Grabstätte mit Geschichte
Verfallenes Mausoleum auf Mazarróns Friedhof geht in den Besitz der Gemeinde über
Mazarrón – sg. Der Stadtfriedhof von Mazarrón ist eine Besichtigung wert. Der Besucher bekommt monumentale Grabmäler im Jugendstil zu sehen und erfährt anhand der Begräbnisstätten viel über die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Der Friedhof wurde 1900 eröffnet. Ein Mausoleum ist nun in den Blickpunkt geraten: Die Grabstätte des angesehenen Notars Francisco Povo, der den Bau vor einem Jahrhundert in Auftrag gegeben hatte.
Eigentlich sollten dort Povo, seine Frau Matilde Paredes und die Tochter Ignacita beerdigt werden. Doch letztlich wurde nur das Grab der Tochter belegt. Das einst imposante Bauwerk verfällt derzeit, da niemand mehr für den Erhalt verantwortlich ist. Gemäß den Vorschriften geht das Grabmal in das Eigentum der Gemeinde Mazarrón über.
Restaurierung geplant
Die Stadtregierung beabsichtigt, das Denkmal aufgrund seines historischen und kulturellen Werts zu restaurieren. Noch ist allerdings nicht klar, wofür es verwendet werden soll. Wie die Renovierung und Instandsetzung der Gruft finanziert werden soll, darüber sollen die Bürger entscheiden. Im Rahmen des Bürgerhaushalts sind sie aufgerufen bis zum 7. November darüber abzustimmen, ob für dieses Projekt Geld im Haushalt bereitgestellt werden soll.
Das Mausoleum der Familie Polvo steht nicht unter Schutz, obwohl es nach Meinung des Architekten und Experten in Modernismus Guillermo Cegarra Beltrí ein herausragendes Beispiel für diese Stilrichtung des frühen 20. Jahrhunderts darstellt. Cegarra vertritt anhand von unverwechselbaren Details die Hypothese, dass es sich um einen Entwurf seines Urgroßvaters, des Architekten Víctor Beltrí, handelt. Víctor Beltrí gilt als Referenz des Modernismus in der Region Murcia und hat die Architektur von Cartagena und La Unión geprägt.
Wie es dazu kam, dass der Architekt auch ein Grabmal in Mazarrón gestaltete, ist nicht ganz geklärt. Forscher vermuten, dass Beltrí den Sommer in Mazarrón verbrachte, wo eine seiner Töchter lebte, und dabei in Kontakt mit der High Society der Stadt kam, die mit dem Bergbauboom reich geworden war. So kam es zu dem
Auftrag. Ein weiteres Mausoleum der Familie Martínez-Oliva auf dem Friedhof von Mazarrón trägt ebenfalls die Handschrift von Beltrí.
Die damalige High Society ließ sich Gräber von Architekten gestalten
Dass Povo nicht wie gewünscht in seinem Mausoleum in Mazarrón beigesetzt wurde, liegt an einer Missachtung seines Testaments. Der Notar, der seinen Lebensabend in La Unión verbrachte, hatte verfügt, dass sein Neffe 1.500 Peseten für die Überführung seiner sterblichen Reste bekommen sollte. Povo wurde am 6. Juni 1926 schließlich in La Unión begraben.