Erlahmende Boomtown
El Ejido feiert 40. Geburtstag – Ihre besten Jahre hat die Stadt indes schon hinter sich
El Ejido – jan. Jedes Jahr am 11. September, wenn (fast) die ganze Welt in Erinnerung an die islamistischen Anschläge in den USA 2001 trauert, wird in El Ejido gefeiert, und zwar der eigene Geburtstag. An einem 11. September – jener des Jahres 1982 – wurde El Ejido nämlich als eigenständige Gemeinde konstituiert. Die drittgrößte Stadt der Provinz Almería ist also noch gar nicht so alt. Obwohl sie nach rasanter Entwicklung bereits ernste Alterserscheinungen aufweist.
Sehr schwierig gestaltete sich vor vier Jahrzehnten die Geburt El Ejidos. Die boomende Landwirtschaft hatte die Bevölkerung auf rund 25.000 Einwohner anwachsen lassen, weit mehr als das historisch bedeutendere aber in seiner Entwicklung längst weit zurückbleibende Dalías, dem El Ejido verwaltungstechnisch unterstellt war. So wuchs damals die Schar jener, die darauf drängten, das Rathaus von Dalías nach El Ejido zu verlegen, unaufhaltsam an.
Trennung im Streit
Gegen heftigen Widerstand der Dalienses, die ihren Status als Hauptstadt der Gemeinde nicht verlieren wollten, wurde der Umzug im Mai 1981 schließlich auch vollzogen. Der Streit zwischen den rivalisierenden Ortschaften Dalías und El Ejido war damit indes längst noch nicht beigelegt. In der Folge kam nämlich in Dalías eine separatistische Bewegung auf, die letztlich in einer Scheidung münden sollte, die im besagten September 1982 vollzogen wurde.
Seither gingen beide Ortschaften getrennte Wege, wobei jener El Ejidos lange Zeit von großen Erfolgen gekrönt war. Zur Jahrtausendwende wies die Stadt die höchste Bankendichte in ganz Spanien auf, im Jahr 2005 eröffnete die renommierte Warenhauskette El Corté Inglés ihre bis heute einzige Filiale in der Provinz Almería und zehn Jahre später gaben die Rolling Stones in El Ejido das letzte von nur vier Konzerten im Rahmen ihrer Spanien-Tournee.
Das war dann aber auch mit die letzte Sensationsnachricht, mit der El Ejido in den Medien für positive Schlagzeilen sorgte. Im Jahr 2009 wurde nämlich der Korruptionsfall Poniente aufgedeckt. Ein aus Lokalpolitikern – darunter der ehemalige Bürgermeister Juan Enciso
–, Rathausbeamten und Unternehmern gebildetes Netzwerk hatte die Stadtkasse über Jahre systematisch geplündert. An dem hinterlassenen Schuldenberg knabbert die Gemeinde noch immer.
Attraktivität verloren
Weshalb sich El Ejido bis heute keine großen Sprünge erlauben kann und für Investitionen in besonderem Maße auf Subventionen aus Brüssel angewiesen ist. Von ihrer einstigen Strahlkraft hat die Stadt denn auch viel eingebüßt. So ist sie etwa in der Einwohnerzahl inzwischen von Roquetas überflügelt worden. Mittlerweile haben die Roqueteros schon eine eigene Feuerwehrwache und für Krankenhausbehandlungen werden sie bald auch nicht mehr, wie seit 1996 der
Fall, das Hospital in El Ejido aufsuchen müssen.
Die Geburtstagsfeier, die am vergangenen Sonntag im Rathaus vollzogen worden ist, hat man sich durch die zuletzt nicht mehr so erfreuliche Entwicklung aber nicht vermiesen lassen. Wie immer bestand sie in einem offiziellen Akt, in dem herausragende Personen und Institutionen für ihre Verdienste ausgezeichnet worden sind. Eine ganz besondere Ehre wurde dem im März dieses Jahres verstorbenen Kommunalpolitiker José Antonio García zuteil. Dieser hatte vor vierzig Jahren erst als Bürgermeister von Dalías und in der Folge als erster Bürgermeister von El Ejido den Konflikt zwischen Dalienses und Ejidenses an vorderster Front erleiden müssen.