Revolution mit Nanny
Sozialistischer Totalausfall: Torreviejas PSOE kommt nicht auf einen Nenner
Torrevieja – mar. Eigentlich sollte die Urwahl endlich Ruhe in die PSOE von Torrevieja bringen. Seit Monaten stritten sich die beiden Alpha-Sozialisten der Stadt, Andrés Antón und Andrés Navarro, darum, wer die „Revolution“gegen die PP-Herrschaft in der Stadt anführen solle. Das Mobbing untereinander ging so weit, dass man sich gegenseitig die eigenen Stadträte kaltstellte, um ja dem anderen nicht einen größeren Einfluss für seinen Flügel zuzugestehen.
Den langjährigen Sekretär der PSOE Torreviejas, Javier Manzanares, stadtbekannt als Elvis-Imitator, und dessen Gefolgsleute hatte man im Januar wegen Untätigkeit aus dem Vorstand gefeuert, mit Ränken, die dem Denver-Clan entnommen gewesen sein könnten. Zuletzt wurde die PSOE Torrviejas von der Regionalpartei in Valencia sogar unter Aufsicht einer ParteiNanny gestellt, die bis zur Einigung die Geschäfte führte.
Vorstandswahl angefochten
Vor zwei Wochen wurde die Sache entschieden. Andrés Navarro, der etwas mürrische Kandidat, der einst von der Partei aus Madrid den Torrevenser Genossen für die Kommunalwahlen vor die Nase gesetzt wurde, setzte sich in der Urabstimmung durch, vier der fünf Vorstände sind gewählte PSOEStadträte. Das Ergebnis, das eigentlich nun Einigkeit und Kampfkraft demonstrieren sollte, war traurig genug, nur 45 Prozent der 140 PSOE-Mitglieder Torreviejas kamen überhaupt wählen.
Doch vergangene Woche schon wurde diese Wahl wieder in Frage gestellt. Angeblich soll einer der in den Vorstand gewählten Männer, José Manuel Martínez Andreu, früher bei Izquierda Unida, zum Zeitpunkt der Wahl gar nicht eingetragenes PSOE-Mitglied gewesen sein. Und mehrere weitere seien zwar Mitglieder, wären aber mit den Beitragszahlungen in Verzug, was ihnen eigentlich das Stimmrecht suspendiert.
In den Parteizentralen von Valencia und Madrid nimmt man das Gestümper der Genossen an der südlichen Costa Blanca fassungslos wahr, denn eigentlich sollte die
PSOE als größte Oppositionspartei der PP und ihrem Bürgermeister Eduardo Dolón dessen autokratischen Regierungsstil um die Ohren hauen. Auch wären einige sich andeutende „Geschäfte“zu sezieren, mit dem wieder in alter Manier öffentliche Gelder in private Kanäle gelenkt werden – allen voran ein Müllvertrag im dreistelligen Millionenbereich.
Ganz zu schweigen von der absoluten Vernachlässigung der Heerscharen verarmter Menschen in Torrevieja, die in der Coronavirus-Krise noch mehr leiden, aber mit lächerlichen Almosen abgespeist werden. Eine Opposition auf Zack hätte unendliche Ansatzpunkte in Torrevieja, um Alternativen aufzuzeigen und die Menschen für ihre Interessen zu mobilisieren. Doch die PSOE, die sich nicht nur in Torrevieja von ihrer eigentlichen Klientel schon lange abgewendet hat, zerlegt sich lieber selbst, statt den Bürgermeister. Dabei hat die Stadt eine starke Opposition bitter nötig.
Torrevieja hat eine starke Opposition bitter nötig, doch die PSOE zerlegt sich lieber selbst