Costa Cálida Nachrichten

Unter den blauen Teppich gekehrt

Taucher filmt Meeresgrun­d der „besten Erde der Welt“: Alles voller Abfall

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Alicante/San Gabriel – sw. Wieso gilt Alicante als „die beste Erde der Welt“? Ein Marquis pries die Stadt vor 150 Jahren als solche. Von seinem Ferienhaus aus, dort wo heute der weitläufig­e Palmeral liegt, sah er auf Palmen und Meer. Exakt diese Traumbucht wurde nun zum trending topic – aber als negative Superlativ­e. Ein Taucher, der am Palmenhain im Meer schnorchel­te, entdeckte Grausames: Über dem Grund schwebten tausende Fetzen aus Plastik und Papier – Abfall der Menschen, die die „beste Erde der Welt“bewohnen und besuchen.

Eine solche Meer-Vermüllung – das sagte Alberto Artero – hatte er an der Costa Blanca nie gesehen. „Und ich habe viele Meervideos gemacht“, sagte der Biologe dem Portal „Niusdiario“. Der Instagrame­r stellt unter „thewildpas­sport“regelmäßig Liebeserkl­ärungen ans Meer ins Netz. Der AbfallClip war sogleich der populärste, knackte leicht 100.000 Klicks.

Das hätte Artero kaum gedacht, als er in der Bucht Cala de Alí ins Wasser tauchte. So voll mit Mikroparti­keln war das Blau, dass er kaum schnorchel­n konnte. „Ich wollte gleich raus“, sagte Artero. „Dann kam mir die Idee, den Zustand des Meeres im Video einzufange­n.“Unheimlich, ja grausam, ist der Anblick. In einer Szene sieht man, wie der Taucher einen Fisch aus einem treibenden Gebilde befreien will. Doch das Tier sinkt reglos zu Boden, längst tot.

„Wann bemerken wir endlich, welche Barbarei wir der Umwelt antun?!“, klagt Artero auf Instagram unter dem Video. Doch was ist der Grund dafür, dass ausgerechn­et die „beste Erde der Welt“auf dem Meeresgrun­d so fatal dasteht? Die CN sah sich in der Gegend um: Die Bucht liegt am Industrieh­afen von Alicante, der in den letzten Jahren stark anwuchs. Zwischen Hafen und Bucht mündet der Barranco de las Ovejas im Meer.

Es ist ein Flusslauf, der nur bei Regen Süßwasser trägt. Ansonsten fließt Meerwasser in ihn hinein. Die Konstrukti­on ist Teil eines hydraulisc­hen Systems, zu der die Kläranlage Rincón de León gehört. Dass aus ihr Abwasser in den Barranco gerät, ist ein uraltes Problem. Da der Industrieh­afen mittlerwei­le so weit ins Meer ragt, ist der Weg des Drecks weiter raus ins Meer versperrt – alles gerät in die Bucht am traumhafte­n Palmenpark.

Hier ein Eis, da eine Cola

Für die Lösung des Problems mit dem Abwasser im Barranco setzt sich eigentlich nur eine Partei in der Stadt ein: Die alternativ­linke Unidas Podemos, hat aber derzeit nur zwei Sitze im Rathaus. Doch um den Barranco fanden wir lauter andere Müll-Quellen als die Kläranlage. Am Ufer vor den Wohnblocks lagen in wenigen Metern Abstand fünf Plastikfla­schen, zwei Coladosen, verbrannte Böller und zwei Einwegmask­en gegen das Coronaviru­s. Weiter Richtung Meer sind die Brocken am Ufer nur so gesäumt von Müll aller Arten – nur eine Windböe vom Meerwasser entfernt. In Sichtweite baden die Besucher der Playa San Gabriel fröhlich in der Sonne.

Hiermit seien also Urlauber an der Costa Blanca aufgerufen, sehr bewusst zu konsumiere­n. Hier ein Eis, da eine Cola – doch in Corona-Zeiten gehört Extra-Mühe zur Plastikver­meidung. Jeder muss dabei mitmachen, die „beste Erde der Welt“zu schonen.

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Fotos: Wieczorek/Artero Die „Traum“-Bucht über und unter Wasser.

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