Leichen auf dem Weg in eine bessere Zukunft
Hilfswerk Caminando Fronteras beklagt über 4.400 tote Migranten auf Spanien-Routen 2021
Madrid – dpa. Mehr als 4.400 Migranten sind nach Angaben der angesehenen Hilfsorganisation Caminando Fronteras vergangenes Jahr bei dem Versuch gestorben, Spanien auf dem Seeweg zu erreichen. Die Zahl habe sich im Vergleich zu 2020 verdoppelt, damals seien 2.170 Migranten gestorben, teilte das Hilfswerk mit.
So viele Todesopfer wie 2021 habe es noch nie gegeben. Allein auf der Route von Westafrika zu den Kanaren seien im Atlantik 4.016 Menschen ums Leben gekommen, hieß es. Mit der Überfahrt setzen sich die Flüchtlinge der Gefahr starker Strömungen aus.
Zahlen gehen weit auseinander
Die Zahl der spanischen Organisation liegt etwa dreieinhalb Mal so hoch wie jene der UN-Organisation für Migration (IOM). Caminando Fronteras erklärte dazu, ihre Aktivisten hätten direkten Kontakt zu Überlebenden von Bootsuntergängen und zu den Familien der
Migranten in Afrika. Daten aus Primärquellen würden in allen Fällen mit Informationen von Migrantengemeinschaften, von amtlichen Stellen sowie von sozialen Organisationen abgeglichen.
Die IOM räumt zudem auf ihrer Homepage ein: „Da tödliche Unfälle oft erst Wochen oder Monate später registriert werden, dürfte die endgültige Zahl der Todesopfer 2021 noch viel höher liegen.“Caminando Fronteras weist darauf hin, dass es sich bei den 4.404 Opfern um 4.175 bestätigte Todesfälle sowie um 229 Migranten handele, die Monate nach dem Migrationsversuch verschwunden seien. „Dies sind schmerzliche Zahlen“, sagte María González Rollán, Mitverfasserin des Jahresberichts des Hilfswerks. Unter den Opfern seien der eigenen Erfassung zufolge 628 Frauen und 205 Kinder. Laut Innenministerium kamen im vergangenen Jahr 37.385 Migranten nach Spanien, im Jahr zuvor waren es 38.014.