Mariel, die am Infostand Fragen beantworte­t, mit Rebeca und ihren natürliche­n Seifen, mit Lluis und seinen Handpuppen und mit vielen mehr aus der Amata-Familie. „Wir vertrauen darauf, dass es auch weiterhin Menschen gibt, die sich für echtes Kunsthandw­erk interessie­ren und bereit sind, dafür mehr Geld auszugeben“, sagt Geurts und hofft, dass diese potenziell­en Kunden einen Ausflug ins virtuelle Dorf unternehme­n. „Es ist ein Projekt, das von Herzen kommt.“

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Amata Auch Aitor Vaños‘ Schnitzarb­eit zeigt das virtuelle Dorf.Fotos:
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Mit viel Liebe entworfen: das „Pueblo Artesano Virtual“.

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