Greenpeace entsorgt gelbe Tonne
Missbräuche bei Wertstoffverwertung: Umweltschützer greifen Ecoembes und Recyclingsystem an
Madrid – sk. Die Wertstofftrennung scheint Müll zu sein. Greenpeace lässt in einem am Dienstag veröffentlichen Gutachten „Ecoembes lügt: Was hinter der Plastikverwertung in Spanien steckt“kein gutes Haar an der „gelben Tonne“und der Organisation Ecoembes, die in Spanien die Verwertung von Plastikreststoffen abwickelt. Mario Rodríguez, Greenpeace-Leiter in Spanien, prangert „Unregelmäßigkeiten“und „Defizite“eines Recyclingsystems an, das „es nicht geschafft hat, die Lawine von Plastik“aufzuhalten.
Ecoembes – hinter dem eine Firmenlobby steht, zu der unter anderem Coca-Cola, Colgate, Danone, Henkel, L’Oreal, Nestlé und Pascual zählen – spricht in einer ersten Stellungnahme von „mangelhafter Gründlichkeit“und „falschen“Informationen. Die Vorwürfe gegen Ecoembes und auch die Kritik an der Wertstofftrennung
in Spanien sind nicht neu. Vor einem Jahr bereits griff Greenpeace die Organisation an, da in Spanien „nur 25 Prozent des Plastiks recycelt“wird. Ecoembes versicherte daraufhin, man fände für 80 Prozent aus der gelben Tonne einen neuen Verwendungszweck.
Im neuen Bericht geht Greenpeace diesem Verwendungszweck nach und prüft, inwieweit die Produzenten von Getränken und Lebensmitteln ihrer Verpflichtung nachkommen, Verpackungen zu verwerten. Bei der Recherche fanden die Umweltschützer spanische Plastikbehälter auf Müllhalden in Malaysia – einem Land, das als „Brennpunkt des illegalen
Schmuggels mit Wertstoffen“gilt.
Der Plastikmüll wird – vermischt mit anderen Abfällen – in Containern verschifft. Das asiatische Land schickte zuletzt 150 Container zurück an die Absender. Zehn davon erreichten spanische Häfen, wo die Behörden dem illegalen Müllexport auf den Grund gehen. Allerdings übernimmt Ecoembes nicht direkt die Wertstoffbehandlung. Das Plastik wird in Anlagen getrennt, mit deren Betreibern es kooperiert. Die Irregularitäten sind für Ecoembes „Einzelfälle“, die nicht den Ruf „einer jahrelangen guten Arbeit bei der Plastikverwertung“beschmutzen dürften.
Spanien ersäuft seit geraumer Zeit im Plastikmeer. Solange es China zuließ, verschiffte das Land laut Interpol etwa 60 Prozent seines Plastiks dorthin. Seit 2018 spielt China nicht mehr mit. Nun häuft sich das Plastik in Halden.
Seitdem nehmen die Brände in Europa und vor allem auf spanischen Halden zu. Den Untersuchungen zufolge brannte es zwischen 2012 und 2019 in fast 270 Wertstoffanlagen, 35 davon betreibt Ecoembes. Die Umweltschutzbrigade Seprona geht von Brandstiftung bei 15 Prozent der Halden-Brände aus.
Greenpeace fordert Pfand, Kreislaufwirtschaft und Ende der Einwegstoffe
40.000 Tonnen Müll abgeladen
Schlimm geht es auf der Halde in Utiel bei Valencia zu, wo seit Jahren über 40.000 Tonnen Müll irregulär abgeladen werden. Und sechs der acht beteiligten Firmen kooperieren laut Greenpeace mit Ecoembes. Die Umweltschützer fordern Änderungen bei der Wertstoffverwertung und drängen auf ein Pfandsystem, auf Kreislaufwirtschaft und die Abschaffung der Einwegverpackungen. Versuche, diese Wege zu beschreiten, würden am Widerstand von Ecoembes scheitern.