Ein Jahr nach dem großen Sterben
Am 12. Oktober 2019 spuckte das Mar Menor tote Fische aus – Kritik an Tatenlosigkeit
San Pedro del Pinatar – at. Enttäuschung, Unverständnis und Wut. Mit diesen Worten könnte man die Gefühle all derer zusammenfassen, die sich ein Jahr nach dem massiven Fischsterben im Mar Menor nach wie vor für eine Lösung der Lagunenverschmutzung einsetzen. Und die bei den verantwortlichen Politikern offenbar nach wie vor auf taube Ohren stoßen.
Vor einem Jahr, am 12. Oktober 2019, wurden am Strand Villanitos in San Pedro del Pinatar insgesamt drei Tonnen tote Fische, Krebse und andere Meerestiere angeschwemmt. Eine Umweltkatastrophe, die die Landesregierung auf das heftige Dana-Unwetter im September zurückführte, während Umweltschützer es in direkten Zusammenhang mit der sich seit Jahren verschärfenden Verschmutzung der Lagune brachten. „Industrielle Landwirtschaft, Überfischung, flächendeckende Bebauung bis ans Meer und die Vielzahl von Motorbooten und Fähren im Mar Menor haben dazu geführt, dass das Ökosystem völlig aus den Fugen geraten ist“, erklärte der Sprecher der Umweltorganisation Anse, Pedro García, damals.
Keine Lösungen gefunden
Am Jahrestag des Fischsterbens und auch schon an den Tagen zuvor trafen sich Umweltschützer von zirka 30 Verbänden, die sich zu der Plattform „Banderas Negras – Mar Menor Vivo“(Schwarze Flaggen – lebendiges Mar Menor) zusammengeschlossen hatten, am Ort des Geschehens, um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen. „Von Seiten der Verwaltungen gab es bisher keine bedeutenden Handlungen, um künftige Katastrophen zu verhindern“, schrieb die Sprecherin des Verbands „Pacto por el Mar Menor“, Isabel Rubio, zuvor in der Zeitung „La Opinion“, und auch Greenpeace kritisierte in einer Mitteilung, „mangelnde Lösungen“und dass „man für die Suche direkter Schuldiger keine Schritte unternimmt“.
Um Verantwortliche zur Rechenschaft
zu ziehen, seien unter anderem zwei rechtliche Maßnahmen notwendig, so die Umweltschützer. Das Dahinsiechen des Mar Menor müsste vor den Gerichten als ein Umweltverbrechen, ein „Ökozid“, verurteilt und das Mar Menor dabei als „juristische Person“anerkannt werden. „Jeglicher Bürger könnte dann vor den Gerichten gegen die Gewalttaten an diesem Ökosystem klagen“, meint Rubio.
Stattdessen würden Verantwortlichkeiten zwischen Madrid und Murcia hin- und hergeschoben und das angeblich klare Wasser im Sommer 2020 gelobt. Ohne zu erwähnen, dass zum Beispiel die Einleitung von Nitraten aus der Landwirtschaft dazu führe, dass „die Flora aufgrund der übermäßigen Nährstoffe massiv gewachsen ist und praktisch den ganzen Meeresboden bedeckt“. Und dass darüber hinaus Arten wie das Seepferdchen praktisch verschwunden seien und immer mehr exotische Pflanzen heimischen Arten den Garaus machten, so Isabel Rubio anlässlich eines Jahrestages, bei dem es keinen Grund zum Feiern gab.