Die ganze Welt umarmt
Nach US-Open-Sieg führt junger Spanier Carlos Alcaraz ATP-Liste an
New York – dpa/sw. Am Montag ist Spanien an der Spitze der Weltrangliste aufgewacht. Ganz oben vom Thron grüßt jedoch kein altbekannter König herab, sondern ein junger Mann aus Murcia: Carlos Alcaraz. In einem packenden Finale der US Open besiegte der 19-Jährige den Norweger Casper Ruud (23 Jahre) mit 6:4, 2:6, 7:6 (7:1), 6:3. und sicherte sich nicht nur seine erste GrandSlam-Trophäe. Auch ist Alcaraz nun die neue Nummer eins der Tennis-Welt. Ein Rekord: Jünger als der Spanier war noch kein Tennisspieler an der Spitze der ATPWeltrangliste. Selbst Nadal nicht.
Im Moment des großen Triumphs fiel von Carlos Alcaraz alles ab. Der Jungstar aus Spanien schmiss seinen Schläger beiseite und ließ sich fassungslos zu Boden fallen. Dann fand er doch noch ein paar Kräfte und rannte in seine Box, wo er Freunde, Familie und Trainer umarmte. Am liebsten hätte der überglückliche Tennisprofi aber wohl die ganze Welt umarmt: „Das ist etwas, wovon ich immer geträumt habe, Nummer eins der Welt und ein Champion bei einem Grand Slam zu sein“, so Alcaraz. „Es fällt mir gerade schwer, darüber zu sprechen. Ich habe viele Emotionen.“
Das Ausnahmetalent ist zudem der erste Teenager seit Landsmann Rafael Nadal im Jahr 2005 (French
Open), der bei einem Grand-SlamTurnier triumphieren konnte. Einen jüngeren Sieger bei den US Open gab es zuletzt vor 32 Jahren durch US-Amerikaner Pete Sampras. Einer der ersten Gratulanten war Nadal via Twitter: „Das ist der Höhepunkt deiner ersten großartigen Saison, es werden sicher noch viele weitere folgen.“
Für den Sieg kassierte Alcaraz ein Preisgeld von 2,6 Millionen US-Dollar. Der unterlegene Ruud, der sich als erster Norweger zum Grand-Slam-Turniersieger und
Weltranglistenersten hätte küren können, darf sich immerhin mit 1,3 Millionen US-Dollar trösten.
Als Nummer eins für Spanien
Vor dem Match im Arthur Ashe Stadium wurde am Jahrestag des Terror-Anschlags vom 11. September 2001 eine Schweigeminute eingelegt. Beide Jungstars starteten vor 24.000 Fans nervös, wobei sich bei Alcaraz im zweiten Satz die enormen Strapazen der vorherigen sechs Partien mit einer Gesamt-Spielzeit von 20:19 Stunden bemerkbar
machten. Doch der Spanier kämpfte sich zurück. Der Wendepunkt schlechthin war der Tie-Break im dritten Satz, den Alcaraz spektakulär mit 7:1 für sich entschied. Danach lief es wie am Schnürchen für Alcaraz, der nun mit Spanien weitersiegen will. Zum Auftakt des Davis Cup in Valencia, am Mittwoch gegen Serbien (nach Redaktionsschluss) war die Teilnahme des Murcianers vorgesehen. Das Finalturnier startet Ende November in Málaga. Zuvor muss Spanien auch Südkorea und Kanada bezwingen.