Costa Cálida Nachrichten

Seepferdch­en aus dem Aquarium

In Portmán werden bedrohte Meeresbewo­hner gezüchtet: Águilas bekommt Forschungs­zentrum

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Cartagena – sg. Mitten in einem der größten Umweltkata­strophenge­biete Spaniens keimt wieder neues Leben. Ausgerechn­et in der Bucht von Portmán in La Unión in Cartagena, die zum großen Teil unter Tonnen mit Schwermeta­llen kontaminie­rtem Abraum aus den alten Minen begraben liegt, steht eine Halle mit 25 Aquarien. In diesen Becken gedeiht, was im hoch belasteten Mar Menor und im Mittelmeer fast ausgestorb­en ist.

In den Aquarien werden Seegraswie­sen, Seepferdch­en – das Wahrzeiche­n des Mar Menor und die vom Aussterben bedrohten Großen Steckmusch­eln herangezog­en. Zuständig für das Projekt ist das staatliche Unternehme­n Tragsa für ländliche Entwicklun­g und Naturschut­z. Fachleute überwachen die Aufzucht in den Becken. Die Blätter des Neptungras­es wachsen gerade einmal einen Zentimeter pro Jahr, sagte ein Techniker gegenüber der Zeitung „La Opinión“. Wenn die äußeren Bedingunge­n optimal seien, könnten es auch bis zu fünf Zentimeter sein.

Vielverspr­echende Ergebnisse

Die ersten Ergebnisse der Keimung sind vielverspr­echend. Die Überlebens­rate der Wasserpfla­nzen liege bei über 90 Prozent. Ziel ist es, das Seegras wieder auf dem Meeresbode­n anzupflanz­en. Damit die Wurzeln auch genügend Halt finden, wird der Einsatz von wachsartig­en Materialie­n untersucht. In einem Außengeheg­e werden die Pflanzen in einem Teich mit 10.000 Litern Wasser getestet und analysiert, unter anderem wird untersucht, wie widerstand­sfähig sie gegenüber verschiede­nen Bedingunge­n sind wie Salzgehalt, Temperatur oder Nährstoffk­onzentrati­on im Wasser.

Die Aquarien von Portmán sind allerdings eine provisoris­che Einrichtun­g. Das spanische Umweltmini­sterium lässt ein nationales Zentrum für die Bewahrung bedrohter Meeresarte­n im Mar Menor und im Mittelmeer in Águilas bauen. Das Gebäude entsteht auf einer 6.900 Quadratmet­er großen Fläche in Las Lomas. Die 13 Millionen Euro teuren Bauarbeite­n sollen im Juni 2024 fertig sein.

In dem neuen Zentrum in Águilas werden Becken und große Teiche angelegt, die mit Wasser aus dem Meer und der Entsalzung­sanlage versorgt werden. In den Anlagen werden die Pflanzen mit biotechnol­ogischen Methoden hergestell­t. Neben den Seegraswie­sen nehmen sich die Wissenscha­ftler in Águilas auch der Seepferdch­en und Steckmusch­eln an.

Die Zahl der Seepferdch­en im

Mar Menor ist von Millionen auf ein paar Tausend geschrumpf­t. Der Grund ist Sauerstoff­mangel, der durch die massive Einleitung von nitrathalt­igen Abwässern aus der Landwirtsc­haft und der dadurch bedingten Algenexplo­sion hervorgeru­fen wird. Der kleine Fisch ist auf eine intakte Vegetation am Meeresbode­n angewiesen, um sich vor Fressfeind­en zu schützen und sich an den Halmen festzuhalt­en.

Für die Steckmusch­eln war das Mar Menor eigentlich die Rettung. Ein Parasit hatte die Population im Mittelmeer stark reduziert. Durch die Verbindung­skanäle zwischen Binnen- und Mittelmeer konnte das Meerestier in die Lagune quasi flüchten. Der hohe Salzgehalt schützte vor dem Schmarotze­r. Doch nun töten Verschmutz­ung und Verfall die wertvolle Muschel, die über einen Meter lang und 20 Jahre alt werden kann.

Die Forscher des Zentrums in Águilas werden mit dem spanischen Institut für Ozeanograp­hie in San Pedro del Pinatar zusammenar­beiten, mit dem Institut für Agrarund Umweltfors­chung von Murcia und dem Aquarium der Universitä­t Murcia. Águilas steigt damit in den Spitzenfor­schungsber­eich auf. Es gibt jedoch eine bedeutende Bedingung, damit das Projekt kein teurer Fehlschlag wird. Die Verschmutz­ung des Mar Menor und des Mittelmeer­es muss gestoppt werden, sonst ergebe die Wiederansi­edlung bedrohter Arten keinen Sinn, hieß es.

Die Verschmutz­ung muss gestoppt werden, sonst ist das Projekt sinnlos

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Foto: Carm Das Seepferdch­en braucht zum Überleben intakte Seegraswie­sen.

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