Rebell flüchtet nach Madrid
Venezuela macht Spanien Vorwürfe – Flucht von Oppositionsführer López über Bogotá zu Familie
Madrid – dpa. Überraschend gelingt Leopoldo López die Flucht nach Spanien. Der Anführer der venezolanischen Opposition lebte seit eineinhalb Jahren in der spanischen Botschaft in Caracas verschanzt – als Gast. Venezuela reagiert wütend auf seine Ausreise.
Die venezolanische Regierung von Präsident Nicolás Maduro erhob nicht nur schwere Vorwürfe gegen den vom Regime verurteilten López, sondern auch gegen Spanien. Wie López die Ausreise gelang – darüber verlor er in Madrid kein Wort. Wohl bezeichnete er Nicolás Maduro gegenüber Ministerpräsident Pedro Sánchez als „Mörder“, der paramilitärische Truppen auf Regimegegner hetze.
Venezuelas Regierung wirft Botschafter Jesús Silva vor, die heimliche Ausreise organisiert zu haben. Von der Botschaftsresidenz aus habe López mit Silvas Wissen die „terroristische“„Operation Gedeón“geplant – mit dem Ziel, Maduro zu ermorden und das Land zu destabilisieren. Das Verhalten Spaniens sei feindselig, unverschämt und inakzeptabel und verstoße gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen, hieß es aus Caracas.
Spaniens Außenministerium hatte zuvor López’ Ankunft in Madrid verkündet, wo dieser mit seiner Familie zusammengetroffen sei. Es verurteilte Festnahmen von Mitarbeitern der Botschaft in Caracas und Durchsuchungen der Wohnungen
von Botschaftspersonal. Derweil wolle López seine Aufgaben als Kommissar in der Regierung des selbst ernannten Interimspräsidenten
Venezuelas, Juan Guaidó, weiter erfüllen, meinte López. Als sein Ziel nannte er freie, unabhängige und überprüfbare Wahlen in Venezuela.
Guaidó und Maduro liefern sich seit Anfang 2019 einen erbitterten Machtkampf. Viele Staaten haben Guaidó zwar als legitimen Interimspräsidenten anerkannt, er konnte sich in Venezuela aber nicht gegen Maduro, der vom Militär gestützt wird, durchsetzen.
Der 49-jährige López war 2014 festgenommen worden, nachdem bei Protesten gegen die autoritäre, sozialistische Regierung mehr als 40 Menschen gestorben waren. Ein Gericht verurteilte López wegen Anstachelung zu Gewalt zu fast 14 Jahren Haft. Viele Regierungen sahen in ihm einen politischen Gefangenen.
Nach drei Jahren im Gefängnis bekam López aus gesundheitlichen Gründen Hausarrest.
Im Schutz der Botschaft
Am 30. April 2019 befreiten ihn aufständische Soldaten auf Anweisung von Guaidó. Ein geplanter Umsturzversuch gegen die Regierung scheiterte allerdings. López suchte daraufhin noch am selben Tag Schutz in der spanischen Botschaft in Venezuelas Hauptstadt.
Sein Vater, Leopoldo López Gil, vertritt die konservative Volkspartei (PP) im Europaparlament.
Erbitterter Machtkampf zwischen Guaidó und Chávez-Spross Maduro