Polizei meidet Torrevieja
Akuter Personalmangel: Stadt kann offene Stellen bei Ortspolizei nicht besetzen
Torrevieja– mar. Nicht eine der für 2020 neu ausgeschriebenen 19 Stellen für Ortspolizisten konnte Torrevieja besetzen, meldet die Gewerkschaftskonföderation CC.OO. Damit verschärft sich die Personalknappheit in der 85.000Einwohner-Stadt weiter. Nur 135 Polizisten hat die Policía Local derzeit im Dienst von 185 Planstellen. Davon gehen bis 2021 weitere zwei Dutzend in den Ruhestand, ein nicht unbedeutender Teil ist zudem nur innendienstfähig.
Weiter sind derzeit 20 Polizisten krankgeschrieben, so bleiben – zieht man noch die ganzen „Chefs“ab – nicht viel mehr als 60 Mann, die auf der Straße Dienst tun können. Wie berichtet, suchen auch immer mehr der knapp 200 Guardia Civiles aus Torrevieja das Weite durch Versetzung, denn neben ihrem eigenen Arbeitsaufwand sollen sie immer öfter auch Aufgaben der überforderten Ortspolizei übernehmen.
Der Grund, warum keine Polizisten kommen, liegt diesmal nicht im Mangel an Geld, das ist für die geplanten Stellen im Haushalt reserviert und kann für nichts anderes verwendet werden. Aber: Niemand will in der Vega Baja Dienst tun. Zu viele Überstunden und ein überbordender Arbeitsaufwand im Kriminalitäts-Hot-Spot Vega Baja würden die Beamten abschrecken, kommentiert die Gewerkschaft CC.OO den akuten Personalmangel. Mehr noch: Auf die ausgeschriebenen Stellen habe sich nicht einmal ein einziger Bewerber gemeldet, um die Bedingungen wenigstens in einem Vorstellungsgespräch auszuloten.
„Die Stadtregierung Torreviejas sollte ernsthaft in sich gehen, um zu ergründen, warum niemand hier als Polizist arbeiten will.“Ein konkreter Grund sei die steife Schichteinteilung, nur 35 Polizisten müssten die Nachtschichten unter sich aufteilen, für gerade 70
Euro im Monat mehr. Hier müsste man mehr Mittel locker machen und auch einen größeren Wechsel unter allen Kollegen ermöglichen. „Zur Zeit zieht man einen Heiligen aus, um einen anderen anzukleiden“, bebildern die Gewerkschafter das Hin- und Hergeschiebe in den Dienstplänen zwischen Guardia Civil und Ortspolizei.
Mit einem Maßnahmenpaket, das unter anderem einen leichteren Aufstieg für Polizisten in die Kommandoebene ermöglicht und einmal mehr den Einsatz von Polizeischülern in Praktika, will die Stadt bis zum Jahresende wenigstens die altersbedingten Abgänge ausgleichen. Von einer Aufstockung redet man derzeit lieber nicht.
„Zur Zeit zieht man einen Heiligen aus, um einen anderen anzukleiden“