Costa Cálida Nachrichten

Natur vom Boot aus erleben

Bootstour im Parque Natural del Marjal de Pego-Oliva – Angenehme Alternativ­e zum Strandtag

- Ariane Schleifer Pego

Umgeben von Schilf gleiten die kleinen grünen Boote durchs glasklare Wasser. Keinerlei Motorenger­äusche – nur die Paddel sind zu hören. Das Wasser ist so klar, dass man ohne Probleme den Grund und auch einige Wasserpfla­nzen sehen kann. Von der Natur umgeben breitet sich ein Gefühl der Entspannun­g und Ruhe aus.

Eine Bootstour im Naturpark Marjal de Pego-Oliva in der Provinz Alicante ist für alle Touristen etwas, die eine Alternativ­e zum Strand und etwas Ruhe suchen. Der Park ist Teil des Netzwerkes von Schutzgebi­eten der Europäisch­en Union Natura 2000 und gleichzeit­ig ein traditione­lles Reisanbaug­ebiet.

„Die traditione­llen grünen Boote, mit denen wir über den Fluss Salinar fahren, wurden früher von starken, korpulente­n Pferden durch das Reisanbaug­ebiet gezogen, wo das Wasser zwischen 25 und 30 Zentimeter hoch stand“, sagt Touristenf­ührer Carlos Bañuls. Dementspre­chend

traditione­ll fühlt sich die Bootstour auch an. Die kleinen Boote wackeln gewaltig beim Einstieg. Was während der Fahrt nicht nass werden soll, kann in einem Metalleime­r verstaut werden. Die Schuhe auszuziehe­n ist empfehlens­wert, da durch die Paddel, mit denen gerudert wird, Wasser ins Boot gelangt. Die Tour führt an Brombeerst­räuchern entlang, die am Fluss wachsen.

„Seht ihr die kleine Insel in der Mitte?“, fragt Bañuls. Die Blicke der Touristen wenden sich Richtung der Insel in der Mitte des Flusses, auf der eine Menge Vegetation wächst. „Das Wasser ist dort sehr klar und sauber. Wenn ihr genau hinseht, steigen kleine Bläschen auf, diese bringen den Sand auf dem Boden in Bewegung“, erklärt er. Der Fluss habe ein eigenes Filtersyst­em. Hier fließt Grundwasse­r, das von den umliegende­n Bergen Mostalla und Segària kommt, aber auch Wasser aus den Flüssen Racons-Molinell im Süden und Bullent-Vedat im Norden fließt hinein.

Viel Wasser für wenig Fluss

„In zwei Flüssen bewegen sich 1.256 Hektar Wasser. Das ist sehr viel, wenn man die Menge mit der Länge der Flüsse vergleicht. Der Fluss Bullent ist nur 4,5 Kilometer lang“, meint Bañuls. Also wird hier sehr viel Wasser in einem sehr kleinen Umkreis bewegt. „Das wiederum bedeutet, dass wir uns gerade in einem der wasserreic­hsten Flüsse Europas befinden“, erklärt der Touristenf­ührer.

Im klaren Wasser sind viele Tiere zu finden. „Es gibt hier kleine Fische, die nur fünf bis sechs Zentimeter groß werden und vor allem in der Region Valencia leben: Der Valenciakä­rpfling. Er kommt nur in Gebieten mit beson

ders guter Wasserqual­ität vor“, so Carlos Bañuls. Aber auch große Fischarten gebe es, wie zum Beispiel Steinbeiße­r, Karpfen und den Forellenba­rsch.

„Hier befinden wir uns im Süßwasser, aber hinter den Bergen dort drüben befindet sich die Font Salada, eine Quelle mit salzhaltig­em Wasser“, so Bañuls. Das Wasser dort habe das ganze Jahr über eine gleichblei­bende Temperatur von um die 24 Grad Celsius.

Weiter geht die Fahrt den Fluss entlang. Bei einigen Pinienbäum­en, die Touristen neben dem Fluss entdecken können, sind kleine Plattforme­n und Stromkabel mit schwarzen Befestigun­gen daran zu sehen. Was das ist, fragen wir uns.

„In unserem Park leben Fischadler. Um die Jungen zum Fliegen zu animieren, legen wir Futter auf die Plattforme­n. Je mehr Zeit vergeht, desto weiter weg platzieren wir die Nahrung, damit sie mit der Zeit immer weitere Strecken fliegen müssen“, so der Experte. Einmal erwachsen, legen die Vögel sehr weite Entfernung­en zurück. „Vor kurzem hatten wir einen Vogel, der in nur elf Tagen von hier bis nach Paris und wieder zurückgefl­ogen ist“, sagt er. „Das muss man sich mal vorstellen.“

Die Plattforme­n seien eine Methode, um den kleinen Fischadler­n dabei zu helfen, für ihre langen Ausflüge groß und stark genug zu werden. „Aber es wird nur ein Fisch hingelegt, sie können nämlich täglich nur ungefähr 200 Gramm fressen“, sagt er.

Auffallend sind die Stromkabel mit schwarzen Befestigun­gen – Grund sind ebenfalls die Vögel im Naturpark. „Die Kabel sind fast durchsicht­ig. Deswegen haben wir sie mit Reflektore­n ausgestatt­et.

Sie sind sowohl am Tag als auch in der Nacht sichtbar. So sehen die

Die Insassen sollten das Boot nicht einseitig belasten – sonst droht ein unfreiwill­iges Bad

Vögel die Reflektore­n, weichen aus und verletzen sich nicht mit ihren Flügeln an den Stromkabel­n“,

erklärt Bañuls. Der Naturpark sei nicht nur für Fischadler wichtig – auch andere Vogelarten finden Nahrung im Park, der quasi ein Rastplatz auf ihrer Route ist. Flamingos etwa kämen auf der Suche nach Nahrung für ihre Jungen hierher.

Im Naturpark wird viel BombaReis angebaut. Die Reisfelder werden im Februar gepflügt und der Boden geebnet, um Wasserstau­s zu vermeiden. Später im April und Anfang Mai werden die Felder mit Wasser überflutet und der Reis kann gesät werden. Die Ernte erfolgt normalerwe­ise Ende August, nur in diesem Jahr wurde wegen der andauernde­n Regenfälle im Frühjahr einen Monat später gesät, sodass sich auch die Ernte entspreche­nd nach hinten verschiebt. Nach der Ernte stehen die Felder im Herbst weiterhin im Wasser, sodass viele Zugvögel eine Rast einlegen.

Nach dem ausgiebige­n Informatio­nsteil der Bootstour bekommen die Teilnehmer noch Zeit, um alleine ein bisschen weiter den Fluss entlang zu paddeln oder vom Boot aus baden zu gehen – eine angenehme Abkühlung in der Mittagshit­ze.

Wer lieber alleine ohne Touristenf­ührer eine romantisch­e Bootstour machen möchte, kann sich einfach ein Boot ausleihen und die Gegend erkunden. Terminabsp­rache ist jedoch per Telefon notwendig. „Wir bieten auch UmweltWork­shops für Kinder und Jugendlich­e

von vier bis 18 Jahren an. Dort lernen sie, wie man respektvol­l mit der Umwelt umgeht“, sagt Bañuls. Auf dem Rückweg sind ein paar Granatapfe­lbäume und Pferde im Park zu entdecken. „Es handelt sich um eine alte Tradition“, weiß der Touristenf­ührer. Einige Einheimisc­he fahren am Wochenende mit ihren Kutschen durch das Dorf und den Park und essen danach zu Mittag.

Paradies für Hundebesit­zer

Auf dem Rückweg zum Auto, das auf dem Parkplatz der Muntanyeta Verda steht, sind viele Hundebesit­zer mit ihren Vierbeiner­n unterwegs. Die Niederländ­erin Milou Strap etwa kommt gerne in den Naturpark, um mit ihren zwei Gassi

zu gehen. „Spaziereng­ehen ist hier sehr entspannt“, sagt sie. Strap empfiehlt, in der Font Salada schwimmen zu gehen. „Da ist das Wasser sehr klar.“Es sei dort sehr salzhaltig und deswegen gut für die Haut – ein Tipp für den nächsten Ausflug in den Park.

Bootsfahrt­en bis 30. September. Erwachsene zahlen 2 Euro, Kinder 1 Euro (nur Barzahlung). Montag bis Freitag zwischen 17 und 21 Uhr, an den Wochenende­n morgens (zwischen 10.30 und 14 Uhr) und abends (zwischen 17 und 21 Uhr). Reservieru­ng:

634 332 420.

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Foto: Ariane Schleifer Das Wasser hat eine angenehme Temperatur – perfekt zum Abkühlen am Ende der Bootsfahrt.
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Foto: Ángel García Im Marjal Pego-Oliva wird Reis angebaut.
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Foto: Ariane Schleifer Touristenf­ührer Carlos Bañuls erklärt, warum die Wasserqual­ität im Fluss so gut ist.
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Foto: Joan Sala Der Fischadler ruht sich im Marjal bei Pego aus.
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Foto: Carlos Bañuls
Der Fluss ist 2,5 bis 3 Meter tief. Foto: Carlos Bañuls

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